Tourist-Information Bonn "Es wird einen Nachfolger für den Cabriobus geben"

Bonn · Melanie von Seht leitet seit zehn Jahren die Tourist-Information an der Windeckstraße. Die Vorbereitungen fürs Beethoven-Jubiläumsjahr in Bonn laufen auf Hochtouren. Mit von Seht sprach Lisa Inhoffen.

 Touristen in Bonn.

Touristen in Bonn.

Foto: Benjamin Westhoff

Warum braucht man im digitalen Zeitalter überhaupt noch eine Tourist-Information?

Melanie von Seht: Tourist-Informationen sind wichtige Wunscherfüller. Wir kümmern uns um alles, was die Bonn-Besucher betrifft. Das reicht von einer geeigneten Unterkunftssuche bis hin zu Sightseeing-Tipps oder Informationen zu Ausflügen und kulturellen Angeboten. Vieles kann man natürlich im Internet nachlesen und erledigen, aber es fehlt oft noch der persönliche Rat. Die meisten Menschen schätzen unsere passgenaue, individuelle Beratung. Sind die Touristen einmal bei uns im Haus, kaufen sie auch gerne unsere Bonn-Souvenirs. Viele Gäste erwerben bei uns immer noch einen Stadtplan aus Papier. Gern genommen werden auch unsere Kinderstadtpläne.

Wer kommt zu Ihnen?

von Seht: Zu unseren Besuchern zählen natürlich hauptsächlich Bonn-Touristen. Viele davon sind Kurzurlauber, die eine Städtereise unternehmen. Unter unseren Gästen sind auch mal Geschäftsleute oder Kongressteilnehmer, die sich rund um die Stadt Bonn informieren. Aber auch erstaunlich viele Bonner Bürger besuchen uns und suchen unseren Rat. Etwa, weil sie selbst Besuch von Familienmitgliedern oder Freunden von außerhalb erwarten und ihnen ein Ausflugsprogramm zusammenstellen wollen. In den Ferien kommen oft auch viele Großeltern vorbei, die ihre Enkelkinder zu Besuch haben und kindgerechte Tipps benötigen. Sie lassen sich dann gerne von uns beraten. In diesen Fällen haben wir natürlich auch das Ferienprogramm der Stadt Bonn für Kinder parat liegen.

Gibt es Zählungen oder Schätzungen, wie viele Menschen im Jahr die Bonn-Info aufsuchen?

von Seht:(lacht) Wir zählen! Schließlich sind wir das touristische Servicezentrum der Stadt. Die Bonn-Information besuchen im Jahr rund 200 000 Personen. Dazu führen wir circa 70.000 Beratungsgespräche am Schalter und am Telefon. Hinzu kommen jährlich mehr als 2 200 Einsätze des Gästeführerteams. An unserem gesamten Tourenangebot nehmen im Jahr immerhin rund 50 000 Gäste teil.

Sie sagen, Sie vermitteln auch Unterkünfte. Ist das nicht Aufgabe der Tourismus- und Congress GmbH?

von Seht: Ja, natürlich. Das macht die T&C über ihre Buchungsplattform www.bonnhotels.de auch gut und sehr professionell. Aber Sie werden es nicht glauben: Es kommen oft Reisende zu uns, die noch gar keine Übernachtung gebucht haben! Für sie ist dann die Bonn-Information die erste Anlaufstelle. Gewünscht wird oft ein möglichst zentral gelegenes Hotel. Natürlich soll es auch günstig sein. Wir haben in der Hochsaison auch viele Radtouristen, die nach geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten fragen, bei denen sie ihre Räder sicher unterstellen und die Akkus ihrer E-Bikes aufladen können. Wie schon erwähnt, schätzen die Touristen die persönlichen Tipps unserer Mitarbeiter sehr. Wissen Sie, man bekommt heutzutage jede Menge – manchmal sogar zu viele – Informationen aus dem Internet. Aber diese sind oft nicht passgenau und nicht auf die jeweilige Person zugeschnitten. Da kommen wir dann ins Spiel...

Wie ist das Verhältnis der Altersklassen, die zu Ihnen kommen?

von Seht: Es ist in erster Linie ein eher älteres, kulturaffines Publikum, das wir in der Bonn-Information begrüßen dürfen. Wir freuen uns auch immer über den Besuch von Familien mit Kindern. Jüngere Reisende schauen für ihre Hotelbuchungen oder zu Planung ihrer Freizeitgestaltung eher ins Internet. Das liegt auf der Hand. Interessant ist, dass viele Gäste sich schon vor ihrem Bonn-Besuch bei uns per E-Mail oder per Telefon informieren und Infobroschüren bestellt haben. Zum Glück verfügen wir über ein eigenes Call-Center, wo alle Anfragen ausführlich beantwortet werden können. Da wird schon mal ein Programm im Vorfeld im Detail besprochen und zusammengestellt, oder es werden Tickets reserviert.

Was sind die Höhepunkte, die am meisten nachgefragt werden?

von Seht: Bei den kulturellen Angeboten ist es in jedem Fall die Museumsmeile mit der Bundeskunsthalle, dem städtischem Kunstmuseum, dem Haus der Geschichte und dem Deutschen Museum. Ein weiteres Highlight ist auch immer das Beethoven-Geburtshaus. Bonn ist ein klassisches Ziel für den Städtetourismus, also eher nachgefragt von Kurzurlaubern. Angebote wie die der Museumsmeile wirken „reiseanlassstiftend“, wie wir Experten sagen. Übrigens, neben dem Münster wird oft auch das August-Macke-Haus als Besichtigungsziel stark nachgefragt. Sehr beliebt ist aber auch die besondere politisch-historische Geschichte Bonns, also das Bundesviertel.

Was ist Besuchern noch wichtig?

von Seht: Ganz oben an steht oft die Frage, wo man gut essen kann, auch gerne regional. Wir geben dem Gast immer eine Auswahl an Möglichkeiten.

Inwieweit sind Ziele in der Region nachgefragt?

von Seht: Sehr. Die meisten fragen nach dem Drachenfels im Siebengebirge. Den will – wenn möglich – niemand bei einem Bonn-Besuch auslassen. Es gibt aber auch viele Reisende, die nur ein paar Stunden in Bonn sind, also hier gar nicht übernachten. Dazu gehören viele Deutschlandreisende, aber auch zunehmend Gäste aus dem Ausland – vermehrt aus Asien. Wenn zum Beispiel in der Altstadt die Kirschbäume blühen, zählen wir sehr viele Asiaten, die tatsächlich nur wegen der Kirschblüte einen Stopp in Bonn einlegen wollen. Und auch bei Großveranstaltungen verzeichnen wir viele Gäste, die nicht in Bonn übernachten, sich aber bei uns über den Ablauf des Events informieren. Wir sind daher mit unserem Wissen sehr breit aufgestellt und lassen uns regelmäßig schulen. Zum Glück verfügen wir über ein sehr erfahrenes Team.

Was versprechen Sie sich vom Beethoven-Jubiläumsjahr?

von Seht: Wir merken schon jetzt eine deutlich gestiegene Anfrage von Städtetouren nach Bonn für das nächste Jahr. Deshalb haben wir unsere Gästeführer auch gebeten, sich im nächsten Jahr so viele Termine wie möglich freizuhalten. Beethoven ist auch ein großes Thema der Deutschen Zentrale für Tourismus, die zum Beethoven-Jubiläum eine weltweite, digitale Themenkampagne umsetzt und hierzu auch mit der Beethoven Jubiläums Gesellschaft kooperiert. Das merken wir bereits jetzt an der zunehmenden Anzahl von Pressereisen aus dem In- und Ausland.

Trifft die Bonn-Information besondere Vorbereitungen zum Beethoven-Jubiläumsjahr?

von Seht: Auf jeden Fall. Zum einen schulen wir in Kooperation mit dem Beethoven-Haus, dem Beethovenfest und dem Beethovenorchester unser gesamtes Gästeführer-Team in Hinblick auf die besonderen Angebote und Veranstaltungen im nächsten Jahr. Außerdem werden wir einen geführten Rundgang auf dem dann neu installiertem Beethoven-Rundgang mit dem Titel „Beethoven-Story“ anbieten. Darüber hinaus ist es unser Ziel, unser Sortiment an Souvenirs speziell um das Thema Beethoven zu erweitern.

Wie gefragt sind noch geführte Stadtrundfahrten oder -gänge?

von Seht: Unser Tourenangebot ist wirklich gut nachgefragt. Wir haben zum Beispiel viele Buchungen für eine Führung auf dem „Weg der Demokratie“ oder Buchungen für Führungen in der Villa Hammerschmidt. Bonn ist auch als eine politische Stadt für viele von großem Interesse. Daneben ist und bleibt auch die Stadtrundfahrt mit dem Cabriobus sehr beliebt. Vor allem bei schönem Wetter. Der Bus fährt in der Hochsaison daher täglich von der Bonn-Information ab, und unsere Gäste sind immer begeistert.

von Seht: Das darf ich Ihnen an der Stelle verraten: Es wird einen Nachfolger geben.

Worum dreht sich die Kritik der Bonn-Besucher?

von Seht: Eigentlich hören wir selten Kritik – zumindest wenn es um unsere Arbeit geht. Wenn sich Besucher beschweren, dann eher aufgrund von verspäteten Zügen oder von vollen Mülleimern. Wir kümmern uns um jede Beschwerde, das kommt dann bei den betreffenden Gästen wiederum gut an. Wir hören übrigens oft auch Lob, zum Beispiel zu unseren Öffnungszeiten, die im Vergleich zu anderen Tourist-Informationen schon sehr umfänglich sind.

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