Atom-Protest in der Poststraße
Der Protest gegen die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke geht auf die Straße. Auch in Bonn. In der Poststraße bauten die Grünen am Freitag ein Styropor-AKW mit Rissen auf, trommelten auf "verstrahlten" Fässern und verteilten Infomaterial an Passanten.
Bonn. Der Protest gegen die Laufzeitverlängerung für Atomkraftwerke geht auf die Straße. Auch in Bonn. In der Poststraße bauten die Grünen am Freitag ein Styropor-AKW mit Rissen auf, trommelten auf "verstrahlten" Fässern und verteilten Infomaterial an Passanten. Zwei Grüne trugen Pappmasken mit Gesichtszügen von Angela Merkel und Guido Westerwelle.
Einen "heißen Anti-Atom-Herbst" für die schwarz-gelbe Bundesregierung werde es geben. kündigten Christian Trützler und Stefan Freitag an, als sie die Trommelstöcke schwangen. Und die Grünen-MdB Katja Dörner versuchte zu überzeugen, als ein Rentner sie fragte: "Wo soll denn ohne die Atommeiler der Strom herkommen?"
Die Grünen stehen mit den Hinweisen auf störanfällige "Schrottmeiler" und die ungelöste Endlagerfrage, aber auch auf negative Effekte für Stadtwerke vor Ort und die Zukunft erneuerbarer Energien nicht alleine da. Greenpeace macht ebenfalls mobil und informiert bundesweit, wie sich Bürger an der Anti-Atom-Großdemonstration (6. November) im Wendland beteiligen können. Dazu werden an diesem Samstag in vielen Innenstädten Infostände zu "mobilen Reisebüros".
"Wir rechnen mit einem großen Zulauf zu den Protestaktionen", so Tim Petzoldt von Bonns Greenpeace-Gruppe. Diese zitiert eine von ihr in Auftrag gegebene Umfrage, wonach 67 Prozent der Deutschen gegen eine AKW-Laufzeitverlängerung seien. Und am Montag, 25. Oktober, findet um 18 Uhr ein einstündiger Anti-Atom-Spaziergang statt, Treffpunkt ist am Bertha-von-Suttner-Platz/Ecke Friedrichstraße. Veranstalter sind mehrere Anti-Atomkraft-Bündnisse.
Prostest ist das eine, konkretes Handeln das andere. Daher hatte die SPD-Ratsfraktion im Bonner Stadtrat verlangt, die Stadtwerke Bonn sollten ihre Mitgliedschaft im Bundesverband der Elektrizitäts- und Wasserwirtschaft aussetzen, so lange sich dieser Branchenverband weiter so stark für die Laufzeitverlängerung einsetze und damit den SWB-Interessen schade.
Im Rat fand das Zustimmung (gegen CDU und FDP), im Aufsichtsrat der Stadtwerke Bonn verweigerte eine CDU/FDP-Mehrheit die Zustimmung, wobei sich der Grünen-Vertreter der Stimme enthielt - anders als zuvor seine Parteifreunde im Rat.
"Deshalb werfe ich den Grünen Opportunismus vor", sagt SPD-MdB Ulrich Kelber. "Sie haben es verpasst, ein klares Zeichen zu setzen und ihre politische Linie durchzusetzen." Außerdem habe der SWB-Aufsichtsrat einen Beschluss des Stadtrates missachtet, was nicht in Ordnung sei.