Alte Jesuitengruft wird zum Urnengrab

Baufachleute und Alt-Katholiken besichtigen die jahrhundertealte Begräbnisstätte in der Namen-Jesu-Kirche

Alte Jesuitengruft wird zum Urnengrab
Foto: Volker Lannert

Bonn. Der Abstieg in die jahrhundertealte Gruft war gestern noch beschwerlich: Durch eine schmale Öffnung im Boden der Namen-Jesu-Kirche gelangten Fachleute der Bezirksregierung und Vertreter der Alt-Katholiken mit Hilfe einer Metallleiter zur Begräbnisstätte der Jesuiten. Sie besichtigten die Gruft, weil sie zum Kolumbarium, zu einer Urnen-Begräbnisstätte umgebaut werden soll. Dann wird auch der Abstieg bequemer sein.

Noch hat die Gruft etwas Unheimliches: Ohne künstliche Beleuchtung dringt nur an einem Ende der quer zum Kirchenschiff gelegenen Grabstätte durch einen schmalen Schacht von oben ein wenig Licht hinein. Mit einem Scheinwerfer sieht man mehr von dem rund 15 Meter langen Tonnengewölbe aus Ziegelsteinen. Auf dem Lehmboden liegen hier und da Tierknöchelchen und Putzstücke, die im Laufe der Jahrhunderte von der Decke gefallen sind.

Nur an zwei Stellen kann man erahnen, wo man sich hier befindet: "...obiit Bonn 2. April 1732 R.I.P." (Lateinisch "obiit", auf Deutsch: "ist gestorben") steht an der zugemauerten Grabnische.

Wer, lässt sich nicht mehr sagen. Schräg gegenüber liest man auf einem Restputzstück noch "rector", vermutlich ruht hier ein früherer Leiter der Jesuiten, die das 1717 geweihte Gotteshaus in der Bonngasse bis 1774 als Kollegkirche nutzten.

In absehbarer Zeit sollen sich hier unten, wo 66 Grabstätten in die Wände eingelassen sind, auch Bonner Bürger beerdigen lassen können. Das jedenfalls planen die Alt-Katholiken, die das Gebäude 2011 als alt-katholisches Seelsorgezentrum und Bischofskirche eröffnen wollen.

Bis dahin wird der Eigentümer des Gotteshauses, das Land NRW, für mehr als sieben Millionen Euro das Gebäude grundlegend sanieren und restaurieren. Und eben auch die denkmalgeschützte Gruft zum Kolumbarium umbauen.

Noch überlege man, wie die Urnen in der Gruft würdevoll aufbewahrt werden können, sagte Henriette Crüwell, alt-katholische Pfarrerin von St. Cyprian und Vorsitzende des Vorstandes der Stiftung Namen-Jesu-Kirche.

Als Bestattungsort, so Crüwell, wäre die Kirche für sehr unterschiedliche Menschen interessant: für Mitglieder der alt-katholischen Gemeinde, für Menschen ohne familiäre Bindung, denen es wichtig ist, dass ihrer über den Tod hinaus gedacht wird, oder auch für jene, die anstatt Friedhofsgebühren zu zahlen lieber eine kirchliche Stiftung unterstützen wollen.

Weitere Informationen unter www.namenjesukirche.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort