1 000 Beamte sortieren 4,5 Kilometer Akten ein

Im fliegenden Wechsel über den Rhein: Logistischer Kraftakt zum Umzug des Bonner Polizeipräsidiums - Präsident Albers verspricht sich verbesserte Arbeitsbedingungen in allen Abteilungen

1 000 Beamte sortieren 4,5 Kilometer Akten ein
Foto: Malsch

Bonn. Zur Begrüßung gab's am Montagmittag Holzfällersteak mit Beilagen nach Wahl. Am ersten Tag des achttägigen Umzugs des Polizeipräsidiums auf die rechte Rheinseite hatten sich die Kantinenpächter Rolf und Bettina Köster besonders ins Zeug gelegt, auch wenn es zwei Kantinen parallel zu betreiben gab.

Da ging es ihnen nicht besser als den Beamten in der Einsatzleitstelle, die am Montag als eine der ersten Abteilungen umzog und den Betrieb zeitweise in beiden Präsidien aufrecht erhielt. Vorsichtshalber war empfohlen worden, bei Störungen der Notrufnummer 110 auf die 112 der Feuerwehr auszuweichen, was sich aber als nicht notwendig erwies.

Rund 1 500 mal klingelt die 110 in 24 Stunden, woraus abzüglich der Mehrfachnennungen immerhin noch bis zu 700 Einsätze resultieren. Sechs Beamte pro Schicht stellen sich rund um die Uhr diesem Stress, der ihnen nun wenigstens durch bessere Arbeitsbedingungen erleichtert werden soll.

Diese beginnen schon damit, dass die Sonne das Gebäude an der Königswinterer Straße in Ramersdorf großzügig mit dem Licht flutet, das am alten Standort künstlich erzeugt werden musste. Rund 1 000 Mitarbeiter der Polizei werden bis kommenden Montag mit dem Umzug zu tun haben und etwa 4,5 laufende Kilometer Akten in neuen Büros einordnen.

Zusätzlich in der neuen Zentrale untergebracht werden das Kommissariat Vorbeugung, die Kradgruppe, das Kriminalkommissariat Bad Honnef und die Polizeiinspektion Ost. Insgesamt werden sich 50 Dienststellen nach einem logistischen Kraftakt auf der schäl Sick einrichten.

Mit Packen begonnen hat auch schon Polizeipräsident Wolfgang Albers, der endgültig am kommenden Samstag nach Beuel siedelt: "Danach wird nur noch das Reifenlager aufgelöst", scherzt er. Und zum Scherzen ist ihm durchaus zumute, denn er verspricht sich "deutliche Verbesserungen in allen Bereichen". Er schwärmt von einer Einsatzleitstelle, die mit großem statischen Aufwand ohne störende Säule konzipiert wurde und ist sicher, dass die meisten seiner Kollegen, wie er selbst, dem neuen Arbeitsplatz mit gespannter Erwartung entgegensehen.

Auch verspricht er sich eine verbesserte Kooperation durch verkürzte Wege. Im alten Polizeipräsidium konnten zwei Beamte wochenlang gleichzeitig anwesend sein, ohne sich je zu begegnen. Das neue dagegen lade geradezu zur Kommunikation ein, die er übrigens auch mit den Bürgern sucht.

Auf dieser Überlegung fußt die Idee, in der Kantine öffentliche Gastronomie anzubieten. Den Gedanken nahmen die Pächter gerne auf. Zurzeit haben sie die Woche über zwischen 7 und 17 Uhr für die Allgemeinheit geöffnet. Konkrete Pläne befassen sich aber schon mit Wochenendöffnungen und einer Außenbestuhlung im nächsten Frühjahr.

Wollte man doch ein Haar in der Suppe finden, werden die Autofahrer die ersten sein, die darauf deuten. Gab es im alten Präsidium auf vier Untergeschossen noch Tiefgaragenplätze satt, kann man im Parkhaus des neuen "nur" noch 400 Autos unterstellen.

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