Ideen-Wettbewerb Architekten planen Stadthaus-Umbau

BONN · Es war ein "sperriges Thema": Bei einem Ideen-Wettbewerb sollten die Teilnehmer unter Erhalt der drei Stadthaustürme die Bonner Verwaltungszentrale zwischen den gründerzeitlichen Quartieren und der Innenstadt neu einbinden und die Architektur "optimieren". Keine leichte Aufgabe.

"Ein bisschen schockiert" sei sie schon gewesen, als sie sich das Stadthaus zum ersten Mal angesehen habe, gibt Sarah Grünhag zu. Die junge Architekturstudentin von der FH Köln hat mit ihrem neuen Entwurf den zweiten Platz beim architektonisch-städtebaulichen Wettbewerb für Studierende und junge Absolventen gewonnen, den der Architekten- und Ingenieur-Verein (AIV) Köln-Bonn alle zwei Jahre auslobt.

Es handelt sich um einen Ideen-Wettbewerb, die Entscheidung über den Stadthaus-Umbau wird wohl erst nächstes Jahr fallen. Das Thema des Wettbewerbs sei diesmal zugegebenermaßen "sehr sperrig" gewesen, "keine einfache Aufgabe", wie auch Stadtbaurat Werner Wingenfeld am Mittwoch bei der Preisverleihung zugab.

Die Aufgabenstellung: Die Teilnehmer sollten unter Erhalt der drei Stadthaustürme die Verwaltungszentrale zwischen den gründerzeitlichen Quartieren und der Innenstadt neu einbinden und die Architektur "optimieren". Darüber hinaus sollte das Umfeld durch neue Bauten städteplanerisch neu geordnet werden. Juryvorsitzender Professor Hans-Peter Achatzi war angetan von der Kreativität der eingegangenen Arbeiten.

Zwei erste Plätze vergab die Jury, was mit je 1000 Euro verbunden ist. Beide Siegerentwürfe wollen mehr Transparenz und Bürgernähe schaffen, indem sie den Eingang ins Stadthaus ins Erdgeschoss verlegen. Das Parkdeck verschwindet.

Michael Günther, 26, hat eine offene Rampe geschaffen, die sich um die drei Türme schlängelt. Die Bürgerämter sind dort als offene Officebereiche angeordnet. Beim Gang über die gläserne Rampe öffnen sich immer neue Ausblicke auf die Stadt. Die Rampe endet auf dem Dach des Foyers im fünften Stockwerk, wo die Kantine auch eine Außengastronomie anbietet.

Sogenannte Raumkanten brechen die glatte Fassade auf, die Linie des Baukörpers ragt hinaus in den Raum. So werden etwa auch besondere Funktionen im Stadthaus wie etwa der Ratssaal, das Büro des Oberbürgermeisters oder die neue Skybar, die einen herrlichen Blick über die Rheinlandschaft bietet, hervorgehoben.

Zur Franzstraße und zur Weiherstraße, aber auch zur Maxstraße bildet ein flacher, terrassenförmig angelegter Bau wie eine geknickte Acht eine klare Kante. Das Areal wird durch zwei Wegeachsen geöffnet, die quer durchs Gelände führen. Innenhöfe bilden Oasen der Ruhe.

Anna Pluskota und David Koenigsfeld (beide 27) haben bereits vor zweieinhalb Jahren ihr Architekturstudium an der Uni Aachen beendet. Koenigsfeld ist in Sankt Augustin aufgewachsen und hat das Stadthaus immer schon als "Problemsituation" wahrgenommen. "Wir hatten gleich eine Grundidee", erzählt Pluskota. Denn was den beiden auffiel, war nicht nur die katastrophale Situation am Berliner Platz, sondern auch, dass viele Arbeitsplätze innerhalb des Stadthauses ohne natürliches Tageslicht auskommen müssen. Die Lösung: Die Radien der Türme werden vergrößert und durch das Rund mehr Fassadenfläche geschaffen.

Auch dieser Entwurf lässt das Parkdeck unter dem Stadthaus verschwinden. Sie verlagern die Tiefgarage nach außen unter die Randbebauung. Der Idealfall auf dem Berliner Platz sieht für die jungen Architekten Koenigsfeld und Pluskota so aus: Die Bahnhaltestelle bleibt als einziger Verkehrspunkt bestehen, der Autoverkehr wird vorher schon ab Oxfordstraße in einen Tunnel verbannt. So entsteht zwischen Friedensplatz und Stadthaus eine offene attraktive Platzsituation.

Der aktuelle Planungsstand

Auf 138 Millionen Euro schätzt das Städtische Gebäudemanagement die Sanierungskosten für das Stadthaus. Aus Sicht von Verwaltung und der schwarz-grünen Koalition ist das eine realistische Größe und kostengünstiger als ein Abriss und Neubau wie es etwa SPD und FDP favorisieren. Auch Bürger Bund und Linksfraktion sind für eine Sanierung und einen Neubau im Bestand.

Die Verwaltung schlägt vor, zunächst die Randbebauung entlang der Max- und Weiherstraße zu verwirklichen. Danach könnte turmweise saniert werden. Die Mitarbeiter ziehen dann jeweils vorübergehend in den Neubau. Dabei stehen Fassadentechnik, energetische Sanierung und die Heizung und Lüftung im Vordergrund. Vor einer endgültigen Entscheidung sollen aber zunächst die Haushaltsberatungen abgewartet werden. Danach wird ein Architekten-Wettbewerb ausgelobt. Das kann noch etwa ein Jahr dauern. ca

Die Arbeiten werden im Stadthaus Bonn im Foyer des Obergeschosses noch bis 27. April ausgestellt.

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