Ärger um Kostenexplosion bei Schulmensa im EMA

BONN · Bei der Einweihung der neuen Mensa des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in der Weststadt im Mai herrschte noch eitel Sonnenschein. Jetzt braut sich ein Unwetter über der Schulkantine zusammen: Der Bau ist unterm Strich 70 Prozent teurer geworden als ursprünglich kalkuliert.

 Da war Kostenexplosion noch kein Thema: Willi Schmidt (links) vom SGB und EMA-Chef Uwe Bettscheider im Oktober 2010 vor dem Mensa-Rohbau.

Da war Kostenexplosion noch kein Thema: Willi Schmidt (links) vom SGB und EMA-Chef Uwe Bettscheider im Oktober 2010 vor dem Mensa-Rohbau.

Foto: Barbara Frommann

Statt der veranschlagten 446.000 Euro summieren sich die Kosten nun auf 768.000 Euro.

Das erfuhren die Mitglieder des Betriebsausschusses des Städtischen Gebäudemanagements (SGB) in der jüngsten Sitzung. Der Bürger Bund Bonn (BBB) hatte bereits im Sommer bei der Verwaltung deswegen auf den Zahn gefühlt. "Wir haben per Zufall erfahren, dass die Mensa doch deutlich teurer geworden ist als geplant", sagte BBB-Ratsherr Johannes Schott dem GA.

Er hätte eigentlich erwartet, dass das SGB von sich aus die Politiker über diese Kostenexplosion informiert. "Da ist aus einer einfachen Schulmensa plötzlich ein Mordsbau geworden", klagt Schott. Und er habe so seine Zweifel, ob "das alles seine Richtigkeit hat".

Schott will deshalb das Thema im Rechnungsprüfungsausschuss auf die Tagesordnung setzen lassen. Er fordert außerdem, dass auch andere Schulneu- und Umbauten hinsichtlich möglicher Kostensteigerungen überprüft werden.

"Ein privater Bauherr hätte in einem solchen Fall bestimmt Insolvenz anmelden müssen", kritisierte auch Dieter Schaper (SPD) in der Sitzung des Betriebsausschusses. "So etwas kann ich mir überhaupt nicht erklären", legte Karl Uckermann (Grüne) sichtlich verärgert nach.

Doch das SGB hatte einige Erklärungen für die drastische Kostensteigerung parat: Zum einen habe es sich bei den ursprünglichen Kostenermittlungen nur um eine Grobschätzung gehandelt. Zum anderen seien während der Baumaßnahme Mehrkosten aufgrund von zahlreichen Änderungen und Zusatzarbeiten entstanden.

Außerdem sei das Bauprojekt in einer Phase verwirklicht worden, als das von der Bundesregierung aufgelegte Konjunkturprogramm II gerade lief und die Baufirmen völlig überhöhte Preise verlangt hätten. "Jetzt erhalten wir bei Vergaben wieder realistische Preise", sagte der SGB-Mitarbeiter Willi Schmidt.

Zu den Mehrkosten kam es dem SGB zufolge unter anderem, weil die Fundamente des Mensa-Gebäudes verstärkt worden sind, um eine spätere Aufstockung möglich zu machen. Außerdem musste nachträglich eine Lüftungsanlage im Küchenbereich sowie ein Fettabscheider eingebaut werden.

Erklärungen, die allerdings einiges Kopfschütteln im Ausschuss auslösten: "Das wundert mich aber sehr, dass man erst nachträglich auf die Idee kommt, dass eine Küche eine Lüftung benötigt", sagte beispielsweise Gieslint Grenz (SPD) .

Marion Duisberg, stellvertretende Leiterin des SGB, wies darauf hin, das SGB werde künftig erst die Planungskosten für ein Projekt in den Wirtschaftsplan einstellen, um so in Zukunft die Kosten sehr viel genauer kalkulieren zu können. Bislang habe man aus zeitlichen Gründen meistens nur Grobkostenschätzungen abgeben können.

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