Porträt Anti-Maaßen: Haldenwang soll Verfassungsschutz Ruhe bringen

Berlin · Der neue Mann an der Spitze des Bundesamts für Verfassungsschutz gilt als ausgesprochen trocken. Das wirkt für viele nach der Ära Maaßen beruhigend.

 Experten kennen den gebürtigen Wuppertaler Thomas Haldenwang als ruhigen Beamten.

Experten kennen den gebürtigen Wuppertaler Thomas Haldenwang als ruhigen Beamten.

Foto: Martin Schutt

In Geheimdienstkreisen gilt Thomas Haldenwang als so etwas wie ein Anti-Maaßen. Eingeweihte haben bisher keine Spur von Geltungsdrang beim künftigen Präsidenten des Bundesamts für Verfassungsschutz (BfV) entdeckt.

Und auch kein Bedürfnis, sich politisch und womöglich auch noch in Interviews öffentlich zu äußern. Experten kennen den gebürtigen Wuppertaler als ruhigen Beamten. Auch bei Vorgesetzten hat sich Haldenwang den Ruf erworben, sich vor allem um Fachthemen zu kümmern.

Das war bei Haldenwangs Vorgänger Hans-Georg Maaßen ganz anders. Schon lange war dessen ausgeprägtes Selbstbewusstsein und ein für Geheimdienstverhältnisse überbordender Öffentlichkeitsdrang vielen Verantwortlichen in der Nachrichtendienst-Szene ein Dorn im Auge.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) versetzte Maaßen kürzlich in den einstweiligen Ruhestand, nachdem er ihn lange gegen scharfe Kritik in Schutz benommen hatte. Seehofer begründete den Schritt mit dem Inhalt eines öffentlich bekannt gewordenen Manuskripts einer Abschiedsrede Maaßens.

Nach diesem Entwurf hatte Maaßen am 18. Oktober vor internationalem Geheimdienst-Publikum in Warschau von teilweise "linksradikalen Kräften in der SPD" gesprochen, die nach den ausländerfeindlichen Ereignissen von Chemnitz einen Bruch der großen Koalition provozieren wollten. Sich selbst bezeichnete er als Kritiker einer "naiven und linken Ausländer- und Sicherheitspolitik". Seehofer sprach von inakzeptablen Formulierungen Maaßens, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei nicht mehr möglich.

Mit Haldenwang dürfte Seehofer oder dessen Nachfolger so etwas wohl nicht passieren. Manchen in der Geheimdienstwelt gilt der 58-jährige Jurist als ausgesprochen trocken. Anderen kommen solche Eigenschaften nach dessen schillerndem Vorgänger Maaßen gerade recht.

Haldenwang kann auf eine langjährige Karriere im Innenministerium zurückblicken - der Aufsichtsbehörde des Bundesamts für Verfassungsschutz. Direkt nach dem Zweiten juristischen Staatsexamen heuert er 1991 im Bundesinnenministerium an, ist dort als Referent zuständig für das Dienstrecht und arbeitet als Personalreferent.

Im Jahr 2000 wechselt er ins Bundesverwaltungsamt, kümmert sich um Fachaufgaben verschiedener Bundesministerien. 2006 kehrt er ins Innenministerium zurück und wird Leiter des Referats "Laufbahnrecht". Seit 2009 arbeitet Haldenwang beim Bundes-Verfassungsschutz, seit 2013 als Vizepräsident.

Der Neue an der Spitze des Dienstes könne unbelastet Maaßens Nachfolge übernehmen, glauben sie nun in der Bundesregierung. Haldenwang gelte als ruhender Pol, als niemand, der seine Ellenbogen einsetze, sondern konstruktiv an die Lösung von Problemen herangehe, ist zu hören, wenn man mit Insidern spricht, die ihn lange gut kennen.

Seine Vorgesetzten dürften von Haldenwang vor allem erwarten, dass er nach dem Maaßen-Wirbel der vergangenen Monate wieder Ruhe in die teils verunsicherte Verfassungsschutz-Mannschaft bringt. Einen Maulkorb wolle man ihm dabei für öffentliche Auftritte nicht umhängen, wird versichert. Das dürfte auch kaum nötig sein: Intern ist Haldenwang als Mann bekannt, der seine Worte vorsichtig wählt. Vor allem in der Öffentlichkeit.

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