Bomben richten in Geistingen ein Inferno an

44 Menschen sterben beim Fliegerangriff der Alliierten - Am Samstag gedenken die Hennefer der Opfer - Zwei Ausstellungen dokumentieren die Ereignisse vom März 1945

  Trümmerwüste:  Innerhalb von nur anderthalb Minuten machten die alliierten Bomber Geistingen am 8. März 1945 dem Erdboden gleich.

Trümmerwüste: Innerhalb von nur anderthalb Minuten machten die alliierten Bomber Geistingen am 8. März 1945 dem Erdboden gleich.

Foto: Arndt

Hennef. Es dauerte nur eineinhalb Minuten, danach lag das ganze Dorf in Schutt und Asche. 208 viereinhalb Zentner schwere Bomben richten in Geistingen am 8. März 1945 ein Inferno an. 44 Menschen starben bei dem alliierten Bombenangriff.

Es war an einem Donnerstagnachmittag, genau um 16.58 Uhr, als die 409. Bombergruppe den Straßenknotenpunkt Ecke Bonner/Bergstraße ins Visier nimmt. Die Menschen hatten eigentlich gerade erst aufgeatmet, denn nur wenige Minuten zuvor waren bereits Flieger über Geistingen gesichtet und vor allem gehört worden. Doch bei diesem Angriff blieben die Geistinger noch verschont. Das Ziel war Buisdorf.

Nachdem die Amerikaner Stanniolstreifen abgeworfen hatten, um das Radar der deutschen Bodenabwehr zu stören, war es Gewissheit. Das Ziel der zweiten Angriffswelle war Geistingen. Nachdem die Bomber ihre Fracht abgeworfen hatten, stand kein Stein mehr auf dem anderen an der Kreuzung Bonner Straße. Sieben Häuser waren vollständig zerstört, und die romanische Kirche St. Michael war so schwer getroffen, dass sie bereits nach kurzer Zeit abgerissen werden musste. Sie hatte zuvor 700 Jahre an ihrem Platz gestanden.

Der damalige Geistinger Pastor Karl Josef Aretz war Augenzeuge des Angriffs. Er berichtete später: "Der uralte Turm ist in seiner ganzen Länge durch eine Bombe aufgerissen, das Langhaus bis auf die Fundamente zerstört, nur Chor- und Querhaus sind teilweise stehen geblieben, aber mit erschüttertem und bröckelndem Mauerwerk."

Aretz war noch geschockt, als er schon am folgenden Tag das nächste Erlebnis vor Augen hatte: "Um 10.30 Uhr hören wir plötzlich Schritte im Pfarrhaus. Wir stürzen nach oben. Es waren die Amerikaner. Ich gehe mit ihnen durchs Haus. Sie rühren nichts an, halten aber die Karabiner schussbereit." Doch bei aller Zerstörung keimt beim Pastor die Hoffnung auf: "Es darf keiner auf die Straße, aber im Moment hat jeder das wunderbare Gefühl der Erlösung und Rettung. Dabei ist die Gefahr noch keineswegs vorüber."

Der Pastor berichtet außerdem, dass sich die deutschen Truppen "jenseits der Sieg in Schloss Allner, Happerschoß und in den Höhen über der Sieg festgesetzt" hatten. Sie wollten von dort die vorrückenden Amerikaner beschießen. Kurz nach Ostern rückten die Amerikaner dann zur anderen Siegseite vor. "Erst jetzt ist für uns Frieden", konstatierte Aretz.

Auch der damals siebenjährige Max Bergmann wird Zeuge des Bombenangriffs. Die Erinnerungen werden ihn so berühren, dass er sie akribisch aufschreibt. "Das Kriegsende in Hennef" berichtet in vielen Zeitzeugnissen von dem unvergesslichen Tag vor 60 Jahren.

Am Samstag gedenken die Geistinger in einem Gottesdienst ab 17 Uhr in der Pfarrkirche St. Michael der Opfer der Bombardierung. Anschließend wird im Turmbau der Pfarrkirche eine Ausstellung eröffnet, die den Luftangriff, die Zerstörungen und den Wiederaufbau Geistingens und der Kirche dokumentiert. Fotos und Berichte von Zeitzeugen veranschaulichen die Geschehnisse in den Tagen kurz vor Kriegsende.

Das Pfarrarchiv der Pfarrgemeinde St. Michael Geistingen und das Stadtarchiv Hennef haben die Ausstellung zusammengetragen. Ergänzend zur Schau in der Kirche wird im Juni eine Ausstellung über die Zerstörungen in anderen Hennefer Ortsteilen eröffnet. "Dokumentation der Zerstörungen in anderen Stadtteilen" ist bis zum 26. Juni zu sehen.

Die Dokumentation in der Geistinger Pfarrkirche Sankt Michael ist bis zum 29. März täglich zwischen 11 und 18 Uhr zu sehen.

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