Radtour entlang des Hanfbach Auf beschaulichen Wegen Richtung Quelle

Hennef · Die Radtour entlang des Hanfbachs ist ein Geheimtipp. Zu großen Teilen führt sie über die alte Trasse der Kleinbahn. Wer eine längere Tour plant und sich vorher in Literatur oder Internet über die Strecke erkundigen will, findet Informationen über viele Wege entlang von Flüssen oder Bächen.

Über eine Radtour am Hanfbach wird er oder sie kaum etwas finden. Dabei ist die Strecke entlang dieses Baches, der aus dem vorderen Westerwald ins Siegtal führt, eine wunderschöne - zudem ein Erlebnis für Erwachsene mit älteren Kindern, und auch für aktive Senioren gut zu bewältigen.

Die Tour beginnt an der Mündung des Hanfbachs in die Sieg mitten in Hennef. Der genaue Startpunkt ist an der Frankfurter Straße zwischen den Häusern mit den Nummern 47 und 51. Die Nummer 49 gibt es seit einem schlimmen Unwetter vor 22 Jahren nicht mehr. Damals war das Rohr, in das der Hanfbach kurz vor der Mündung gezwängt wurde, viel zu klein. Das Wasser suchte sich seinen Weg und unterspülte zwei Häuser, die daraufhin abgerissen werden mussten.

Eines der beiden wurde wieder aufgebaut. In einer beispiellosen Hilfsaktion half die ganze Stadt den Menschen, die obdachlos wurden. Aus dem Rohr ist inzwischen eine wesentlich breitere Röhre geworden, und die Menschen in der Stadt haben einen Blick auf den Bach gewonnen, der Hennef den Namen gegeben hat - 1075 fiel in Dokumenten erstmals der Name Hanafo.

Was es nicht gibt, ist ein Hinweis auf den Bach, der dort je nach Wasserstand vier bis acht Meter breit ist. Wer ihn verfolgen will, muss zunächst ein paar hundert Meter Richtung Osten, dann über den Bahnübergang fahren, um rechts über einen Parkplatz wieder den Hanfbach zu finden. Über die Bachstraße - welch sinniger Name an dieser Stelle - geht es zur Bonner Straße. Dort heißt es: Links abbiegen, nach 300 Metern über die Kreuzung in ein Wohngebiet fahren, bis man nicht nur vor der katholischen Kirche im Stadtteil Warth, sondern auch unter dem Radweg-Hinweis Richtung Lanzenbach/Dahlhausen und der Radweg-Nummer 30 steht. Auf der Hanftalstraße geht es durch Geisbach bis zum Kriegerdenkmal an der Ecke Röckelstraße. Fahrradschilder weisen den Weg auf die Nebenstraße, die nach wenigen hundert Metern zunächst in einen asphaltierten Feldweg und dann in einen gut befestigten Wald- und Wiesenweg übergeht.

Das Zwitschern der Vögel ist hier genauso zu hören wie das Plätschern des Baches. Wenn es aber so stark geregnet hat wie in den vergangenen Tagen, dann kann der Hanfbach auch ganz schön rauschen. Und dann ist der Weg an manchen Ecken reichlich matschig - mit Fahrradanhänger nicht unbedingt gut zu befahren.

Etwas ungewöhnlich ist sicher die große Anzahl an Grabsteinen vor einem Haus in Lanzenbach. Doch Steinmetz Edmund Heller zeigt dort, wo andere einen Garten anlegen würden, die Vielfalt seiner Arbeiten. Es geht an Wiesen und am Waldrand vorbei - Letzteres ist an heißen Tagen sicher ganz angenehm - bis zum Campingplatz Hammermühle. Leicht ansteigend führt der Radweg über eine Straße, doch nach wenigen hundert Metern geht es wieder rechts an den Bach bis Hermesmühle.

Seit dem Start in Hennef sind knapp acht Kilometer vergangen, wobei die zweite Hälfte dieser Strecke über die Trasse der alten Kleinbahn führte, die bis in die 1960er Jahre zwischen Asbach und Hennef verkehrte. Später wurden die Bahnschwellen herausgerissen, der Weg planiert und für die Naherholung freigegeben. Doch außer einer Frau mit Kinderwagen und einem Jogger ist an diesem Tag niemand hier unterwegs - ein echter Geheimtipp.

Etwas lauter wird es auf dem Radweg entlang der Landesstraße bis Dahlhausen. Dort ist der Weg Nummer 30 zu Ende. Es geht rechts einen kleinen Anstieg hoch, dann aber gleich wieder links über einen Hubbel Richtung Hanf. Dann und wann begegnet man auf diesem Abschnitt auch Radtouristikfahrern, die auf ihren Rennrädern ein deutlich schnelleres Tempo anschlagen. Weil die alte Bahntrasse hier nicht zur Verfügung steht, geht es auf wenig befahrenen Kreisstraßen leicht und locker durch Hanfmühle, an Hanf, Meisenhanf und dem ehemaligen Basaltwerk Eudenberg vorbei bis Halmshanf und Dammig.

Hier endet der Rhein-Sieg-Kreis, es beginnt der Kreis Neuwied. Weil die Rheinland-Pfälzer offenbar andere Prioritäten setzen, ist die Straße ab hier eine Holperpiste. Erst in Krautscheid wird es besser, wo der alte Turm einer früheren Bleifabrik eine wichtige Landmarke bildet. Es geht an dem Batteriewerk Johnson Controls vorbei und über einen Lastwagen-Parkplatz rechts unterhalb eben jenes Turms auf einen befestigten Schotterweg. Der ist zwar nicht als Radweg ausgewiesen, aber gut befahrbar. Auch hierbei handelt es sich um die alte Kleinbahntrasse. An der ersten Weggabelung geht es rechts, ein paar hundert Meter später links, immer im Tal bleibend - die Nordic-Walking-Route B2 ist ein Anhaltspunkt.

Ruhig und beschaulich - das könnte das Motto des letzten Streckenabschnitts sein, der an dem hier nur zwei Meter breiten Bach entlangführt, zur rechten Hand liegen ein paar Fischteiche. Leicht ansteigend geht es auf einem "Pättkes-Weg", wie solche Wege im Münsterland so schön heißen, bis zum Ort Mendt. Dort, wo mehrere Quellflüsse des Hanfbachs zusammenfließen und wo sich früher der Bahnhof der Kleinbahn befand, haben engagierte Bürger einen Dorfteich angelegt und ein paar Bänke unter Schatten werfenden Bäumen aufgestellt.

Auf einer kleinen Schautafel haben sie zudem notiert, dass die Kleinbahnstrecke 1892 gebaut und wirtschaftlich getragen wurde durch den Güterverkehr, vor allem durch den Transport von Basalt. In den 1950er Jahren wurde der Personen- und in den 60er Jahren dann auch der Güterverkehr eingestellt. "Nur die Eisenbahndämme durchziehen noch heute gut sichtbar das Land", steht dort zu lesen.

Auf dem Fahrradtacho stehen nun rund 18 Kilometer, doch bevor es zurückgeht, lädt entweder der Platz am Dorfteich oder das Gelände auf der anderen Hanfbachseite zum Verweilen ein. Dort stehen ein Spielgerät für kleine Kinder, aber auch ein Klettergerüst für größere und zwei Fußballtore. Wer danebenschießt, muss aber hoffen, dass der Hanfbach den Ball nicht mitnimmt.

Leicht ansteigendes Profil, abwechslungsreiche Strecke

Ausgangspunkt: Wer mit der Bahn anreist, fährt vom Bahnhof Hennef über die Bahnhofstraße nach rechts auf die Frankfurter Straße und erreicht nach rund einem Kilometer die Hanfbachmündung. Autoparkplätze gibt es in Hennef reichlich.

Strecke: Sie ist hin und zurück etwa 35 Kilometer lang. Der Anteil der Wald-, Wiesen-, Feld- und Schotterwege beträgt gut ein Drittel. Nach starkem Regen ist der Weg dort nur mit Mountainbikes gut befahrbar. Die Straßenabschnitte sind meist wenig befahrbar (Ausnahme: die Ortsdurchfahrt Dahlhausen).

Profil: Auf dem Weg Richtung Quelle leicht ansteigend.

Dauer: Wer es gemütlich angeht, fährt die Strecke in zwei bis zweieinhalb Stunden. Der Rückweg bergab dürfte schneller gehen.

Verpflegungsstellen: Gibt es außer in Hennef keine. Proviant muss mitgenommen werden.

Öffentliche Verkehrsmittel: Ein schwieriges Unterfangen. Von Mendt aus fährt montags bis freitags ein Bus um 17.15 Uhr zurück nach Hennef. Samstags und sonntags verkehren keine Busse.

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