Alle Wahlversprechen sofort erfüllt

"Die Welt gehört in Kinderhände" singt Herbert Grönemeyer in seiner Hymne "Kinder an die Macht". Wie richtig er mit dieser Forderung liegt, zeigt sich seit Dienstag in Mini-Beuel.

 Pressetermin in Mini-Beuel: Bezirksbürgermeister Wolfgang Hürter für seinen Kollegen Leonard Tietz und Stellvertreterin Josefine Reifenberger ins Amt ein.

Pressetermin in Mini-Beuel: Bezirksbürgermeister Wolfgang Hürter für seinen Kollegen Leonard Tietz und Stellvertreterin Josefine Reifenberger ins Amt ein.

Foto: Frank Auffenberg

Pützchen. "Die Welt gehört in Kinderhände" singt Herbert Grönemeyer in seiner Hymne "Kinder an die Macht". Wie richtig er mit dieser Forderung liegt, zeigt sich seit Dienstag in Mini-Beuel.

Die Stimmen der 350 Einwohner der Kinderstadt waren kaum abgegeben und ausgezählt, da begann der frisch gewählte Stadtrat samt seinem Bürgermeister Leonard Tietz, 11, und der Vize-Bürgermeisterin Josefine Reifenberger, 12, mit der Arbeit.

Am Donnerstag besuchte Bezirksbürgermeister Wolfang Hürter seinen jungen Amtskollegen und überreichte ihm offiziel die Mini-Beuel-Bürgermeisterkette. Erstmals seit Eröffnung der Kinderstadt am Montag wurden Erwachsene zu einem offiziellen Termin in die eigentlich nur Kindern und Mitarbeitern vorbehaltene Metropole eingeladen.

"Beuels erster Bürgermeister hieß Leonard Stroof. Namentlich stehst du also bereits in einer guten alten Tradition", begrüßte Hürter seinen Kollegen. Er war begeistert vom Engagement der Kinder. "Ihr gebt ein wirkliches gutes Vorbild ab. Von euch können wir wirklich sehr viel lernen", lobte Hürter.

Tatsächlich kann sich die Dienstbilanz des Mini-Beuel-Stadtrates sehen lassen. "Seit Dienstagnachmittag bin ich im Amt. Wir haben es geschafft, seitdem sämtliche Wahlversprechen, die ich gegeben habe, umzusetzen", erklärte Leonard. So konnte er durchsetzen, dass wie versprochen mehr Kinofilme im Mini-Beueler Lichtspielhaus gezeigt werden, die Kinder weniger Steuern zahlen müssen und die Zahlung von Arbeitslosengeld eingerichtet worden ist.

Auch die horrenden Gebühren für die Garderobe wurden abgeschafft. Sie wird nun aus Steuermitteln finanziert. "Das mit dem Arbeitslosengeld wird aber nicht so gut angenommen wie gedacht", gestand Vize-Bürgermeisterin Josefine mit einem Lächeln auf den Lippen ein. "In Mini-Beuel will einfach jeder arbeiten", erklärte sie.

Besonders stolz sind die jungen Politiker auf die Umsetzung ihrer liebsten Forderung - mehr Gerechtigkeit. "Wir haben sofort die Befugnisse unserer Polizei eingegrenzt. Ohne Grund darf sie nun niemanden mehr anhalten und kontrollieren", sagte Leonard. Sie könne sich nun besser auf Wichtiges konzentrieren, habe sogar einen Falschgeldring und einen Banküberfall aufgeklärt.

Wer dem Bürgermeister mit der Forderung, sein Amt niederzulegen, Drohbriefe geschickt hat, ist allerdings trotz Polizei noch ungeklärt. "Jemand will meine Schwester entführen, wenn ich nicht zurücktrete", berichtete Leonard, will sich aber nicht einschüchtern lassen. Bereits zum zweiten Mal nimmt er an Mini-Beuel teil.

Für ihn stand fest, dass er Bürgermeister werden möchte. "Ich war beim ersten Mal schon Vize, zu Hause hab ich nun vorher ein Programm ausgearbeitet. Mit vielen Punkten bin ich in den Wahlkampf gegangen und habe mich mit einer Power-Point-Präsentation den Wählern vorgestellt", so Leonard. Er konnte sich gegen fünf Gegenkandidaten, die jetzt Mitglieder des Stadtrates sind, durchsetzen. Leonard geht in seinem Amt voll auf und ist beliebt.

Eine Wiederwahl am kommenden Dienstag ist wahrscheinlich. Warum die Regierung Mini-Beuels recht reibungslos verläuft, steht für den Bürgermeister fest: "Wir sind uns alle eigentlich einig und setzen durch, was unsere Bürger wollen." Einen Tipp für die hauptberuflichen Kollegen hat Josefine. "Diskussionen wie um den Stuttgarter Bahnhof könnten doch leicht geklärt werden, wenn man die Bürger mal fragt, was sie eigentlich wollen", rät sie.

Schon steht das nächste Projekt an. Per Bürgerantrag wollen die Kinder ihre Stadt schöner machen. "Es wird vorgeschlagen, einen Schönheitswettbewerb für die Stände auszurichten. Wir werden das sofort prüfen und in die Wege leiten", sagt Leonard und entschuldigt sich. Die Arbeit eines Bürgermeisters ruft.

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