Adieu Absauganlage: Premiere für die Müllabfuhr

Die Anlage in Neu-Tannenbusch ist nach 35 Jahren endgültig Geschichte

Bonn-Tannenbusch. Dass viele Neu-Tannenbuscher die Müllabfuhr noch nie gesehen haben, stimmt nicht ganz. Wahr allerdings ist, dass sie die orangefarbenen Wagen wohl noch nie vor ihrer eigenen Haustür beobachtet haben.

Denn schwarze, gelbe und blaue Tonnen gibt es in dem Gebiet zwischen Schlesien-, Oppelner Straße, In den Dauen und Autobahnwall erst seit dem 1. Januar. Davor haben sich die Anwohner der betroffenen 870 Ein- und Mehrfamilienhäuser auf ihre pneumatische Müllabsauganlage verlassen. Und ihren Abfall in den dafür vorgesehenen Einwurfschächten entsorgt.

"Ein 35-jähriger Sonderweg geht zu Ende", sagt Umweltdezernent Rüdiger Wagner. Ein bequemer Sonderweg. Denn das Prinzip der Anlage war einfach: Sie funktionierte "wie ein überdimensionaler Staubsauger. Der Müll aus den Schächten wurde sechs Mal täglich abgesaugt", erklärt Richard Münz, Vize-Chef des Amtes für Stadtreinigung.

Durch unterirdische, zwölf Kilometer lange Rohre landete der Müll - rund 2 000 Tonnen pro Jahr - in der Zentrale an der Hohe Straße. Dort wurde er gepresst und in die Müllverbrennungsanlage transportiert.

Das Problem: "Die Anlage ist ein Allesschlucker und wir wollen Abfall vermeiden", so Wagner. Außerdem hätte die Stadt viel Geld in ihre Modernisierung investieren müssen. "Wie viel kann man nicht genau sagen", sagt Münz.

Doch schon die Erneuerung der Elektronik hätte gut 250 000 Euro gekostet. Für die Stilllegung der Anlage muss die Stadt vier Millionen Euro berappen. Davon werden die Einwurfschächte, die bis 1,50 Meter unter die Oberfläche reichen, abgerissen. Weil aber keine Betriebskosten mehr anfallen, "sparen wir bis 2013 jährlich 935 000 Euro ein. Danach ist es fast eine Million", so Wagner.

"Tonnen sind viel besser", meint ein 26-Jähriger, der im Studentenwohnheim am Posener Weg lebt. "Manchmal passte nichts mehr in den Einwurfschacht rein, dann wurde der Müll daneben gelegt und es hat gestunken." Auch Bektas Demirci ist froh, dass die Anlage nicht mehr genutzt wird. "Ich habe eh nicht viel Müll."

"Ich bin froh, dass wir jetzt Container haben", sagt eine Tannenbuscherin, die am Chemnitzer Weg wohnt. Die Anlage sei für kleine Mülltüten vorgesehen gewesen. Doch oft seien Anwohner mit riesigen Säcken gekommen. "Weil die nicht in die Schächte passten, haben sie sie einfach daneben gestellt."

Dieses Problem sei behoben. "Ich weiß aber nicht, wie es wird, wenn wir verschiedene Tonnen haben. Im Moment benutzen wir nur schwarze." "Wir hoffen, dass es keine Probleme geben wird", so der Vize-Chef des Stadtreinigungsamtes, Münz. So will die Stadt die Menschen in Sachen Mülltrennung beraten. Und dort, wo noch keine Stellplätze für Container zur Verfügung stehen, sollen die Tonnen vorübergehend auf öffentlichem Boden stehen dürfen.

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