Zu Gast auf dem Sofa Roman über späte Liebe und Ehebruch

Sankt Augustin · Zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie ist wieder jemand „Zu Gast auf dem Sofa“ der Hochschul- und Kreisbibliothek und der Bücherstube Sankt Augustin. Mit Unterstützung durch den General-Anzeiger liest Sylvie Schenk aus ihrem „Roman d'amour“.

 Autorin Sylvie Schenk und Saxofonist Heribert Leuchter.

Autorin Sylvie Schenk und Saxofonist Heribert Leuchter.

Foto: RA-SF/Ales Vega

„Durch das gekippte Fenster drang der leicht moderige Geruch feuchter Blätter zu mir, Erde und Sonne gemischt. Der Herbst ist schon immer meine Lieblingsjahreszeit gewesen, für mich nicht die Jahreszeit des Verendens, sondern des Vollendens.“ Sylvie Schenks 2021 erschienener „Roman d’amour“ spielt im Herbst – zumindest die Rahmenhandlung und vordergründige Erzählschichte des Romans. Charlotte, die 70-jährige Protagonistin und Ich-Erzählerin des schmalen Bandes, ist zur Zeit der fallenden Kastanien zu Gast in einem Hotel, wo sie von einer Journalistin zu ihrem gerade veröffentlichten Buch interviewt wird.

Klara, die Hauptfigur der Erzählung innerhalb der Erzählung des Romans der Protagonistin Charlotte, erlebt eine späte Liebe. Die ehebrecherische Romanze der leidenschaftlichen Klara basiert auf einer Liebesgeschichte, die ihre Autorin Charlotte selbst einst erlebt hatte und die sie 25 Jahre später versucht aufzuarbeiten. Und dann wäre da noch die dritte Frau in der Reihe, die eigentliche, reale Autorin Sylvie Schenk.

Schon nach wenigen Seiten beginnen die Ebenen dieser drei Frauen zu verschmelzen – im Gespräch mit der jungen Journalistin, die Autorin, Werk und ihr eigenes Liebesleben nicht auseinanderhalten kann, und im Kopf der Leserin, die dazu geneigt ist, dies auch nicht zu tun. Wer ist nun wer, und ist das überhaupt wichtig?

Sylvie Schenk weiß wovon sie schreibt

Es besteht kein Zweifel daran, dass Sylvie Schenk weiß, wovon sie schreibt. Stürmische, machtvolle Gefühle bannt die 77-Jährige präzise aufs Papier, von wo aus die Worte drohen, die Leserin selbst zu umtosen und niederzureißen. Schwankend zwischen Realität, Fiktion und Fiebertraum drehen sich die Hauptfiguren Klara und Charlotte immer tiefer in die Erinnerung an die Liebe. Bald sind sie ein „wir“; die jeweiligen Männer sind zu einem geworden, auf den die Frauen gemeinsam als Opfer ihrer eigenen Leidenschaft warten.

1944 in Frankreich geboren und seit 1966 in Deutschland lebend, verfasste Schenk zunächst französische Lyrik und begann 1992, auf Deutsch zu schreiben und zu veröffentlichen. Von einem Savoir-Vivre und der Schönheit des Französischen noch immer beeinflusst, schafft Schenk eine ihr eigene, dem Erzählen von der Liebe angemessene Sprache, ohne dabei in den Kitsch abzudriften.

Die bei Aachen und in Frankreich lebende Autorin Schenk ist „Zu Gast auf dem Sofa“ im Audimax der Hochschule in Sankt Augustin. Es ist seit Beginn der Pandemie der erste Termin der Lesungsreihe, die von der Hochschul- und Kreisbibliothek und der Bücherstube Sankt Augustin mit Unterstützung durch den General-Anzeiger organisiert wird. Die Autorin wird beim Lesen aus ihrem im Carl Hanser Verlag erschienenen Roman von Saxofonist Heribert Leuchter begleitet.

Die Lesung beginnt am Donnerstag, 21. Oktober, um 19.30 Uhr im Audimax am Campus der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Die  Karten kosten zehn Euro, ermäßigt sechs Euro, und sind erhältlich im Vorverkauf in der Bücherstube Sankt Augustin, in der Hochschul- und Kreisbibliothek oder können unter 02241/865680 reserviert werden. Es gilt 3G.

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