Videokonferenz statt prunkvoller Party Der NFL-Draft findet wegen der Corona-Krise nur virtuell statt

BONN. · Die National Football League (NFL) zieht ihren Draft trotz Corona-Krise durch. Doch die Football-Talente werden nicht in Las Vegas auf die US-Profi-Clubs verteilt. Liga-Chef Roger Goodell verkündet die Picks von seinem Keller nahe New York aus.

 Perfekt vorbereitet: Von seinem Home Office aus steuert Manager John Lynch den Draft der San Francisco 49ers.

Perfekt vorbereitet: Von seinem Home Office aus steuert Manager John Lynch den Draft der San Francisco 49ers.

Foto: San Francisco 49ers/@49ers/San Francisco 49ers

Es sollte eine gigantische Show werden. Passend zu Las Vegas. College-Talente sollten mit Booten über den See des legendären Bellagio-Hotels, der sonst für seine spektakulären Wasserfontänen bekannt ist, zum roten Teppich auf einer schwimmenden Plattform gefahren werden. Vor dem Hotel Caesars Palace war eine Bühne geplant, auf der die angehenden Profi-Footballer dann vor Tausenden von Fans hören sollten, für welchen US-Club sie ab der kommenden Saison spielen. Und für die anschließenden Partys hätte man sich wohl auch kaum einen besseren Ort vorstellen können, als die schillernde Spieler-Metropole in der Wüste von Nevada. Doch daraus wird wegen der Corona-Pandemie nichts. Der NFL-Draft, die Verteilung der besten College-Spieler auf die 32 Vereine der National Football League, findet von Donnerstag bis Samstag (Ortszeit) erstmals nur virtuell statt.

Manager, Personalstäbe, Trainer und Scouts werden jeder für sich zu Hause sitzen und untereinander sowie mit der Liga via Telefon, Messengerdiensten und Videokonferenz kommunizieren. Normalerweise sitzen etwa zehn bis 15 Verantwortliche zusammen und steuern den Draft eines Vereins von einem Raum aus. Doch jetzt sind die Club-Gebäude und -Gelände geschlossen und dürfen nicht betreten werden. Auch der oberste Liga-Chef Roger Goodell wird im Keller seines Hauses in der Nähe von New York sitzen und verkünden, welcher College-Profi von welchem Verein ausgewählt wurde (Erklärung zum Draft im Infokasten). Kameras in den Häusern von Goodell, der Vereinsverantwortlichen sowie bei 58 Talenten, die sich Hoffnung machen dürfen, dass ihr Name früh vom Liga-Boss verkündet wird, sorgen dafür, dass die US-Nation vor den Fernsehschirmen das Event mitverfolgen kann.

Ein wenig Ablenkung vom Corona-Alltag wird als ein Grund genannt, warum die NFL an ihrem Zeitplan in der Saisonpause festhält. „Wir wollen den Menschen zeigen, dass es eine Zukunft gibt und wir alle ein Teil davon sind“, sagte Goodell jüngst in einem Interview. So war auch Mitte März die Wechselfrist von Spielern regulär gestartet worden. Die Football-Liga hofft, dass sie mit ihrer spielfreien Zeit von Februar bis September zufällig genau in der Hauptzeit der Krise liegt und dass im Herbst – ob mit oder ohne Zuschauer – die Saison ganz normal gestartet werden kann. Ein Spielplan, der aber für den Notfall auch eine verkürzte Saison vorsieht, soll bis zum 9. Mai vorliegen.

Doch jetzt gilt es für die Teams erst einmal, sich mit den bestmöglichen Talenten zu verstärken. In der ersten von sieben Draft-Runden hat jeder Club zehn Minuten Bedenkzeit, um sich für einen Spieler zu entscheiden. Diese Zeit verkürzt sich dann auf sieben Minuten in der zweiten Runde, auf fünf Minuten in den Runden drei bis sechs und auf nur noch vier Minuten in der letzten Runde. Ziemlich wenig, wenn man bedenkt, dass es einigen Abstimmungsbedarf via Telefon oder Videokonferenz gibt. In einem Probelauf am Montag hatten die Vereine jedenfalls noch mit einigen, insbesondere auch technischen Problemen zu kämpfen. Läuft die Zeit ab, ohne dass ein Team seine Entscheidung an die Liga übermittelt hat, ist der nächste Club an der Reihe. Das gab es zuletzt 2011 und davor 2003, als die Baltimore Ravens und die Minnesota Vikings nach einem Missverständnis beziehungsweise Kommunikationsproblemen ihren jeweiligen Zug nicht rechtzeitig vornahmen.

 Favorit, beim NFL-Draft als erster Spieler gewählt zu werden, ist Quarterback Joe Burrow. Die Cincinnati Bengals dürfen als Erste zugreifen. 

Favorit, beim NFL-Draft als erster Spieler gewählt zu werden, ist Quarterback Joe Burrow. Die Cincinnati Bengals dürfen als Erste zugreifen. 

Foto: AP/Gerald Herbert

Daher werden die NFL-Verantwortlichen auch hoffen, dass der 2020er-Draft fehlerfrei über die Bühne geht und die Veranstaltung im kommenden Jahr wie geplant in Cleveland stattfinden kann. Und möglicherweise bekommt Las Vegas dann 2022 noch einmal die Chance, eine große Show abzuliefern.

Der NFL-Draft beginnt am Donnerstag um 20 Uhr (alle Daten Ortszeit US-Ostküste) mit der ersten Runde. Weiter geht es am Freitag um 19 Uhr mit den Runden zwei und drei, ehe die Runden vier bis sieben am Samstag ab 12 Uhr mittags den Abschluss bilden.

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