Anklage gegen Wahrsagerin

28-Jährige wollte Fluch mit 31 000 Euro beseitigen und verschwand

Bonn. Ihre angeblich engen und für ihre Kundschaft überaus teuren Kontakte zu himmlischen Mächten vermögen eine Wahrsagerin nicht vor höchst irdischen Gesetzen schützen: Die Frau, die vielleicht 28 Jahre alt ist und vielleicht aus Montenegro stammt, wurde nun von der Bonner Staatsanwaltschaft - und das ist ganz sicher - wegen gewerbsmäßigen Betruges angeklagt, weil sie eine Kundin nach Strich und Faden betrogen und ausgenommen haben soll.

Wie Behördensprecher Fred Apostel auf Anfrage mitteilte, soll die Wahrsagerin im vergangenen Sommer in der Bonner Innenstadt ihre Dienste angeboten haben und dabei auf ein Opfer gestoßen sein, das sich auch ohne hellseherische Fähigkeiten als leichte Beute erwies.

Und die Wahrsagerin erkannte laut Anklage sehr schnell, wie leichtgläubig, naiv und vor allem abergläubisch die 27-Jährige war und begann dies auszunutzen und die junge Frau auszunehmen.

Nach ersten harmlosen Kontakten machte die Wahrsagerin der Kundin am 29. Juli weis, sie sei verflucht, aber das sei mit 600 Euro leicht aus der Welt zu schaffen. Die Frau zahlte. Zwei Tage später erklärte die Wahrsagerin der 27-Jährigen: Sie habe in den Karten gesehen, dass ihr ja immer noch geliebter Ex-Freund ins Gefängnis müsse, aber auch das sei dank ihrer Fähigkeiten mit einer Kerzenzeremonie für 1000 Euro abzuwenden. Die Kundin zahlte aus Angst um den Mann ihres Herzens.

Und sie zahlte erneut 1000 Euro, als die Frau mit dem angeblichen Draht ins Jenseitige anbot, ihre fünf ihr allzeit zur Verfügung stehenden Engel einzuspannen, um ihr beizustehen. Aber den größten Coup landete die Wahrsagerin bei ihrer Kundin laut Anklage am 27. August: Da redete sie ihrem Opfer ein, sie müsse sich mit ihr in Saarbrücken treffen, wo sie ein Fluch-Aufhebungsritual durchführen müsse.

Dazu brauche sie allerdings 31 000 Euro und zwei Ringe der Kundin, und damit müsse sie drei Mal betend um die Kirche laufen. Anschließend erhalte die 27-Jährige Geld und Ringe natürlich zurück und sei vom Fluch befreit.

Die 27-Jährige lieh sich das Geld, fuhr nach Saarbrücken, händigte es der Wahrsagerin mit den zwei Ringen aus, die machte sich auf den Weg zur Kirche - und ward nicht mehr gesehen.

Die Justiz hatte einige Mühe, die vorbestrafte Frau mit der ungeklärten Identität aufzuspüren. Bisher hat sie zu allem geschwiegen, ist jedoch von ihrem Opfer auf Fotos identifiziert worden und muss sich demnächst vor dem Bonner Amtsgericht verantworten.

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