Als Lena singt, schauen alle hin

Als Lena gegen viertel nach zehn die Bühne des Eurovision Song Contest betrat, drückten ihr hunderte Zuschauer auf der Friesdorfer Kirmes die Daumen. Oberhalb des Rummelplatzes am Schwimmbad hatten die Pfadfinder eine Leinwand aufgebaut.

Als Lena singt, schauen alle hin
Foto: Barbara Frommann

Friesdorf. Als Lena gegen viertel nach zehn die Bühne des Eurovision Song Contest (ESC) betrat, drückten ihr hunderte Zuschauer auf der Friesdorfer Kirmes die Daumen. Oberhalb des Rummelplatzes am Schwimmbad hatten die Pfadfinder eine Leinwand aufgebaut.

Zwischen Bierbude, Cocktailbar und Grill flimmerten die Bilder aus Düsseldorf. Martina Wolffgang drückte besonders die Daumen. "Nicht, dass ich früher den Grand Prix geguckt hätte", sagte die Friesdorferin. Erst seit Lenas Erfolg im vergangenen Jahr ist sie zum Fan geworden.

Beim großen Finale am Samstag fühlte sie sich jederzeit gut unterhalten. Ihr gefielen die Moderatoren Anke Engelke und Stefan Raab, und auch den meisten Gesangsbeiträge konnte sie etwas abgewinnen. "Guck mal, ein Wischmob", kommentierte sie fröhlich den Auftritt der irischen Teilnehmer "Jedward".

Die Mehrzahl der Besucher interessierte der europäische Musikwettstreit bis zum Auftritt von Lena, Startnummer 16, nur am Rande. Es gab spannendere Themen, etwa örtlicher Tratsch oder der letzte Spieltag der Bundesliga. "Viele alte Friesdorfer Bürger kommen von weit her und treffen hier ihre Freunde wieder", erklärte Alfred Giersberg, Vorsitzender des Ortsausschusses, den großen Zulauf an der Bierbude.

Als Simon Kläser zusammen mit gut 25 weiteren Helfern aus den Reihen der Friesdorfer Pfadfinder das Kirmeswochenende plante, stellten sie zufällig fest, dass die Veranstaltung mit dem Finale des ESC zusammenfiel. "Wir haben hier schon Fußball und Formel 1 gezeigt", sagte der Pfadfindervorsitzende. "Die Leute wollen das sehen." Tatsächlich gab es durchaus Parallelen zwischen dem modischen Rudelgucken zur Fußball-WM und der kollektiven Begeisterung für den ESC zu beobachten.

Für den Erlebnispädagogen Helmuth Weil war das Fiebern für Lena genau wie das Sommermärchen Ausdruck der Suche nach nationaler Identität. Das Ende dieses Vergleichs zeigte sich bei der Bekanntgabe der Abstimmergebnisse am späten Abend: Dass es für Lena nur zum zehnten Platz im europäischen Song Contest reichte, verübelte ihr auf der Kirmes in Friesdorf wohl niemand.

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