Angriff auf die Rathausuhr

Seit die Gerüstbauer die Rokoko-Fassade des Alten Rathauses einrüsten, wird auch dem Letzten klar, dass hier in den nächsten Monaten eine Menge Arbeit an Bonns guter Stube ansteht.

Bonn. Die berühmten Gobelin-Wandteppiche im Inneren sind schon weg, die Büros sind leer, der Oberbürgermeister ist nicht mehr im Haus. Doch erst jetzt, seit die Gerüstbauer die Rokoko-Fassade des Alten Rathauses einrüsten, wird auch dem Letzten klar, dass hier in den nächsten Monaten eine Menge Arbeit an Bonns guter Stube ansteht. 4,4 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II stehen für die Sanierung des Rathauses zur Verfügung. Während dieser Zeit fällt es als Fotomotiv für Touristen praktisch aus. Denn vom Rathaus wird man bald nicht mehr viel sehen, wenn am Montag die Gerüstbauer mit ihrem Job fertig sind und dann auch noch Netze vor die historische Fassade gehängt werden. Die SanierungAm Alten Rathaus ist jahrelang nur Kosmetik betrieben worden, jetzt sollen Fassade, Fenster und Dach von Grund auf erneuert werden. Das denkmalgeschützte Gebäude erhält eine neue Energietechnik und modernen Brandschutz, verbesserte Sicherheitstechnik und behindertengerechten Ausbau.

Ein Verein kümmert sich darum, Geld für weitere Maßnahmen wie die Erneuerung der Uhr oder des Treppengitters zu sammeln.

Vorarbeiter Sven Gauder und seine Männer spuckten am Donnerstag noch mal ordentlich in die Hände, denn es gibt viel zu tun: 1 600 Holzbohlen müssen verlegt, 800 Gerüstrahmen aufgebaut und 1 500 Kupplungen montiert werden. Damit alles sicher steht, wird das Gerüst an 400 Stellen mit dem Gemäuer verschraubt. Die vielen Vorsprünge des Gebäudes machen den Job nicht einfacher. Eine Überraschung erlebten Gauder und seine Männer am Donnerstagfrüh. In der Nacht zuvor waren Unbekannte auf das Gerüst geklettert, ganz nach oben gestiegen und hatten die Zeiger der goldenen Rathausuhr verbogen. Sie wurden am Donnerstag abmontiert und in eine Werkstatt gebracht. Nach Angaben der Stadt Bonn entstand nur ein geringer Schaden, das Uhrwerk sei noch intakt. Für die Gerüstbauer des Bornheimer Meisterbetriebs ist nicht nur wegen dieses Zwischenfalls das Alte Rathaus keine Baustelle wie jede andere. "Gerüste von diesem Volumen stellen auch wir nicht jeden Tag auf", sagte Gauder. Schwindelfrei sollte man sein in dem Job, wichtig sei auch körperliche Fitness. "Es gibt viele, die das probieren, aber nach einem halben Tag wieder aufhören", sagt der 32-Jährige.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort