Am Computer über Bonns Straßen fahren

Immobilienfirma ist Google um eine Nasenlänge voraus - Videostadtplan ist der erste seiner Art weltweit

Bonn. David schlägt Goliath, e-rent übertrumpft Google. Während die amerikanische Online-Plattform derzeit ganz Bonn in 360-Grad-Fotos erfasst, die später für jeden im Internet abrufbar sind, hat eine Kölner Immobilienfirma schon Fakten geschaffen.

Sie präsentiert weltweit als erste die ganze Stadt, dazu Köln und Düsseldorf, als Stadtplan - mit dem Clou, dass die Fahrt über sämtliche öffentliche Straßen von zu Hause aus möglich ist. Der Betrachter am Bildschirm sieht ruckelfreie Videos. So geht's nach Wunsch am Post-Tower vorbei oder die Poppelsdorfer Allee zum Schloss hinauf.

Neben einer kommerziellen Version, die auf Immobilien der Kölner Firma hinweist, gibt es auch speziell eine werbefreie Fassung. "Die Seite soll einer breiteren Öffentlichkeit Spaß machen", schreibt das Unternehmen auf seiner Internetseite. "So kann man mit einem Klick durch die schönsten Straßen Bonns flanieren oder einfach gucken, wo die Freunde wohnen, die anstehenden Städtereisen vorbereiten und die Hotelumgebung anschauen", sagt Hans-Peter Forkel von e-rent. So geht esDie Internetseite ist über www.e-rent.de zu erreichen.Mit der Maus sucht man sich eine Straße im Bonner Stadtgebiet aus. Es öffnet sich ein Fenster mit einem der 7 200 Videos, und die Fahrt beginnt. Auf der Karte zeigt ein roter Kreis zudem an, wo man sich bei der Fahrt gerade befindet. Mit Köln und Düsseldorf stehen jetzt insgesamt 23 000 Videos im Internet abrufbereit.Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis alle Filme im Kasten und bearbeitet waren. Dafür wurden Autos mit leichter Federung gewählt, auf deren Dach die Kamera befestigt war. Wichtig war zudem schönes Wetter bei den Aufnahmen. Die Hauptarbeit machte dann die Einpassung und Verarbeitung des Filmmaterials für das Kartensystem aus - alles ein kompletter Eigenbau, sagte Forkel.Das Team habe aus 15 Mitarbeitern bestanden. Angefangen habe alles damit, das Umfeld der angebotenen Immobilien zu zeigen. Doch mit der Zeit sei aus dem Ehrgeiz seiner Mannschaft fast schon eine Manie geworden.

Im Zusammenhang mit dem Google-Projekt ("Street View" genannt) sprach sich der Bundesdatenschutzbeauftragte gegen eine Ausleuchtung persönlicher Lebensumstände aus. Die Kölner Straßenfilmer geben an, vorher genau nachgesehen zu haben, ob Straßenschilder oder Personen zu erkennen waren. Entsprechend lassen sich auch nicht alle Clips vergrößern. So gibt es Szenen aus der Bonner Innenstadt, wo viele Leute unterwegs sind, etwa nur im Kleinformat. Auf eine Ganzseitendarstellung und hohe Auflösung wurde zudem ganz verzichtet.

Falls sich doch jemand wiedererkennen sollte, kann er sich unter der Rufnummer (02 21) 96 39 00 0 melden. Ein Verleih oder Verkauf der Filme steht laut Forkel nicht zur Debatte. "Die immobilienfreie Variante wird definitiv ein Nonprofit-Modell bleiben." Wenn es einmal Werbung geben sollte, dann werde sie nur für gemeinnützige Organisationen und kostenlos sein. Weitere Städte sollen nicht abgefilmt werden.

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