Abwegiger Vorschlag

Kommentar

Heroin auf Rezept - mit dieser Forderung kann man noch immer die Gemüter erhitzen, vor allem in den Reihen der CDU/CSU-Fraktion in Berlin. Auch der Bonner Bundestagsabgeordnete Stephan Eisel spricht sich jetzt gegen eine Legalisierung von Heroin als Medikament aus.

Damit wendet sich der CDU-Politiker indirekt auch gegen die dauerhafte Behandlung an sich, die in anderen europäischen Ländern durchgeführt wird und deren Erfolg auch in Deutschland mit dem Modellprojekt unter Beweis gestellt wurde.

Denn Eisels Forderung, statt der Krankenkassen sollten die Kommunen die jährlichen Kosten in sechs- bis siebenstelliger Höhe mehr oder weniger alleine schultern, ist unrealistisch. Eisel ist Politikprofi genug, um zu wissen, dass eine solche freiwillige Finanzierung auf sehr wackligen Füßen stünde.

Die Kämmerer könnten jederzeit mit dem Verweis auf die schlechte Finanzlage ihrer Kommunen den Zuschuss für die Behandlung der Schwerstkranken infrage stellen. Und diese müssten von Jahr zu Jahr bangen, ob sie weiterbehandelt werden. Das macht Patienten nicht gerade Mut, an einem Ausstieg aus der Drogensucht mitzuarbeiten.

Auch der Vorschlag, die Studie unter neuen Voraussetzungen noch einmal neu aufzurollen, ist abwegig. Man darf getrost fragen, wie lange denn noch geforscht werden soll. Schließlich ging es bei dem Projekt in erster Linie darum, eine medizinische Grundlage für das Gesetzgebungsverfahren zu haben.

Den Sinn der Behandlung haben Studien in anderen Länder schon vor Jahren erbracht. Wer also schwerstkranken Heroinabhängigen helfen will, der sollte die Gesetzesinitiative im Bundestag unterstützen. Oder klar sagen, dass er die Heroinbehandlung nicht will.

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