Mittelrheintal Bahnlärmgegner schlagen härtere Töne an

BAD BREISIG · Der Ton wird rauer. Die Bahnlärmgegner an der Rheinschiene sind alles andere als gut auf die Bahn zu sprechen. Nach unzähligen Gesprächen, Protesten, Demonstrationen und Runden Tischen sehen sie keine Fortschritte im Mittelrheintal.

Im Gegenteil. "Die Züge werden noch länger, noch schwerer, noch schneller, noch lauter", so Rolf Papen von der Initiative "Gemeinsam gegen Bahnlärm". Mit 154 Stundenkilometern würden die Züge durch die Bahnhöfe "und an unseren Häusern vorbeidonnern". Lärmterror und heftige Erschütterungen seien die Folge.

Nicht gefruchtet hätten die Gespräche mit der Bahn. Papen: "Wir werden von ihr belogen und betrogen." Vermeidbare Gesundheitsstörungen und Krankheiten würden durch den Lärm ausgelöst. In Deutschland gebe es 16 Millionen Menschen, die massiv unter den vorbeirasenden Zügen leiden würden.

100 Milliarden Euro an Gesundheitskosten würden durch den Bahnlärm verursacht, rechnete Papen, ein ehemaliger Panzerkommandeur aus Weißenthurm, im voll besetzten Brohler Feuerwehrhaus vor. Und noch schlimmere Szenarien führte der Pensionär vor Augen: "Menschen sterben jedes Jahr durch den Lärm der Bahn, beispielsweise durch Herzinfarkt." Erschütterungen sorgten zudem dafür, dass immer mehr Menschen ihre Häuser im Rheintal verlassen wollten, die Immobilien würden einen dramatischen Wertverlust erfahren.

Überaltert, überfordert, verschlissen - so bezeichnete Papen die Bahninfrastruktur. "Die Lokführer fahren mit Schrott durch unsere Orte." Was sich heute bei der Deutschen Bahn an Störungen und Fehlleitungen abspiele, habe es früher nur im Wilden Westen im Santa-Fe-Express gegeben. Alleine 2012 sei es auf dem deutschen Schienennetz zu 396 Zusammenstößen von Loks gekommen, 239 Entgleisungen habe es gegeben. Den Investitionsstau der Bahn bezifferte Papen auf 30 Milliarden Euro.

Papen forderte ein Nachtfahrverbot im Mittelrheintal und Geschwindigkeitsbegrenzungen. Beide Forderungen würden bei der Bahn "Schweißausbrüche hervorrufen". Aktiver und passiver Lärmschutz sowie Erschütterungsschutz müsse her, Ausweichstrecken müssten geplant und langfristig eine Neubaustrecke mit Tunnellösungen realisiert werden. Eigentlich müsse der gesamte Güterverkehr aus dem Rheintal verschwinden.

Im Kampf gegen den Bahnlärm müssten alle Betroffenen zusammenhalten, befand der Gastgeber der Bahnlärmgegner, Bad Breisigs Verbandsbürgermeister Bernd Weidenbach. "Nirgendwo sonst in Europa fahren so viele Züge und nirgendwo sonst sind die Züge so laut wie im Mittelrheintal."

Täglich wird das Rheintal zwischen Koblenz und Bonn von 600 Zügen durchfahren. Ab 2016 soll sich diese Zahl empfindlich steigern, wenn der Gotthard-Basistunnel fertig gestellt sein wird und die Trasse verstärkt zum Gütertransport zwischen Italien, der Schweiz und Rotterdam genutzt wird.

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