Tradition beim 1. FC Köln Diese Torhüter haben den FC geprägt
Timo Horn: Lange war es nicht vorstellbar, dass ein anderer das Tor des 1. FC Köln hüten könnte als der gebürtige Kölner. Bereits als Neunjähriger wechselte er vom SC Rondorf ans Geißbockheim. Selbst bekennender FC-Fan, entwickelte er sich zum Stammkeeper – und blieb das fast zehn Jahre. Erst in dieser Saison wurde der mittlerweile 28-Jährige aus dem „heiligen“ Kölner Kasten verdrängt. Das hatte zunächst wenig mit seiner Leistung zu tun. Erst verletzte er sich am Knie, und als er um seine Chance im DFB-Pokal erneut kämpfen wollte, erkrankte er. Den Kampf um die Kölner Nummer 1 hat der tadellose Profi, der von den Fans jedoch nicht immer rückhaltlos unterstützt wird, noch nicht aufgegeben. Da sein Vertrag aber noch bis 2023 läuft, ist sein Weggang am Ende der Saison – sollte es bei der Gewichtung im FC-Tor bleiben – gut möglich. Eine Ära in Köln ginge dann zu Ende für jenen Mann, der bislang 299 Pflichtspiele für den FC bestritt. Ihm wurde der Sprung in die Nationalmannschaft zugetraut, bisher kam er aber nicht über vier Spiele für die U21 hinaus. Mit dem DFB-Team gewann er bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio die Silbermedaille.
Faryd Mondragon: Nach einer kleinen Welttournee schloss sich der kolumbianische Nationaltorhüter dem FC an – da war er schon 36. Ein Jahr später gelang ihm mit dem Club die Rückkehr in die Bundesliga. Schon hier zeigte sich, welche Emotionen sein Spiel begleiten. Unvergessen, wie er nach der entscheidenden Partie gegen Mainz Kopf an Kopf mit Ümit Ozat Tränen der Freude vergoss. In seinem Heimatland Kolumbien avancierte er zur Fußballer-Legende - das schaffte er auch in Köln, wo er nicht nur durch sein Spiel, sondern ebenfalls durch sein Charisma bestach. Für eine Geschichte war er immer gut: Gerade in Köln gelandet, verglich er sich etwa auf einer Pressekonferenz mit Jesus. Ungewöhnliche und durch seine Gläubigkeit bedingte Rituale zeichneten sein Verhalten in der Kabine aus. Auffälligkeiten wie das eigenmächtige Abseilen zu einer Nationalmannschaftsreise nach New York gehörten in seiner FC-Zeit dazu. Er konnte zwar nicht übers Wasser laufen, war aber vor allem eines: ein erstklassiger, Ruhe ausstrahlender Torwart, der das mit der Ruhe allerdings manchmal etwas zu sehr ausdehnte und – schauspielbegabt – zu einem Künstler des gepflegten Zeitspiels wurde. Bei den Geißböcken bewies er das in 106 Pflichtspielen (2007 – 2010). Einlass in die Fußball-Geschichtsbücher fand er als zweitältester Spieler, der je in einer WM-Partie absolvierte – mit 43 Jahren und drei Tagen.
Markus Pröll: Ein weiterer FC-Torhüter mit einer Vergangenheit in der Region. Geboren in Rheinbach, kam er über den VfR Flamersheim und SSV Eintracht Lommersum in die Jugend des 1. FC Köln. Mit gerade einmal 19 Jahren stieg er in der 2. Liga (Saison 1998/99) zum Stammtorhüter auf. Mehrfach wurde er später in die deutsche U21 berufen und absolvierte Anfang des neuen Jahrtausends sechs Spiele für sie. Er konnte, inzwischen mit dem Verein in die Bundesliga aufgestiegen, den Status als Nummer eins bis zum Ende der Saison 2000/01 halten. Dann kam es zu einem Wechselspiel zwischen den Pfosten mit Alexander Bade. Auch ein Grund, warum er nach insgesamt fünf Jahren als FC-Profi 2003 zu Eintracht Frankfurt wechselte. Pröll kommt auf 182 Pflichtspiele für den FC. Alexander Bade prägte ebenfalls den FC. Ausgebildet bei Tennis Borussia Berlin spielte er bereits in der Jugend für den Club, später bei den Profis (1991 – 1994, 2000 – 2006). Als Torwarttrainer war er für die Kölner zwischen 2009 und 2018 tätig, erreichte mit ihnen unter anderem die Europa League.
Thomas Kessler: Einen festen Platz unter den prägenden Torhütern des FC hat auch Thomas Kessler sicher: als bekennende Nummer 2. Geboren in Köln, unternahm er seine ersten fußballerischen Schritte bei Grün-Weiß Brauweiler. Seit 2002 spielt er für den FC, seit 2007 als Profi – bis zum Karriereende 2020. Unterbrochen nur von einem zweijährigen Leihgeschäft (mit St. Pauli und Frankfurt). An Stammtorhüter Timo Horn kam er aber nie vorbei, wenn er aber spielte (insgesamt 30 Einsätze bei den Profis), war er auf den Punkt fit. Seine längste Serie als Nummer 1 hatte er in der Bundesliga-Saison 2016/17, als er den verletzten Horn in 13 Spielen vertrat, in einem davon sogar als Kapitän. Trotz seines überwiegenden Bankdaseins beschwerte er sich nie, verhielt sich stets loyal. Seinem Verein blieb er auch nach der aktiven Karriere treu, fungiert heute als Leiter der Lizenzspielerabteilung.
Bodo Illgner: Der Nachwuchs des 1. FC Hardtberg diente ihm als Sprungbrett einer großen Karriere. Über den Bonner Verein kam er zum FC, wo er die legitime Nachfolge von „Toni“ Schumacher antrat. Von 1985 bis 1996 kam er in 326 Spielen für die Rheinländer zum Einsatz zwischen den Pfosten. In den Spielzeiten 1988/89 und 1989/90 holte er mit dem Club die deutsche Vizemeisterschaft – jeweils hinter dem FC Bayern. Der gebürtige Koblenzer fand rasch den Weg zu einer internationalen Laufbahn. Bereits im Alter von 21 Jahren – nach der EM 1988 – löste er Eike Immel als Nummer eins im Tor der Nationalmannschaft ab. Zwei Jahre später wurde er mit der DFB-Auswahl Weltmeister in Rom. In Erinnerung geblieben bei diesem Turnier ist vor allem das Halbfinale, in dem Illgner im Elfmeterschießen den Schuss von Stuart Pearce mit dem Knie abwehrte. Bei der EM zwei Jahre später erreichte er mit der deutschen Elf das Finale, scheiterte aber an Dänemark. Der heute 54-Jährige ist nach Sepp Maier (18 Spiele, WM 1970, 1974, 1978), Manuel Neuer (16 Spiele, WM 2010, 2014, 2018) und „Toni“ Schumacher (14 Spiele, WM 1982, 1986) der deutsche Torhüter mit den meisten WM-Einsätzen (12 Spiele, WM 1990, 1994). Nach seiner Zeit beim FC zog es den vierfachen Torhüter des Jahres in Deutschland nach Spanien, wo er erfolgreich für Real Madrid spielte. Zwei Mal gewann er mit den „Königlichen“ die spanische Meisterschaft (1997, 2001) und zwei Mal die Champions League (1998, 2000). Seine Frau Bianca, mit der er drei Kinder hat, ist seine Managerin.
Harald „Toni“ Schumacher“: Der gebürtige Dürener gilt nicht nur als bester Torhüter, den der 1. FC Köln je hervorgebracht hat. Sondern ebenfalls als bester Torhüter des Planeten in den 1980er Jahren. 1972 kam er zum FC. Zwischen 1974 und 1987 war er Stammkeeper der Geißböcke, mit denen er 1978 das Double aus Meisterschaft und DFB-Pokal gewann. Nach seiner Ära bei den Kölnern spielte er noch eine Saison für Schalke 04 und anschließend drei Jahre für Fenerbahce Istanbul. Ende 1991 half er für einige Wochen beim FC Bayern aus, arbeitete anschließend als Torwarttrainer, auch für Borussia Dortmund. Dort wurde er eine Art One-Hit-Wonder. Denn Trainer Ottmar Hitzfeld wechselte ihn im letzten Saisonspiel 1996 gegen Freiburg kurz vor Schluss ein, und da der BVB schon als Meister feststand durfte sich auch der „Tünn“ Meister nennen – mit 42 Jahre, so alt war kein Meisterspieler bislang. Eine Bestmarke hat er auch beim FC aufgestellt, für den er in 422 Bundesligaspielen auflief – bis heute Rekord. Der für seine Nehmerqualitäten bekannte Torwart, der auch schon mal mit Verletzungen spielte, hat aber auch schwierige Zeiten in Köln erlebt. Sein Buch „Anpfiff“ führte 1987 zum Ende seiner Zeit beim FC und der Nationalmannschaft, mit der er 1980 Europameister und 1982 sowie 1986 Vize-Weltmeister als Stammtorhüter wurde. Auch das Foul am Franzosen Patrick Battiston, der sich dadurch schwer verletzte im WM-Halbfinale 1982, sorgte für große Aufregung und wurde ihm lange nicht verziehen. Mit dem FC wurde er neben dem Double zwei Mal Pokalsieger (1977, ’83) und stand 1986 im Finale des Uefa-Cups, das die Kölner nach zwei Spielen gegen Real Madrid verloren. Schumacher schied im Streit vom FC, kehrte aber später zu ihm zurück und wurde Vizepräsident (2012 -2019).