Regierung verdächtigt PKK 13 Soldaten bei Anschlag in der Türkei getötet

Istanbul · Dutzende Tote in Istanbul, wo die Polizei das Ziel des Anschlags ist. Eine Woche später der nächste schwere Anschlag in Kayseri, diesmal trifft es Soldaten. Der Terror in der Türkei nimmt kein Ende.

 Bei einer Explosion in Kayseri gab es viele Tote und Verletzte.

Bei einer Explosion in Kayseri gab es viele Tote und Verletzte.

Foto: Depo Photos

Eine Woche nach dem verheerenden Doppelanschlag von Istanbul sind bei einem Selbstmordanschlag in der zentraltürkischen Stadt Kayseri mindestens 13 Soldaten getötet worden.

56 weitere Menschen wurden nach Angaben der Behörden zum Teil schwer verletzt, als ein Selbstmordattentäter eine Autobombe neben einem mit Soldaten besetzten Bus zündete. Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagte dem türkischen Sender NTV, alle Anzeichen deuteten auf eine Urheberschaft der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK hin. Zunächst bekannte sich niemand zu der Tat.

Innenminister Süleyman Soylu sagte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu, nach dem Anschlag seien sieben Verdächtige festgenommen worden, nach fünf weiteren werde gefahndet. Der Sender NTV berichtete, die Soldaten seien in ihrer Freizeit auf dem Weg zum Einkaufen gewesen, als es am Morgen zu dem Anschlag kam. Ähnliche Anschläge hatten in den vergangenen Monaten vor allem die Freiheitsfalken Kurdistans (TAK) verübt, eine Splittergruppe der PKK.

Auch die Verantwortung für den Doppelanschlag in Istanbul mit mindestens 44 Toten - darunter 36 Polizisten - am Samstagabend vergangener Woche hatte die TAK übernommen. Danach hatte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan eine "nationale Mobilmachung" verkündet und alle Bürger dazu aufgerufen, Verdächtige und potenzielle Unterstützer von Terroristen anzuzeigen.

Erdogan verurteilte den Anschlag und erklärte, das gesamte Land sei im Visier von Terrororganisationen . Die Anschläge gälten nicht nur Soldaten und Polizisten, "sondern allen unseren 79 Millionen Bürgern". Terrorgruppen griffen die Türkei gemeinschaftlich an und würden "im Geiste der nationalen Mobilmachung" bekämpft werden. Erdogan nahm ausdrücklich Bezug auf die "separatistische Terrororganisation", womit er die PKK umschreibt.

Die pro-kurdische Oppositionspartei HDP verurteilte das Attentat auf das Schärfste. Nach dem Anschlag von Istanbul hatten die Behörden zahlreiche HDP-Funktionäre festgenommen. Zwölf HDP-Abgeordnete saßen bereits zuvor unter Terrorverdacht in Untersuchungshaft. Nach dem Anschlag verhängten die Behörden eine Nachrichtensperre.

Die Bundesregierung verurteilte den jüngsten Anschlag. "Diese perfide Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen", teilte das Auswärtige Amt mit. Der Generalsekretär des Europarats, Thorbjørn Jagland, rief zu einem sofortigen Ende der Terroranschläge auf. Die US-Botschaft teilte mit, nichs könne solche schrecklichen Taten rechtfertigen.

Die TAK verübt Anschläge in Metropolen wie Istanbul und Ankara. Die PKK bekennt sich in der Regel zu Angriffen im mehrheitlich kurdischen Südosten, in der der Kurden-Konflikt im vergangenen Jahr nach dem Zusammenbruch einer Waffenruhe wieder voll entflammt ist. Die türkische Regierung betrachtet die TAK als Teil der PKK und unterscheidet nicht zwischen den beiden Organisationen.

Der Anschlag in Kayseri ereignete sich am Samstag gegen 08.45 Uhr (Ortszeit/06.45 MEZ) in der Nähe der Erciyes-Universität. Kayseri liegt etwa 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Ankara.

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