GA-Weihnachtslicht Mit offenen Herzen aufgenommen
Bonn · Viele Menschen in Bonn und der Region beherbergen Flüchtlinge aus der Ukraine. Das Weihnachtslicht hilft ihnen.
Evgenie kann schon wieder lächeln. Wenn auch nur zögerlich. Seine Mutter Olga allerdings nicht. „Ich kann die Fernsehbilder aus unserer Heimatstadt Kiew nicht mehr ertragen. Überall diese sinnlose Zerstörung und das Leid der Menschen“, sagt die 52-Jährige mit brüchiger Stimme. Seit knapp zwei Wochen lebt sie im Haus einer Familie in Kessenich. „Über eine Freundin habe ich ihre Adresse bekommen“, erzählt Olga, und ihre Dankbarkeit spiegelt sich in ihren Augen wider.
Mehr als 60 Stunden lang war sie gemeinsam mit ihrem 14-jährigen Sohn auf der Flucht. „Von Nürnberg aus haben wir uns ein Ticket nach Bonn besorgt. Wir waren so erleichtert, als wir am Bahnsteig von der Familie erwartet wurden. Wir sind zwar in Sicherheit, aber unsere Gedanken sind immer noch in Kiew“, sagt Olga. Denn dort musste sie nicht nur ihre alten Eltern – für sie wäre die Flucht viel zu anstrengend gewesen – zurücklassen. „Evgenies Vater durfte nicht ausreisen. Wir beten jeden Tag, dass wir uns eines Tages alle gesund wiedersehen“, sagt sie leise.
Dass sie jetzt in Sicherheit sind, verdanken Mutter und Sohn einer der vielen Familien in Bonn und der Region, die Geflüchtete bei sich zu Hause aufnehmen. Ihren Namen wollen die Gastgeber nicht in der Zeitung lesen. „Wir haben Angst. Denn einige Verwandte leben in Russland. Damit sie keine Repressalien bekommen, wollen wir lieber anonym bleiben“, sagt der 53-jährige „Gastvater“.
Für die Kessenicher Familie stand außer Zweifel, dass sie Geflüchtete in ihrer Wohnung beherbergen. „Wir sind ein Volk und kommen aus einem Land. Da ist es doch selbstverständlich, wenn man sich in dieser Notlage hilft“, meint der 53-Jährige. Auch seine beiden Söhne sehen das so. „Ich habe mein Zimmer geräumt und bin zu meinem Bruder gezogen. Ich bin froh, dass Evgenie jetzt dort mit seiner Mutter lebt“, erzählt Andre. Mittlerweile haben sich die Jungs angefreundet. „Und wenn wir zusammen Fußball spielen, dann lernt Evgenie immer auch ein bisschen Deutsch.“
Aus der Sonderspendenaktion „Ukraine“ des GA-Weihnachtslichts bekamen die Gastgeber eine erste Unterstützung. Davon haben sie Bettdecken und ein paar Kleidungsstücke gekauft. „Wir haben uns innerhalb von wenigen Stunden dazu entschlossen, unsere Heimat zu verlassen. Daher haben wir kaum etwas einpacken und mitnehmen können“, sagt Mutter Olga. „Ich werde niemals vergessen, wie herzlich wir hier aufgenommen wurden, und wie viele Menschen uns helfen“, lächelt sie erstmals während des Gesprächs.
Im Haus von Rahel B. ist wieder Leben eingekehrt. „Dafür bin ich sehr dankbar. Nach dem Auszug meiner erwachsenen Kinder war es viel zu ruhig hier“, lacht sie. Unter ihrem Dach lebt sie jetzt gemeinsam mit Marina (37 Jahre), Julia (34 Jahre) und deren beiden Kindern im Alter von 8 und 9 Jahren. Für Rahel B. bestand kein Zweifel daran, dass sie Geflüchtete bei sich aufnehmen will, aber: „Es fehlten einige Möbel im Haus. Ich hatte nicht für alle ein vernünftiges Bett“, erzählt die 59-Jährige im GA-Gespräch. Von einer Freundin hatte sie von der Sonderhilfsaktion des Weihnachtslichts erfahren. Mit dieser Unterstützung kaufte sie jetzt ein Schlafsofa für die beiden Mädchen. „Als die beiden Frauen mit ihren Kindern ankamen, waren die Mädchen schüchtern, ängstlich und verstört. Es tut so gut zu sehen, dass sie sich jetzt geborgen und in Sicherheit fühlen. Danke, dass so viele Spender des Weihnachtslichts geholfen haben, diesen Kindern und ihren Müttern wieder ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.“