Festakt 25 Jahre Partnerschaft zwischen Bonn und Potsdam

Bonn · Eine Stunde Flug, eine Stunde Bus. Dann Wachtürme und Stacheldraht. Vom Grenzoffizier kommt ein schnittiges "Guten Morgen". Für ihn sind die Gäste nicht aus der Bundesrepublik Deutschland, sondern aus der BRD.

 Jubiläumsfoto auf der Rathaustreppe: (von links) Wigor Webers, Vorsitzender des Bonn-Clubs, Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner, Gastredner Klaus Töpfer, der stellvertretende Vorsitzende des Potsdam-Clubs, Walter Christians und Bonns OB Jürgen Nimptsch.

Jubiläumsfoto auf der Rathaustreppe: (von links) Wigor Webers, Vorsitzender des Bonn-Clubs, Potsdams Bürgermeister Burkhard Exner, Gastredner Klaus Töpfer, der stellvertretende Vorsitzende des Potsdam-Clubs, Walter Christians und Bonns OB Jürgen Nimptsch.

Foto: Ottersbach

"Ein unerwünschtes Kürzel", erinnert sich der damalige Bonner Presseamtschef Werner P. D'hein. Eine kleine Delegation um den Oberbürgermeister der Bundeshauptstadt, Hans Daniels, reiste im Januar 1988 nach Potsdam, um die Städtepartnerschaft zu unterzeichnen.

Am Freitag, am Tag der Deutschen Einheit, feierten die beiden Städte das 25. Jubiläum der Partnerschaft im Alten Bonner Rathaus. Mit dem Potsdamer Bürgermeister Burkhard Exner kam ein ganzer Tross aus dem Potsdamer Bonn-Club. Empfangen wurden sie vom Bonner OB Jürgen Nimptsch und den Mitgliedern des Potsdam-Clubs.

Was heute als Festakt selbstverständlich ist, wäre damals fast gescheitert. "Für die DDR-Funktionäre war die Städtepartnerschaft nur dafür da, um als eigenständiger Staat anerkannt zu werden", sagte Wigor Webers, Vorsitzender des Bonn-Clubs. Die Verträge wurden bereits 1987 tagelang ausgehandelt und immer wieder mit der hohen Politik abgestimmt. Eine wirkliche Begegnung der beiden Städte hätte es niemals geben sollen. Das ging so weit, dass die Öffentlichkeit von der Partnerschaft überhaupt nichts erfuhr.

Wie empfindlich die noch zu unterzeichnende Vereinbarung war, zeigte sich kurz vorher. Daniels hatte sich auf Potsdamer Boden für die Freilassung von Studenten ausgesprochen, die in Ost-Berlin bei Straßenprotesten festgenommen worden waren - vor laufender ZDF-Kamera. Das sorgte für einen Eklat, der noch Monate später Funkstille nach sich zog. Erst im März 1989 kam eine Potsdamer Delegation für die Gegenunterzeichnung nach Bonn. "Als kurz darauf die Mauer fiel, wurde auch die Städtepartnerschaft wärmer", sagte der ehemalige Bundesumweltminister Klaus Töpfer als Gastredner.

Er hatte den Mauerfall auf dem Balkon des Schöneberger Rathauses erlebt. Den Jahreswechsel 1990 feierten 200 Potsdamer in Bonn, Potsdamer Zeitungen veranstalteten Leserreisen, Bonn half der Partnerstadt mit Knowhow, Personal und Geld. So fanden sich ausgemusterte Bürogeräte in Potsdamer Amtsstuben wieder.

Im gleichen Jahr gründeten sich die Städteclubs. "Sie sind noch heute das wichtigste Bindeglied der Partnerschaft", sagte Nimptsch. Für Töpfer ist die Deutsche Einheit nicht nur das Ende der Bipolarität in Deutschland und Europa, sondern auch der Beginn der Globalisierung. "Heute stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen, allerdings in der ganzen Welt", sagte er. Was früher der Konflikt von Ost und West war, passiere nun mit Nord und Süd.

Dass die Jubiläumsfeier in Bonn und die Arbeit der beiden Städteclubs die konkrete Umsetzung Deutscher Einheit sei, fand Burkhard Exner. Zwar habe die anfängliche Euphorie in den ersten Jahren einen Dämpfer bekommen. "Aber es ist zusammengekommen, was zusammengehört."

Ein gutes Beispiel dafür sind Klara Leinen und Benny Killich, Schüler des Bonner Carl-von-Ossietzky-Gymnasiums, die während des Festaktes in einer Band auftraten. "Für uns existiert die Teilung nicht mehr, die Einheit ist für uns normal", sagte Leinen. Trotzdem finden sie wichtig, sich an die Geschehnisse zu erinnern. Das sehen auch die beiden Städteclubs als ihre Aufgaben. "Wir sorgen dafür, dass die Menschen die Deutsche Einheit erleben können", sagte Webers. Deshalb bleiben die Potsdamer noch bis Samstag in Bonn, um die Region kennenzulernen. Die nächste Reise der Bonner nach Potsdam ist schon in Planung.

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