Aus für Godesberger Kirmes

Schausteller packen frühzeitig ihre Sachen und wollen nie wieder kommen, auch zu Pfingsten nicht

Bad Godesberg. "Dicke Luft auf dem Rummelplatz", titelte der General-Anzeiger am 1. Oktober 2002. Die Schausteller fühlten sich schlecht behandelt, zu hohe Standgebühren, Schlaglöcher auf dem Platz, von der versprochenen Werbung mit 2 000 Plakaten keine Spur. Seit Montagabend herrscht auf dem Kirmesplatz an der Rigal'schen Wiese keine dicke Luft, sondern gähnende Leere. Die 15 Schausteller sind über alle Berge. Einen Tag früher als geplant.

Die Pfingstkirmes und die Michaelkirmes (Herbstkirmes) haben eine Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückgeht. Die Probleme rund um die beiden zentralen Jahrmärkte im Herzen Bad Godesbergs haben ebenfalls Geschichte. In den vergangenen zehn Jahren standen beide bereits mehrfach auf der Kippe. Mit beiden Traditionen ist jetzt endgültig Schluss. Organisator Rüdiger Brauer sagte am Montag dem GA: "Es wird künftig keine Kirmes mehr auf der Rigal'schen Wiese geben." Weder im Frühjahr, noch im Herbst.

Meinung Umfrage: Das Aus für die Kirmes - ein Verlust für Bad Godesberg?Brauer zieht damit die Konsequenzen aus den Erfahrungen der vergangenen Tage und Jahre. "Die Kirmes entwickelte sich zunehmend zum Fiasko." Das sahen auch die Schausteller so. Eine schriftliche Umfrage brachte desaströse Ergebnisse. Umsatzrückgänge bis zu 50 Prozent im Vergleich zum vergangenen Jahr, dazu ständig steigende Energiepreise."Kein Wunder, dass die Buden und Karussells schon um 20 Uhr dichtmachten, um Strom zu sparen," zeigt Brauer Verständnis. So war es seit Freitag. Und am Montag kam das abrupte Ende.

Dabei war es Brauer selbst, der sich vor zwei Jahren durchaus noch verhalten optimistisch zeigte. 22 Schausteller brachte er zusammen, nachdem die Pfingstkirmes fast in einem Debakel endete und er von der Interessenvertretung der Bonner Schausteller zum Statthalter und Organisator ernannt worden war.

Mit drei großen Fahrgeschäften des Vorsitzenden August Kipp sollte es "eine tolle Herbstkirmes" werden, wie er sagte. Sie wurde mittelmäßig, und ab dann ging's bergab. Alle Rettungsversuche scheiterten.

Montagabend packten gerade einmal 15 Schausteller zusammen. Unter ihnen niemand mit einem dringend benötigten Publikumsmagneten. Der, als "Happy Traveller" seit langem auf der Wunschliste und groß angekündigt, war am Donnerstag auf Nimmerwiedersehen Richtung Bremen entschwunden, ohne erst aufzubauen. Zwangsläufig suchten ihn viele Kirmesbesucher vergeblich. "Das hat natürlich auch zu Frust geführt. Hinzu kam das schlechte Wetter", erklärt Brauer resignierend.

Es ist auch ein stiller Abgang. Ein Höhenfeuerwerk, wie in vielen Jahren zuvor, sollte es ohnehin nicht geben. "Dazu fehlte einfach das Geld", sagt Brauer. Er selbst steht jetzt wieder mit seinem Crêpe-Stand auf dem Theaterplatz.

"Dort bin ich zufrieden", blickt er positiv nach vorn. Für die kleinen und mittelgroßen Kirmessen wie in Bad Godesberg sieht er generell schwarz: "Auch in anderen Städten werden sie über kurz oder lang von der Bildfläche verschwinden." Die zurückgehenden Besucherzahlen wie in Bochum oder Aachen geben ihm dabei recht.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Der Rummel fehlt keinem"

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