Praxisgebühr Ärzte in Bonn freuen sich über den Wegfall

BONN · Wunderbar entspannt sei das jetzt morgens in der Praxis, sagt der Urologe Axel Belz aus vollem Herzen. Kein leises Fluchen der Patienten mehr, kein unwilliges Kramen in den Geldbörsen, kein Papierkrieg mit Quittungen oder soundso vielen Überweisungen: "Der Wegfall der Praxisgebühr im neuen Jahr hat sowohl bei unserem Praxisteam als auch bei den Patienten nur Erleichterung gebracht", strahlt Belz.

 Die Praxisgebühr entfällt: Das freut (von links) Bodo Bremer sowie Axel und Andrea Belz.

Die Praxisgebühr entfällt: Das freut (von links) Bodo Bremer sowie Axel und Andrea Belz.

Foto: Max Malsch

Der Papierkrieg zuvor sei einfach immens gewesen. Am Anfang jedes Quartals sei eine Kraft täglich rund zwei Stunden nur mit diesem Mehraufwand beschäftigt gewesen. "Wir mussten ja nicht nur die lästigen zehn Euro eintreiben, sondern auch immer wieder Überweisungen von den Hausärzten reinholen", erläutert der Mehlemer Urologe.

Gerade am Jahresanfang seien dann Hausärzte vom Run der Patienten völlig überlastet gewesen, so dass sie mit dem für ihn als Facharzt nötigen Überweisen nicht nachgekommen seien. "Und dann mussten wir wieder nachhaken. Ärgerlich."

Das sieht die Beueler Allgemeinmedizinerin Charlotte Simonsen zum Teil natürlich anders, nämlich "mit gespaltenem Herzen". Auch sie sei erleichtert über weniger Aufwand, antwortet sie auf GA-Frage. Andererseits solle sich der Patient angesichts der Neuregelung schon überlegen, ob er nun zum Ärzte-Hopping durchstarten oder nicht doch die Ergebnisse von Diagnosen bei einem Hausarzt gebündelt behalten wolle.

"Was soll ich als Hausärztin denn tun, wenn ich keine Rückmeldungen von Fachärzten mehr bekomme und dem Patienten dann plötzlich diese runden roten Tabletten verschreiben soll, die ihm letztens so gut geholfen haben?", fragt Simonsen.

Es habe für den Patienten schon sein Gutes, wenn die Ergebnisse von Behandlungen und Therapien an einer Stelle festgehalten würden und wenn nicht jeder gleich zu Fachärzten laufe, die Bekannte empfehlen, die in seinem Fall aber vielleicht gar nicht helfen könnten, gibt die Allgemeinmedizinerin zu bedenken.

Die Tannenbuscher Augenärztin Paula Altrock lehnt sich bei der GA-Frage dagegen sofort entspannt zurück. "Wir sind froh, dass es die Gebühr nicht mehr gibt und wir schon jetzt nach zwei Tagen spürbar weniger Bürokratie haben", sagt sie. Ach, was seien sie in den letzten Jahren hinter fehlenden Zahlungen oder entsprechenden Befreiungskarten hinterher gelaufen, kommt dann ein Seufzer. "Das bringen wir Ihnen morgen", hieß es bei vielen Patienten.

Die meisten seien wieder gekommen. Aber andere hätten sich auch nicht mehr blicken lassen. Die Krankenkassen hätten aber doch die Gebühren abrechnen wollen, berichtet Altrock. Und, stünden an diesem Jahresanfang wegen der Kostenbefreiung mehr Patienten bei ihr Schlange? Nein, antwortet Altrock sofort. Es gebe ein für Anfang Januar ganz normales Aufkommen.

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