Fall Niklas Pöhler Roman W. traf sich mit Verdächtigem

Bonn · Das Gericht wirft dem 22-Jährigen Roman W. einen Verstoß gegen das Kontaktverbot vor. Der Prozess dauert nun länger als geplant.

Im Fall des am 7. Mai 2016 getöteten Niklas Pöhler ist zwar der als Haupttäter angeklagte Walid S. freigesprochen worden. Doch für die Jugendstrafkammer ist der Fall noch nicht abgeschlossen: Nach wie vor steht der 22-jährige Roman W. vor Gericht, weil er laut Anklage in jener Nacht an der Attacke beteiligt war und eine Begleiterin von Niklas schlug. Eigentlich sollte der Prozess auch gegen ihn an diesem Donnerstag mit einem Urteil enden. Doch es kommt anders.

Denn die für Mittwoch geplanten Plädoyers von Staatsanwalt und Verteidigung fielen aus. Grund: Roman W.'s Anwalt Peter Krieger stellte einen Beweisantrag, dem das Gericht nun nachgehen will. Ein Zeuge soll noch gehört werden, denn der könne dem Anwalt zufolge bezeugen, dass Roman W. nicht wie angeklagt, das 50-jährige Opfer eines 2015 von ihm laut Anklage begangenen Raubes im September 2016 bedroht habe. Denn auch das wird dem 22-Jährigen neben dem Fall Niklas vorgeworfen. Da dieser angebliche Entlastungszeuge jedoch erst in zehn Tagen wieder aus der Türkei nach Bonn zurückkehrt, wird der Prozess am 8. Juni fortgesetzt.

Weil Roman W. das 50-jährige Opfer und einen weiteren Zeugen im Fall Niklas bedroht haben soll, wanderte der 22-Jährige im September wegen Verdunkelungsgefahr in U-Haft, wurde jedoch freigelassen, nachdem im Prozess alle Zeugen gehört worden waren. Allerdings mit der Auflage, sich bis zum Prozessende von allen Zeugen auch im Fall Niklas fernzuhalten. Gegen dieses Kontaktverbot hat er jedoch verstoßen, wie Kammervorsitzender Volker Kunkel dem 22-Jährigen nun vorhielt.

Die Polizei, so der Richter, habe ihn in der Nacht zu Dienstag um 2.55 Uhr in Bad Godesberg im Auto mit Hakim D. angetroffen. Ausgerechnet jenem Mann, der nun wieder als möglicher Haupttäter im Fall Niklas im Fokus steht und zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts am Rondell in Bad Godesberg zusammen mit Roman W. gesehen wurde – auch von dem Zeugen, den Roman W. im September bedroht und geschlagen haben soll. Kleinlaut erklärte Roman W. dem Richter: Es tue ihm leid, er habe Freunde angerufen, die ihn abholen sollten. Und Hakim habe mit im Auto gesessen.

Richter Kunkel machte ihm klar, diesmal werde er noch nicht wieder hinter Gitter geschickt. Aber er warnte den Angeklagten: „Sie sehen ja, wir kriegen alles mit. Und wenn wieder so etwas passiert, werden wir aktiv, und Sie wandern bis Prozessende in U-Haft.“

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