Brandstiftung in Tannenbusch 44-Jähriger wegen psychischer Störung freigesprochen
Bonn · Im Mai 2021 hatte ein 44-Jähriger Feuer in einem Mehrfamilienhaus in Tannenbusch gelegt. Das Bonner Landgericht sprach ihn jetzt wegen seiner psychischer Erkrankung vom Vorwurf der Brandstiftung frei. Der Mann muss dauerhaft in eine Klinik.
Der dramatische Brand auf dem Balkon eines achtstöckigen Mehrfamilienhauses in Tannenbusch war in der Nacht zum 27. Mai 2021 noch glimpflich ausgegangen. Eine Nachbarin war seinerzeit nach Mitternacht von einem Knall aufgewacht, sah die Flammen, die von einem Balkon der vierten Etage loderten und alarmierte um 1.05 Uhr die Feuerwehr. Aber nicht nur das: Die 53-jährige Retterin eilte mit ihrem Lebensgefährten durchs Treppenhaus und weckte sämtliche Bewohner, von denen bereits viele tief geschlafen hatten. Auch die Feuerwehr war schnell vor Ort: Keine fünf Minuten später traf sie mit 70 Einsatzkräften am Brandort an der Oppelner Straße ein und übernahm die von der Nachbarin bereits eingeleitete Evakuierung. Von 40 Bewohnern wurde keiner verletzt.
Soweit die Vorgeschichte. Das Bonner Landgericht hat jetzt einen 44-Jährigen, der in dem Gebäude wohnte, vom Vorwurf der besonders schweren Brandstiftung freigesprochen. Der Angeklagte, der bereits seit einigen Jahren an einer schizo-affektiven Störung leidet, habe die Tat im Zustand der Schuldunfähigkeit begangen. Wegen seiner Gefährlichkeit wurde der diplomierte Geograph dauerhaft in eine Psychiatrische Klinik untergebracht.
Alkohol und Drogen verschlimmern die Lage
Am Tag der Tat hatte der 44-Jährige bedrängende Wahnvorstellungen gehabt, wie die 10. Große Strafkammer im Urteil feststellte, die möglicherweise durch den reichlichen Genuss von Alkohol sowie Cannabis verstärkt wurden. Gegen Mitternacht hielt der Angeklagte die bedrohlichen Stimmen in seinem Kopf offenbar nicht mehr aus - und beschloss sich dagegen zu wehren und „ein Zeichen zu setzen“.
Er nahm ein Kopfkissen und entflammte es mit einem Feuerzeug auf dem Balkon in der vierten Etage. Das synthetische Kissenmaterial entfachte fing sofort Feuer und es entstand Funkenflug. Zusammen mit Umzugskartons und mehreren Mülltüten, die sich auf dem Balkon befanden, entwickelte sich schnell ein großes Feuer. Durch die Hitzeentwicklung splitterten die Fenster, der Wandputz wurde abgeflämmt und die Fensterrahmen in Brand gesetzt. Daraufhin verließ der Mann seine Wohnung.
Noch in der Nacht festgenommen
Als die Nachbarin, die gerade mit der Alarmierung im Haus beschäftigt war, im Treppenhaus auf den Angeklagten stieß und ihm aufgeregt erklärte, dass seine Wohnung brennen würde, reagierte der 44-Jährige befremdlich lässig: „Das ist mir doch egal, lass es brennen.“
Noch in der betreffenden Nacht wurde er festgenommen und ins Landeskrankenhaus eingeliefert. Seine Wohnung war durch das Feuer bis auf weiteres unbewohnbar.
Alle anderen Bewohner, die in einem Bus vor Ort versorgt wurden, konnten nach anderthalb Stunden in ihre Wohnungen zurückkehren. Der entstandene Schaden beläuft sich auf 42 000 Euro.