Ab 1. Juli ist Alkohol im Bonner Loch tabu

Stadtrat beschließt Konsumverbot auf Probe

Ab 1. Juli ist Alkohol im Bonner Loch tabu
Foto: Frommann

Bonn. Zwischen London und Bonn liegen Welten, aber beim Thema Alkohol setzen beide Städte auf die harte Tour: Wie in der britischen Metropole soll nun auch in der Bundesstadt ab 1. Juli ein Alkoholkonsumverbot gelten.

Anders als in London, wo das "Saufverbot" bereits seit dem 1. Juni in allen Bussen, Bahnen und U-Bahnen gilt, beschränkt es sich in Bonn auf das Bonner Loch.

Mit Mehrheit gegen die Grünen und Günter Weiland (Linkspartei) beschloss der Stadtrat am am späten Mittwochabend nach hitziger Debatte das Verbot. Begleiten will die Stadt die Verordnung, die zwei Jahre auf Probe gelten soll, mit sozialen Maßnahmen. Dafür will sie 4,5 zusätzliche Stellen für Sozialarbeiter und Aufsichtspersonal einrichten.

Wer sich nicht an das Verbot hält, dem drohen Geldstrafen von fünf bis zu 1 000 Euro. Lediglich in Einzelfällen, etwa zu Karneval, kann die Verordnung vorübergehend außer Kraft gesetzt werden. Ein ursprünglich überlegtes generelles Verkaufsverbot von Alkoholika im Bonner Loch musste die Stadtverwaltung wieder verwerfen: Die gewerblichen und Gaststätten-Vorschriften böten dafür keine Handhabe.

Hintergrund für diesen Schritt ist nach Angaben der Verwaltung der immer größer werdende Unmut in der Bevölkerung über die Zustände im Bonner Loch sowie die laut Polizei signifikant gestiegene Zahl an Straftaten wie Raub, Bedrohung und Körperverletzung im Umfeld des Bahnhofs.

Das soll nun in einem "Gleichklang von Verbot und sozialen Hilfen" geändert werden, hatte Sozialdezernentin Angelika Wahrheit im Vorfeld der Sitzung erklärt. Und selbst der ausgewiesene Sozialexperte Bernhard von Grünberg (SPD) warb im Stadtrat für das "Experiment", um die Lage im Bonner Loch wieder in den Griff zu bekommen. Sollte das nicht funktionieren, werde das Verbot wieder zurückgenommen, versicherte er.

Für Florian Beger (Grüne) indes ist das Verbot nicht mehr als der von vornherein zum Scheitern verurteilte Versuch, ein Übel zu bekämpfen, ohne dessen Wurzeln zu packen. "Die Menschen brauchen kein Verbot, sondern Hilfe", sagte er. Das Problem werde sich verlagern, ist sich Hans-Ulrich Lang (Bürger Bund) einig. Zudem stehe das Verbot rechtlich auf wackeligen Füßen, Klagen seien programmiert. "Das ist ein schwerer sozial-, ordnungs- und rechtspolitischer Fehler, den Sie hier begehen", warnte er .

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