Warten auf den Warteraum Arbeiten im Bonner Dienstleistungszentrum verzögern sich

Bonn · Die Ausbauarbeiten im Dienstleistungszentrum der Stadt verzögern sich. Unterdessen ist der Andrang in der Reisezeit stets groß. Die geschätzten Kosten für die Erweiterung haben sich inzwischen verdoppelt.

Ein 45-jähriger Bonner, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen will, steht am frühen Morgen schon eine ganze Weile in einer langen Schlange vor dem Dienstleistungszentrum im Stadthaus, bis sich endlich die Tür öffnet und die Wartenden Einlass finden. „Ich will nur meinen Ausweis abholen. Doch dafür brauche ich auch eine Nummer und muss mich anstellen“, beschwert er sich. Die Stadt bestätigt auf Nachfrage, dass es urlaubsbedingt wieder verstärkt zu Warteschlangen komme. Länger warten als geplant müssen die Bürger auch auf mehr Platz im Wartebereich. Der Umbau verzögert sich.

Schon in der Frühe staut sich in der Passage vor dem Dienstleistungszentrum die Hitze. Normalerweise kommt noch Baulärm hinzu, denn der viel zu kleine Wartebereich im Dienstleistungszentrum soll erweitert werden. Doch derzeit ruhen die Arbeiten. Die Ausschreibung für die nächsten Gewerke musste wiederholt werden. Grund: Teilweise gab es gar keine Angebote, teilweise waren sie überzogen teuer, erklärt Marc Hoffmann vom Presseamt.

Wie bitter nötig die Erweiterung des Wartebereichs ist, hat sich besonders an den extrem heißen Tagen in der vergangenen Woche gezeigt: Wegen des starken Andrangs füllte sich der Raum schnell, und die Luft war sofort aufgeheizt und stickig. Wie berichtet, soll der Bereich um 201 Quadratmeter erweitert und die Zahl der Sitzplätze auf künftig 148 Sitzplätze verdreifacht werden. Die einst auf rund 600.000 Euro geschätzten Kosten für die Erweiterung haben sich inzwischen verdoppelt und liegen bei 1,28 Millionen Euro.

Schadstoffsanierung abgeschlossen

Zwischenzeitlich konnten laut Hoffmann der notwendige Rückbau und die Schadstoffsanierung abgeschlossen werden. Da allerdings – bedingt durch die aktuelle Marktlage – auf die veröffentlichten Ausschreibungen teilweise keine oder nur überteuerte Angebote abgegeben wurden, müssten diese wiederholt werden. Dies führe zu einer Verzögerung des Bauablaufs. Sofern die erneuten Ausschreibungen verwertbare Ergebnisse erzielten, werde im dritten Quartal dieses Jahres der Umbau fortgesetzt. Einen Fertigstellungstermin könne die Stadtverwaltung derzeit nicht nennen.

Zur Kritik am Abholverfahren erklärte Hoffmann: „Die Abholung von Ausweisdokumenten ist weiterhin am Abholschalter möglich. Für einen reibungslosen Ablauf erhalten die Bürgerinnen und Bürger an der Information der Reihenfolge nach eine Wartemarke, über die sie anschließend aufgerufen werden.“ Da das Abholen von Ausweisdokumenten aber kurz vor der Urlaubszeit immer recht hoch sei, komme es aktuell zu den geschilderten Warteschlangen, räumte Hoffmann ein. Es hielten sich im Dienstleistungszentrum jedoch nicht nur Bürger auf, die Ausweise abholen wollten. „Auch Personen mit Terminen sowie Fälle von besonderer Dringlichkeit warten insbesondere morgens vor dem Dienstleistungszentrum. Die Warteschlangen wurden in den zurückliegenden Tagen jedoch binnen kurzer Zeit abgebaut.“

GA-Leser Günther Kessenich hat jedenfalls gute Erfahrung gemacht. „Da ich ein Führungszeugnis benötigte, habe ich am 17. Juli gegen Mittag auf der Internetseite der Stadt Bonn nach freien Terminen geschaut. Frühester Termin war am 18. Juli um 13.35 Uhr.“ Kessenich buchte sofort und ging am nächsten Tag zum Stadthaus. „Mein Termin wurde dann um 13.41 Uhr aufgerufen. Um 13.50 Uhr hatte ich das Dienstleistungszentrum schon wieder verlassen. Wenn ich richtig rechne, hat die gesamte Aktion 15 Minuten gedauert. Wenn da jetzt noch jemand rumnörgelt, dann ist dem auch nicht zu helfen“, schrieb er an den GA, verbunden mit einem Lob an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. „Die Mitarbeiter im Bürgeramt machen einen guten Job.“

Längere Vorlaufzeiten in den Ferien

Das dürfte die Belegschaft im Dienstleistungszentrum freuen. Obgleich die Stadt einräumt, es komme derzeit wegen der Ferien schon zu etwas längeren Vorlaufzeiten. In Notfällen könnten auch individuelle Regelungen getroffen werden. „Es befinden sich neun neue Kolleginnen und Kollegen in der Einarbeitung, sodass in Kürze wieder ein größeres Terminangebot zur Verfügung gestellt werden kann“, sagte Hoffmann auf GA-Nachfrage.

Und was ist aus der Idee geworden, auch Sparkassenmitarbeiter im Dienstleistungszentrum einzusetzen? Wie berichtet, muss die Sparkasse Köln-Bonn Personal abbauen, und weil das sozialverträglich erfolgen soll, hat sie in diesem Zuge unter anderem mit der Stadt Bonn eine Kooperationsvereinbarung abgeschlossen. Danach leiht sie Mitarbeiter an Kommunalverwaltungen aus. Diese Mitarbeiter entscheiden nach einer gewissen Zeit, ob sie bei der Kommune bleiben oder zur Sparkasse zurückkehren wollen.

„Die Sparkasse erhält regelmäßig Stellenausschreibungen zur Verfügung gestellt. Für das Dienstleistungszentrum konnten über diesen Weg bisher noch keine Mitarbeiter der Sparkasse gewonnen werden“, berichtet Hoffmann. In der Stadtverwaltung seien derzeit nur zwei Mitarbeiterinnen der Sparkasse beim Amt für Kinder, Jugend und Familie und beim städtischen Kunstmuseum im Rahmen einer Abordnung eingesetzt. Eine weitere Sparkassenmitarbeiterin werde in Kürze für den Verwaltungsbereich beim Beethoven Orchester eingestellt.

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