Amoklauf-Drohung gegen Aloisiuskolleg

30 Polizisten im Einsatz - Bad Godesberger Schule schickt Jugendliche einen Tag vor den Weihnachtsferien nach Hause

Amoklauf-Drohung gegen Aloisiuskolleg
Foto: Frommann

Bad Godesberg. Nach der Ankündigung eines Amoklaufs im Internet hat die Leitung des Aloisiuskollegs in Bad Godesberg am Mittwoch in Absprache mit der Polizei die Schule bereits einen Tag vor den Weihnachtsferien geschlossen.

Die Internatsschüler mussten das Gebäude verlassen. Polizeibeamte im Eingang sorgten dafür, dass die nicht im Internat lebenden Jugendlichen die Schule erst gar nicht betreten konnten, und draußen auf der Straße versammelten sich rund zwei Dutzend weitere Uniformierte.

Polizeisprecher Robert Scholten teilte auf Anfrage des General-Anzeigers mit, in einem Chatroom im Internet habe es eine anonyme Ankündigung gegeben, "dass jemand in der Schule Amok laufen werde". Details nannte er nicht. Scholten sagte nur: "Wir haben weder konkretisierbare Hinweise auf den Chatter noch Belege für die Ernsthaftigkeit der Drohung."

In der Nacht hatte ein Internet-Nutzer im Chat die Nachricht über den angeblich geplanten Amoklauf gesehen und die Polizei in Euskirchen informiert. Die wiederum alarmierte ihre Kollegen in Bonn. Nach GA-Informationen hat der Verfasser damit gedroht, Menschen im "Aloisius-Gymnasium" umzubringen.

Die Polizei, so Scholten, habe aus Sicherheitsgründen sofort reagiert. Zahlreiche Streifenwagen fuhren am Morgen vor dem Kolleg in der Elisabethstraße vor, über ein Bürgertelefon informierte die Polizei besorgte Eltern und Schüler.

"Erst habe ich gelacht, und einen Tag eher Ferien zu haben, ist auch nicht schlecht", sagte ein Internatsschüler, "doch jetzt denke ich an den Direktor und die Lehrer, denn der Ruf der Schule leidet."

Viele junge Leute, die am Mittwochmorgen vor dem Gebäude standen, waren der Meinung, dass es sich um einen Trittbrettfahrer handelt. "Ich glaube nicht, dass es ein Mitschüler ist", sagte Tim. Anita (Namen von der Redaktion geändert) hatte bisher immer geglaubt, "dass bei uns so etwas nicht passiert. Jetzt bin ich in Sorge, auch weil ich nicht weiß, ob die Drohung ernst gemeint ist."

Pater Götz Werner, Rektor des Kollegs, sagte: "Wir haben die Internatsschüler um 6.45 Uhr beim Frühstück informiert. Dann rückte die Polizei an, um die Schule zu sichern." Die stellvertretende Schulleiterin Marie Käufer habe entschieden, die Schule zu schließen.

Das Aloisiuskolleg ist ein staatlich anerkanntes Gymnasium für Jungen und Mädchen in der Trägerschaft der Gesellschaft Jesu (Jesuitenorden) mit rund 800 Schülern. Das Internat bietet Plätze für 55 Mädchen und 120 Jungen.

Bis zum Abend hatten die Ermittler noch keine Spur vom Verfasser der Amoklauf-Drohung, so Scholten. Auch wenn Chatter sich im Internet Pseudonyme geben, hinterlassen sie Spuren, berichtete ein Internet-Spezialist der Polizei.

"Im Chat weist der Provider jedem eine so genannte IP-Adresse zu. Die wird gespeichert, und über die können wir den Nutzer identifizieren", sagte Frank Scheulen, Sprecher des Landeskriminalamts in Düsseldorf. Das ginge relativ schnell, wenn der Provider oder Server nicht im Ausland seinen Sitz habe.

Die Polizei ermittelt laut Scholten wegen des Verdachts der Bedrohung gegen Unbekannt. Tätern drohten bis zu drei Jahre Haft. "Aber wir werden auch einen möglichen Schadensersatz prüfen. Es waren 30 Beamte im Einsatz", sagte er weiter. Kürzlich hatte das Amtsgericht Augsburg einen 15-Jährigen, der einen Amoklauf in einer Realschule angekündigt hatte, zu 64 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt.

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