Am Freitag geht es Rasern an den Kragen

BONN/REGION · Am Freitag startet der landesweite Blitzmarathon, bei dem es Rasern 24 Stunden lang an den Kragen gehen soll. Mit der Aktion reagiert das Landesinnenministerium auf die gestiegene Zahl der Verkehrstoten.

 Die Radarfalle ist einsatzbereit: Beim Start der Anti-Raser-Kampagne im Januar richtet Ralf Martin das Messgerät an der Koblenzer Straße in Bad Godesberg ein.

Die Radarfalle ist einsatzbereit: Beim Start der Anti-Raser-Kampagne im Januar richtet Ralf Martin das Messgerät an der Koblenzer Straße in Bad Godesberg ein.

Foto: Ronald Friese

Im Zuständigkeitsbereich der Bonner Polizei (Bonn, Königswinter, Bad Honnef und der linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis) zum Beispiel kamen 2010 fünf Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, 2011 waren es 20. Hauptursache: Rasen.

Am Freitag werden in NRW insgesamt 1400 Radarmessstellen aufgebaut, auch die Bonner und die Kreispolizei beteiligen sich an der Aktion. Dass sie, wie in einigen Landesteilen befürchtet, der Kälte zum Opfer fällt, ist für Bonn und die Region eher unwahrscheinlich.

Minustemperaturen von minus zehn Grad, die den Radarfallen laut dem Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste den Garaus machen, sind hier für Freitag nicht vorausgesagt. Die Bonner Behörde setzt zwei Radarwagen und vier Teams ein, die per Laserpistole Geschwindigkeitsmessungen vornehmen, insgesamt verfügt die Bonner Behörde über mehr als 50 Laserpistolen.

Wie viele Beamte an den Messstellen stehen, kann nicht genau gesagt werden. Denn: "Es gibt in diesem Zeitraum weitere Einsätze: Demonstrationen und die Begleitung der ersten Karnevalsumzüge", sagt Polizeisprecher Frank Piontek. Durch den Blitzmarathon werden aber voraussichtlich keine Überstunden anfallen. "Es ist eine geplante Aktion."

Hilfe kommt von Stadt und Kommune. "Wir unterstützen die landesweite Aktion", sagt Isabel Klotz vom städtischen Presseamt. Die Stadt Bonn ist mit vier Messwagen dabei: Zwei sind mit einer Radaranlage, zwei mit einer Lichtsensortechnik ausgerüstet. Geblitzt werde am Freitag von 7 bis 20 Uhr "vor besonders schutzwürdigen Einrichtungen" wie Schulen oder Kindergärten und am Samstagmorgen ab 8 Uhr. Stadt und Polizei geben die Messstellen vorher bekannt.

Denn das Ziel der Aktion ist es nach Angaben der Polizei nicht, möglichst viel Geld durch das Blitzen einzunehmen, sondern die Raser zu sensibilisieren und so zu einem adäquaten Fahrverhalten zu erziehen. Über die Veröffentlichung hinaus "müssen die Autofahrer im gesamten Kreis- und Stadtgebiet allerdings natürlich auch mit kurzfristigen Kontrollen rechnen."

2011 hat die Stadt insgesamt 2,5 Millionen Euro durch mobile und stationäre Geschwindigkeitsüberwachungen eingenommen. In Bonn sind noch vier stationäre Radarfallen in Betrieb: alle im Bad Godesberger Tunnel. Mobil blitzt die Stadt mit vier Messwagen, Laserpistolen sind nicht im Einsatz.

Vier Strecken gibt es, auf denen laut Borchert häufig gerast wird: am Konrad-Adenauer-Damm, der Koblenzer Straße, im Godesberger Tunnel und an der Ollenhauer Straße. Das deckt sich teilweise mit den Strecken, die die Polizei unter "unfallauffällige Routen" führt. Das sind Strecken, auf denen es häufig zu Unfällen kommt.

In Bonn sind das der Hermann-Wandersleb-Ring, die Kölnstraße zwischen Nordfriedhof und Stadtgrenze, die L261 zwischen Villemombler und Röttgener Straße, die L158 zwischen Bad Godesberg und Pech, die Pützchens Chaussee zwischen Siegburger und Oberkasseler Straße sowie der Bereich vom Godesberger Tunnel bis zur Landesgrenze. Auf Kreisgebiet sind das die B56, zwischen Hauptstraße L113 und Buschhoven, die L183 zwischen Grünewaldstraße und Walberger Straße, die K 33 zwischen L190 und Offenbachstraße, die L192 zwischen L183 und der Bereichsgrenze sowie die L300 rund um Elbe- und Roisdorfer Straße. Ferner hat die Bonner Polizei besonders die L261 zwischen der Abfahrt Meckenheim Nord und der Lüftelbergstraße, die L266, die L492 zwischen Todenfeld und Hilberath, die L163 Flerzheim und Heimerzheim und die K58 zwischen L158 und Rheinland-Pfalz im Blick. Auch im Rhein-Sieg-Kreis wird die Polizei am landesweiten Aktionstag gegen Raser mobil machen.

Neun Menschen starben 2011 bei Verkehrsunfällen, einer weniger als im Jahr zuvor, erklärt Hans-Peter Sperber, Leiter der Verkehrsdirektion bei der Kreispolizeibehörde Siegburg (KPB): "Mindestens zwei der Getöteten kamen aufgrund überhöhter Geschwindigkeit ums Leben."

Auch wenn der Kreis mit diesen Zahlen landesweit noch "vergleichsweise positiv abschneidet", so Sperber, macht ihm die Zahl der bei Unfällen Verletzten Sorgen. "Hier zeichnet sich eine Steigerung von etwa acht Prozent ab", sagt der Verkehrsexperte. Insgesamt wird die Zahl 2011 bei etwa 1374 liegen. "Fast ein Drittel davon wurde aufgrund überhöhter Geschwindigkeit verletzt", so Sperber .

Zwar gibt es für die Siegburger Polizei nicht den "klassischen Raser", den man gezielt ins Visier nehmen könnte: "Die Palette reichte vom Fahranfänger bis zum 60-Jährigen", weiß der Direktionsleiter. Das Problem ist: Vielen fehlt es an Unrechtsbewusstsein. "Ich hab' das im Griff", ist eine Antwort, welche die Polizei laut Sperber oft von Ertappten zu hören bekommt.

Umso ärgerlicher für ihn, da Tempolimits stets nur nach reichlicher Prüfung ausgeschildert würden. "Wenn an einer Stelle 70 Stundenkilometer erlaubt sind, hat das seinen Grund", so Sperber: "Dann gibt es dort auch keine Toleranz mehr." Ganz klar kann die Polizei anhand ihrer Statistik ablesen, auf welchen Strecken besonders oft zu schnell gefahren wird und dann mehr als fünf Unfälle pro Kilometer in den letzten drei Jahren passieren.

Rund 70 Strecken hat die Polizei im Visier, etwa die Alte Heerstraße, die Rathausallee und die Einsteinstraße in Sankt Augustin. Ferner die Frankfurter Straße und die Zeithstraße in Siegburg sowie die Bröltalstraße in Hennef.

Bei den landesweiten Kontrollen legt die Siegburger Polizei einen besonderen Schwerpunkt auf junge Fahrer in den Abend- und Nachtstunden, "auch im Hinblick auf Alkohol- und Drogenkonsum" so Sperber. Insgesamt sollen 20 Beamte, verteilt auf zwei Trupps mit Radargeräten und zwei Trupps mit Lasergeräten beim "Blitzmarathon" zum Einsatz kommen. Zudem sind nach Aussage der Kreises auch zwei Radarmesswagen des Straßenverkehrsamtes unterwegs.

Messstellen im Internet: Die Stadt Bonn veröffentlicht ihre Messstellen auf www.bonn.de. Die Radarstellen der Polizei gibt es auf www.polizei-bonn.de.

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