Protestaktion in Bonn Aktivisten kleben sich erneut auf der B9 fest
Bonn · Das zweite Mal in einer Woche haben Aktivisten der letzten Generation auf der B9 in Bonn die Fahrbahn blockiert. Lange Staus waren die Folge.
Mitten zur Hauptverkehrszeit haben fünf Aktivisten der Letzten Generation am Freitagnachmittag die Fahrbahnen der B 9 vor dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) in Höhe Adenauerallee/Willy-Brandt-Allee in beide Richtungen blockiert. Die Aktivisten hatten ihre Hände mit Sekundenkleber auf der Fahrbahn festgeklebt. Es kam zu langen Staus. Auch Busse kamen nicht mehr vorwärts.
Gegen 15.24 Uhr war bei der Polizei die Nachricht von der Blockade eingegangen. „Gegen 15.52 Uhr hatten wir die Hände des letzten Aktivisten mit Speiseöl wieder von der Fahrbahn lösen können“, berichtete die Polizei später. Die Autos konnten wieder weiter fahren, aufgrund des hohen Verkehrsaufkommens kamen sie allerdings nur stockend voran.
Mehrere Einsatzkräfte waren vor Ort. Sie nahmen die Aktivisten in Gewahrsam und brachten sie zum Polizeipräsidium. „Dort werden die Personalien aufgenommen. Wir werden außerdem Anzeige erstatten wegen Nötigung und gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr“, sagte Einsatzleiter Rüdiger Zinken.
Gericht verurteilt Klimaaktivistin
Wie berichtet, ist erst am Donnerstag die Klimaaktivistin und Sprecherin der Letzten Generation Carla Hinrichs von einem Berliner Gericht zu einer Geldstrafe von 600 Euro verurteilt worden. Auch sie hatte sich auf einer Straße mit den Händen festgeklebt und so den Verkehr blockiert. Das Gericht befand die 26-Jährige der Nötigung schuldig. Es sei eine Straftat, wenn man anderen seinen Willen aufzwinge, hatte der Richter sein Urteil begründet.
Unter den Aktivisten in Bonn waren zwei Frauen – eine Mutter mit ihrer 18 Jahre alten Tochter – sowie drei Männer. Zwei der Männer stammen aus Euskirchen und Königswinter, wie sie sagten. Die anderen drei gaben den Medienvertretern keine Auskünfte über ihre Herkunft. Auf die Frage, ob sie Schmerzen an den Händen habe und woher der Kleber stamme, antwortet die 18-jährige dann doch noch: „Nein, das tut nicht weh.“ Den Kleber hätten sie in einem Baumarkt erworben.
Auf Transparenten, die sie nach der Aktion noch eine Weile vor sich hielten, stand unter anderem: „Artikel 20a GG = Leben schützen”. „Wir wollen damit an den grundgesetzlichen Auftrag der Regierung erinnern, die Lebensgrundlage der Bevölkerung zu schützen“, erläuterten die Aktivisten in einer Pressemitteilung. Die Aktion in Bonn sei Teil einer Reihe von weiteren „intensiven“ Protesten in ganz Nordrhein-Westfalen.
Unter dem Motto „Wir müssen reden” wollten sie die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der Städte dazu auffordern, ihre Verantwortung wahrzunehmen und sich hinter die Forderungen der Letzten Generation zu stellen, heißt es weiter in der Pressemitteilung der Aktivisten. Zu den Forderungen zählen die Wiedereinführung des Neun-Euro-Tickets und ein Tempolimit auf den Autobahnen.
In Bonn war es das zweite Mal, dass sich Klimaaktivisten der Letzten Generation auf der Fahrbahn festklebten, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Das erste Mal hatten sich vergangenen Freitagvormittag zwei Männer auf der Adenauerallee auf der Fahrbahn Richtung Innenstadt festgeklebt und den Verkehr damit behindert. Auch gegen sie hat die Polizei Anzeige erstattet. Am selben Tag hatten zudem Verdi zum Warnstreik im öffentlichen Nahverkehr und die Klimabewegung „Fridays für Future“ (FFF) zu einer Demonstration in Bonn aufgerufen.