Zerrissene Partei 16 Landesverbände, viele Meinungen: Der Graben durch die SPD

Berlin · Sonntag wird ein Schicksalstag für Martin Schulz. Unermüdlich wirbt der SPD-Chef dafür, in Koalitionsverhandlungen mit der Union zu gehen. Die Entscheidung treffen 600 Delegierte und der 45-köpfige SPD-Vorstand in Bonn.

Die Delegierten müssen sich nicht an Vorgaben der Parteispitze halten. Viele der 16 Landesverbände haben trotzdem offiziell Stellung bezogen. Dabei wird deutlich, wie zerrissen die Partei ist.

Nordrhein-Westfalen: 144 Delegierte

Der wichtige Landesverband mit den meisten Delegierten in Bonn will keine Vorab-Abstimmung - auch nicht im Vorstand. Sieben Arbeitsgemeinschaften haben aber "große Zweifel" gegenüber der Bildung einer weiteren Großen Koalition angemeldet.

Niedersachsen: 81 Delegierte

Der Landesvorstand stimmte bei drei Enthaltungen ohne Gegenstimme für Koalitionsverhandlungen.

Bayern: 78 Delegierte

Der bayerische SPD-Landesvorstand tagt erst am Freitagabend in Nürnberg. Eingeladen sind auch die 78 Parteitagsdelegierten. Landeschefin Natascha Kohnen wirbt für Koalitionsverhandlungen, auch der Vorstand der Landtagsfraktion ist dafür.

Hessen: 72 Delegierte

Aus Hessen wurden schon früh Wünsche nach Nachbesserungen laut. Der Landesvorstand empfiehlt seinen Delegierten aber, für Koalitionsverhandlungen zu stimmen. Für den Beschluss gab es am Mittwochabend zehn Ja- und drei Nein-Stimmen sowie zwei Enthaltungen.

Rheinland-Pfalz: 49 Delegierte

Der Landesvorstand berät erst am Freitagabend in Mainz. Offen ist aber, ob es einen Beschluss oder eine Empfehlung geben wird.

Baden-Württemberg: 47 Delegierte

Eine Abstimmung wird es im Südwesten nicht geben. Der Landesverband ist in der GroKo-Frage zerrissen - je basisnäher, desto kritischer.

Saarland: 24 Delegierte

Die Spitze der Saar-SPD empfiehlt die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der Union im Bund. Mit 18 zu 1 fiel das Votum am Mittwochabend eindeutig aus.

Schleswig-Holstein: 24 Delegierte

Formale oder Probe-Abstimmungen gibt es nicht. "In der SPD Schleswig-Holstein sind die Meinungen zum weiteren Vorgehen vielfältig und es gibt keine Voten", sagte SPD-Landeschef Ralf Stegner der dpa.

Berlin: 23 Delegierte

21 zu 8: Der Berliner Landesvorstand hat sich deutlich gegen Verhandlungen ausgesprochen und ist damit nicht der Empfehlung des Vorsitzenden und Regierenden Bürgermeisters Michael Müller gefolgt.

Hamburg: 15 Delegierte

Die Hamburger SPD hat sich für Gespräche über eine Neuauflage der großen Koalition im Bund ausgesprochen. Der Landesvorstand empfahl "einvernehmlich", Verhandlungen aufzunehmen.

Brandenburg: 10 Delegierte

Der Landesvorstand hatte sich klar mit neun zu zwei Stimmen für Koalitionsverhandlungen ausgesprochen.

Bremen: 8 Delegierte

Ein Probeabstimmung im SPD-Landesvorstand ist nicht geplant. Aber die acht Bundesparteitagsdelegierten des Bremer Landesverbandes treffen sich am Freitag zu einer parteiinternen Diskussion mit der Basis.

Sachsen-Anhalt: 6 Delegierte

Ein Landesparteitag hat gleich am Tag nach dem Sondierungsende gegen Koalitionsverhandlungen gestimmt - allerdings nur mit einer Stimme Mehrheit.

Thüringen: 7 Delegierte

Die Thüringer hatten sich als erster SPD-Landesverband bereits im Dezember gegen eine große Koalition ausgesprochen.

Sachsen: 7 Delegierte

Eine Abstimmung im Landesverband ist nicht geplant. Die Delegierten sind geteilter Meinung - Landeschef Martin Dulig sieht gar die Gefahr einer Spaltung.

Mecklenburg-Vorpommern: 5 Delegierte

Der erweiterte Landesvorstand berät am Freitag, auch die Landtagsfraktion ist dabei - aber eine Abstimmung ist bisher nicht geplant.

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