pfandgeben.de Auch Bonner haben sich registriert und holen Leergut ab

BONN · Pfandflaschen sind Bargeld - zumindest für den, der Leergut im Supermarkt oder beim Getränkehändler zurückgibt. Wer seine leeren Flaschen nicht selbst wegbringen möchte oder kann, der findet im Internet Namen von Menschen sowie deren Handynummern.

 Pfandsammler Franky hat sich auf pfandgeben.de registriert und holt Leergut ab.

Pfandsammler Franky hat sich auf pfandgeben.de registriert und holt Leergut ab.

Foto: Thomas

Ein Anruf genügt, und der Pfandsammler kommt ins Haus. Das Konzept erdacht und entwickelt hat Jonas Kakoschke. Der Kommunikationsdesign-Student aus Berlin hat sein Internet-Projekt initiiert, um "Menschen in schwierigen finanziellen Situationen zu unterstützen, die auch auf der Straße Pfandflaschen sammeln".

Allerdings stecken hinter den Namen auf der Internetseite www.pfandgeben.de nicht nur bedürftige Flaschensammler. Zum Beispiel Katharina. Sie ist 25 Jahre alt und hat dieses Jahr ihren Bachelor in Geschichte in Bonn gemacht. Nebenher hat sie anderthalb Jahre lang Flaschen über pfandgeben.de abgeholt.

"Pro Tour habe ich zehn, zwanzig Euro verdient, immer bar auf die Hand. Mein bestes Ergebnis waren 35 Euro", sagt Katharina. Nur einmal habe sie sich schikaniert gefühlt, als ein paar Studenten sie anriefen, um drei, vier Bierflaschen abzuholen. "Die wollten sich über mich lustig machen."

So wie Katharina ist auch Moritz nicht der Typ, der in Mülleimern nach Pfandflaschen wühlen muss, um sein Geld zu verdienen. Er hat einen Bürojob und wohnt in Beuel. Trotzdem sammelt er Pfandflaschen, vor allem, wenn er mit dem Rad unterwegs ist. "Durch das Pfandsammeln habe ich in den vergangenen vier Jahren 750 Euro verdient. Das Geld landet auf einem separaten Konto und wird für einen guten Zweck gespendet", sagt er. "Pfandflaschen sammle ich, weil ich es Verschwendung finde, wenn sie weggeworfen werden", sagt Moritz.

Franky allerdings lebt von Hartz 4. Der 42-Jährige wohnt im Bonner Westen, war früher Lkw-Fahrer. Seit zehn Jahren arbeitet er nicht mehr. "Wenn ich eine Packung Kippen kaufen will, dann sammle ich so lange, bis ich die fünf Euro dafür zusammen habe." Vor einigen Wochen hat er sich auf pfandgeben.de angemeldet. Bisher wurde er nur einmal angerufen, um eine Kiste Bier abzuholen. Wert: 3,60 Euro. "Ich freue mich, wenn ich in Zukunft mehr Anrufe bekomme", sagt er.

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