Wo die Kunst zu Hause ist SüdstART Bonn: Viele Künstler öffneten ihre Ateliers

BONN · Um in das Atelier von Cornelia Gyárfás zu gelangen, muss man erst einmal ihre Küche durchqueren. Die Arbeitsstätte der Künstlerin in der Kaiserstraße ist nämlich in ihrer Wohnung untergebracht.

 Ihr Atelier öffnete am Wochenende auch die Künstlerin Cornelia Gyárfás.

Ihr Atelier öffnete am Wochenende auch die Künstlerin Cornelia Gyárfás.

Foto: Barbara Frommann

Die Wände des kleinen Ateliers hängen voll mit Gyárfás' Arbeiten. Im Rahmen der Aktion "Offene Ateliers in der Südstadt" öffnete auch die 61-Jährige am Samstag und Sonntag ihren Arbeitsraum für Besucher.

Gyárfás fertigt ausschließlich Druckgrafiken, benutzt dafür jedoch unterschiedliche Techniken. Ihre Motive sind Menschen, Landschaften und Straßenszenen. Besonders am Herzen aber liegen ihr die Literatenköpfe, also die Por-träts bekannter Schriftsteller.

Und so hängt an den Wänden eine Reihe von Holz- und Linolschnitten, die etwa den Autor Edgar Allen Poe oder auch die dänische Lyrikerin Inger Christensen zeigen. "Die sind im Hochdruckverfahren entstanden - das vereinfacht die Motive sehr stark, und dadurch sind sie zugespitzter und stärker abstrahiert", erklärte Gyárfás.

Doch warum interessiert sie sich vor allem so für Schriftsteller? "Von Haus aus bin ich eigentlich Historikerin und Literaturwissenschaftlerin", erklärte Cornelia Gyárfás. Wie die verschiedenen Drucktechniken funktionieren, hat sie sich selbst beigebracht.

Ihre aktuellen Arbeiten sind Radierungen, die Straßenszenen aus New York zeigen. Eins ihrer Werke zeigt Fußgänger und Radfahrer auf der Brooklyn Bridge, ein anderes einen orthodoxen Juden in der Grand Central Station. Anders als der Holz- oder Linolschnitt ist die Radierung ein Tiefdruckverfahren.

"Die Radierung ist weniger abstrakt, man kann damit sehr realistisch arbeiten." Aber was reizt Gyárfás an den oft sehr aufwendigen Drucktechniken? "Bei der Druckgrafik kann man Technik sehr schön mit künstlerischem Ausdruck verbinden", erklärte sie. "Es ist das Handwerkliche, das mich besonders interessiert."

Die Künstlerin beteiligt sich bereits seit 2002 an der Aktion "Offene Ateliers in der Südstadt". Organisiert wird das Wochenende von "SüdstART Bonn", einem Zusammenschluss von Künstlern aus der Südstadt. Am Samstag und Sonntag öffneten insgesamt 33 Künstlerinnen und Künstler in 20 Ateliers ihre Türen.

"Die Aktion ist eine schöne, aber auch anstrengende Angelegenheit", sagte Gyárfás. "Immerhin muss man zwei Tage lang sehr präsent sein." Etwa hundert Besucher kämen an so einem Wochenende vorbei. "Allerdings liegt meine Galerie eher am Rand und nicht so zentral wie die vieler anderer Künstler."

"Wir haben unseren Rundgang heute bei Frau Gyárfás begonnen", sagte eine Besucherin. Sie fachsimpelte mit der Künstlerin, fragte nach technischen Details, lobte die "feine Körnung" der Arbeiten und interessierte sich für die Radierpresse. Sie besuche fast jedes Jahr die offenen Ateliers, sagte die Bonnerin.

"Aus Erfahrung weiß ich, dass die Zeit am Ende immer knapp wird. Aber es ist toll, die Künstler in ihrem Arbeitsumfeld erleben zu können."

Wer ist "SüdstART Bonn"?

SüdstART ist eine Gruppe von Künstlern aus der Bonner Südstadt. Die Ateliergemeinschaft gründete sich vor mehr als 30 Jahren. Zu Beginn beteiligten sich allerdings nur wenige Künstler daran. Mittlerweile gehören der Gruppe 37 Mitglieder an, vier davon nahmen in diesem Jahr jedoch nicht an den "Offenen Ateliers in der Südstadt" teil.

Das Wochenende der offenen Arbeitsstätten findet jedes Jahr an einem Novemberwochenende statt. Die Veranstaltung ist das einzige Projekt der Gruppe - nur einmal versuchte sich "SüdstART" an einem Sommermarkt, den sie allerdings nicht fortsetzten. Mehr Informationen gibt's auf www.suedstart.de.

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