Super Bowl Kansas City ist Favorit im Finale gegen San Francisco

Bonn · Patrick Mahomes legt mit Kansas City eine Traumkarriere hin. Im Super Bowl geht es am Sonntag gegen San Francisco.

 Eine unglaubliche Dynamik gerade bei seinem Laufspiel zeichnet Quarterback Patrick Mahomes (rechts) von den Kansas City Chiefs aus.

Eine unglaubliche Dynamik gerade bei seinem Laufspiel zeichnet Quarterback Patrick Mahomes (rechts) von den Kansas City Chiefs aus.

Foto: AP/Ed Zurga

Football-Fans der Chicago Bears werden am Wochenende mit mindestens einem weinenden Auge nach Miami blicken. Dort stehen sich in der Nacht zu Montag die Kansas City Chiefs und die San Francisco 49ers im Super Bowl (Kickoff: 0.30 Uhr, ProSieben und Dazn) gegenüber, dem Finale der US-Profi-Liga NFL.

Um zu verstehen, was das mit den Fans der Bears zu tun hat, muss man ins Jahr 2017 zurückblicken. Im Draft, der jährlichen Auswahl der besten College-Spieler, hatte Chicago eine Top-Position, durfte als zweiter Club aussuchen – und brauchte dringend einen Quarterback. Alle Möglichkeiten standen den Bears also offen, um den bestmöglichen Spieler auf der wichtigsten Position im Football zu finden. Und sie entschieden sich für Mitchell Trubisky, den die meisten Anhänger und wohl auch einige Verantwortliche aus Chicago mittlerweile als Fehleinkauf verbucht haben.

Und an dieser Stelle kommen die Chiefs zurück ins Spiel, die 2017 eigentlich erst an 26. Stelle des Drafts einen College-Spieler aussuchen durften. Auch sie hatten einen Quarterback im Auge, dem sie zutrauten, das neue Gesicht des Clubs zu werden. Sie gaben einige ihrer weiteren Auswahlmöglichkeiten im Draft auf, um anstelle der Buffalo Bills an die zehnte Stelle vorzurücken. Ein ziemlich riskanter Zug. Der sich bislang mit der Wahl von Patrick Mahomes aber völlig ausgezahlt hat. Nach einer Lern-Saison als Ersatzmann von Spielmacher Alex Smith übernahm Mahomes in der vergangenen Saison das Ruder bei den Chiefs und führte seine Mannen mit einer Spielzeit für die Rekordbücher (50 Touchdowns und mehr als 5000 geworfene Yards) gleich ins NFL-Halbfinale. Erst da kam ganz knapp das Aus gegen den späteren Champion New England Patriots.

Und in dieser Spielzeit ging es für die Chiefs noch einen Schritt weiter. Bis in den Super Bowl, wo sie nun auf die 49ers treffen. Nach einer erneut starken regulären Saison überragte der erst 24 Jahre alte Mahomes besonders in den bisherigen Playoffs. Nachdem seine Mannschaft sowohl gegen Houston als auch Tennessee schon zurückgelegen hatte, dominierte der Chiefs-Quarterback die Begegnungen danach fast im Alleingang. Er entzog sich mit seiner Athletik immer wieder der gegnerischen Verteidigung, lief selber mit dem Ball oder setzte seine Mitspieler mit spektakulären Pässen in Szene. Und nach den Partien zeigte sich der Quarterback ganz bescheiden: „Ich bin gesegnet, dass ich eine Menge großartiger Spieler um mich herum habe. Deswegen kann ich da rausgehen und das Beste aus den Möglichkeiten machen, die sich mir bieten.“

Einige Experten nennen Mahomes bereits eines der größten Talente, die die NFL je gesehen hat. Wurf-
arm, Spielintelligenz, körperliche Voraussetzungen – der 1,91 Meter große und 104 Kilogramm schwere Athlet bringt von der Veranlagung her alles mit, was ein Star-Quarterback braucht. Und er hat mit Andy Reid einen Trainer, der die Fähigkeiten seines Quarterbacks von Beginn an weiterentwickelt hat und es versteht, sie bestmöglich einzusetzen. Der 61 Jahre alte Coach gilt als gewiefter Offensiv-Taktiker und als einer der erfolgreichsten Trainer der NFL – allerdings mit einem entscheidenden Makel: Er hat noch nie den Super Bowl gewonnen. Aber das soll sich in der Nacht zu Montag endgültig ändern.

Das dürfte jedoch ein hartes Stück Arbeit werden, denn die San Francisco 49ers haben eine der besten Abwehrreihen der Liga. Kombiniert mit ihrem auf Ballbesitz angelegten Lauf-Spiel könnten sie in der Lage sein, die Chiefs-Offensive einzudämmen beziehungsweise Mahomes und Co. während der eigenen Angriffe zum Zuschauen an der Seitenlinie zu verdammen. Gleichzeitig hat die Truppe um Chefcoach Kyle Shanahan in dieser Saison schon mehrfach bewiesen, dass sie auch mit starken Offensivteams problemlos mithalten kann, zum Beispiel als sie die New Orleans Saints Anfang Dezember mit 48:46 besiegte.

Mit einem Sieg würde sich für Shanahan, der angriffstaktisch mindestens genauso kreativ ist wie sein Chiefs-Pendant Reid, ein Kreis schließen. 1995 gewann San Francisco seinen bisher letzten Super Bowl. Damals war Mike Shanahan der Offensiv-Coach der 49ers und sein 15-jähriger Sohn Kyle ein großer Fan des Teams von der Westküste. Sollten jedoch die bei den Buchmachern leicht favorisierten Chiefs den Super Bowl gewinnen – dann würde bei den Fans der Bears ganz sicher nicht nur ein Auge weinen.

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