Alt-Katholiken erhalten Zuschlag für Namen-Jesu-Kirche

Das Land Nordrhein-Westfalen überlässt ihnen die Nutzung

Alt-Katholiken erhalten Zuschlag für Namen-Jesu-Kirche
Foto: Volker Lannert

Zentrum. Der Vorvertrag mit dem Land NRW ist unter Dach und Fach, das Gründungskapital für die Stiftung zusammen, und somit steht einer Nutzung der Namen-Jesu-Kirche durch die Alt-Katholiken nichts mehr im Weg.

Die Pastorin der alt-katholischen Gemeinde St. Cyprian, Henriette Crüwell, sagte dem General-Anzeiger, das Land als Eigentümerin der Kirche habe außerdem zugesagt, nicht nur die Außenrenovierung zu finanzieren, sondern auch die Sanierung und den Umbau im Inneren.

Wie berichtet, will das Land das mittlerweile von der römisch-katholischen Kirche nicht mehr genutzte Gotteshaus in der Bonngasse nicht an einen Privatinvestor verkaufen, sondern es als Kirche erhalten.

Die Alt-Katholiken werden nach diversen Umbauten voraussichtlich ab 2011 dort ihre City-Pastoral anbieten: Seelsorger werden Angebote vor allem für die Zielgruppe Kinder, Jugendliche und junge Familien unterbreiten; arbeitslose Jugendliche sollen in einem Café auch sozialpädagogisch beschäftigt werden.

Außerdem könnte die Kirche als Bischofskirche der Alt-Katholiken fungieren. Bonn ist seit jeher Sitz des Bischofs der Alt-Katholiken in Deutschland, jedoch ohne eigene Kirche. Bischof Joachim Vobbe feiert, wenn er in Bonn ist, die Messe in St. Cyprian an der Adenauerallee.

Weiterhin geplant ist auch die Nutzung der Gruft, in der Jesuiten bestattet sind. 1717 geweiht, war die Kirche nämlich zunächst Sitz dieses Ordens. Crüwell zufolge soll die Gruft als sogenanntes Kolumbarium auch allen Bonnern als letzte Ruhestätte offenstehen. Bislang sei die Gruft mit einer schweren Platte verschlossen, "doch der Eingang zum Kolumbarium soll so gestaltet werden, dass man ohne Schwierigkeiten dorthinein gelangt".

Umgebaut werden auch die Sakristeiräume: "Der kleinere soll ein Besprechungsraum für die Seelsorger werden, in dem großen soll ein Begegnungsraum mit Café eingerichtet werden", sagte Crüwell. Dieses könnte bei schönem Wetter auch im Innenhof Stühle aufstellen; dafür müsste der Hof, der zwischen Kirche und dem Bekleidungshaus Anson's liegt und von der Straße aus nicht sichtbar ist, gepflastert werden. Auch Toiletten sind geplant.

Vertragspartner des Landes ist die "Stiftung Namen-Jesu-Kirche" (Internet: www.stiftung-namen-jesu-kirche.de). "Diese muss auch den Kirchenbetrieb finanzieren", so Crüwell. Dabei geht es vor allem um die laufenden Kosten wie Heizung und Versicherungen.

Bevor die Umbauarbeiten in der Namen-Jesu-Kirche beginnen können, wird aber noch einmal die Katholische Hochschulgemeinde (KHG), die bis 2007 Hauptnutzerin der Kirche war, vorübergehend das barocke Gotteshaus nutzen, sagte Crüwell. Denn die Kirche der KHG, St. Remigius in der Brüdergasse, wird voraussichtlich nach Ostern wegen Sanierungsarbeiten an den Gewölben für mindestens drei Monate geschlossen, bestätigte das Erzbischöfliche Bauamt auf GA-Anfrage.

Jesuiten, Pferdestall, Professor Ratzinger Die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts in Bonn ansässigen Jesuiten ließen die Kirche von 1686 an in einem Stilmix erbauen, der barocke Elemente mit denen anderer Epochen verbindet. 1717 wurde das Gotteshaus geweiht. Nach dem Weggang der Jesuiten 1774 stand das Gebäude leer.

Während der Franzosenzeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde es als Pferdestall und Soldatenunterkunft genutzt. Von den1877 bis 1934 war es Pfarrkirche der alt-katholischen Gemeinde. Anschließend wurde es als römisch-katholische Universitätskirche genutzt, in der auch der damalige Theologieprofessor Joseph Ratzinger und jetzige Papst Anfang der 1960er Jahre predigte. Die Katholische Hochschulgemeinde war die bislang letzte Nutzerin.

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