Historischer Ort in Plittersdorf 2024 soll der Ami-Club wiedereröffnet werden

Plittersdorf · Die Montag-Stiftungen wollen den Amerikanischen Club wieder mit Leben füllen. Er soll ein Ort der Demokratie und des Austausches werden. Vertreter der Stiftungen stellten in der Bezirksvertretung Bad Godesberg ihre Planungen und die Finanzierung vor. Auch die Politik könnte dort tagen.

 Der ehemalige Amerikanische Club verfällt zusehends. Nun soll wieder Leben einziehen.

Der ehemalige Amerikanische Club verfällt zusehends. Nun soll wieder Leben einziehen.

Foto: Montag-Stiftungen

Wenn Karl-Heinz Imhäuser vom Amerikanischen Club in Plittersdorf spricht, so kann man seinen Ausführungen eine gewisse Begeisterung und Schwärmerei für das geschichtsträchtige Gebäude entnehmen. Imhäuser ist Vorstand der Dachstiftung der Carl Richard Montag-Stiftungen. Wie berichtet, wollen die Montag-Stiftungen den Ami-Club wiederbeleben. Ein großes Vorhaben, das die Verantwortlichen aber nicht abzuschrecken scheint.

Am Mittwochabend stellte Imhäuser mit weiteren Vertretern den Mitgliedern der Bezirksvertretung Bad Godesberg die ersten Planungen der Projektgemeinschaft vor. Als reine Projektkosten wird eine Summe zwischen acht und zehn Millionen Euro genannt. Die Bau- und Sanierungskosten nehmen dabei zwischen fünf und sechseinhalb Millionen Euro ein. Die Baukosten tragen zu 30 Prozent die Montag-Stiftungen, die verbleibenden 70 Prozent sollen beispielsweise durch Förderungen gedeckt werden.

„Ein total spannendes Projekt“

Nachdem aus der Bürgerschaft heraus die Montag-Stiftungen angesprochen worden waren, ob sie sich des Clubs nicht annehmen wollen, habe man sich mit der Immobilie beschäftigt. Schnell habe festgestanden, dass es „ein total spannendes Projekt ist“, so Imhäuser. Im Ami-Club würden sich viele Themen bündeln, für die die Stiftungen einstehen. Im Mai habe man damit begonnen, ein Konzept zu erarbeiten. Entstehen soll – in Anlehnung an die Vergangenheit der Immobilie – eine „offene Botschaft für Demokratie“. Die genaue Bezeichnung lautet „Embassy for Democracy @ America Club“.

Untergeschoss ist nur schwierig zu nutzen

„Das Haus hat 1000 Quadratmeter Grundfläche, in den zwei Etagen zusammen zirka 2000 Quadratmeter. Das Untergeschoss ist gut eingegraben, von der Nutzbarkeit etwas schwierig. Früher war dort eine Kellerbar“, so Hermann Ulrich vom Bonner Stadtplanungsbüro ulrich hartung, der zum Projektteam gehört. Nur wenige Räume hätten Tageslicht. Daher wird das Untergeschoss auch erst einmal nicht mit in die Sanierungsplanungen aufgenommen.

In dem oberen Stockwerk befanden sich Versammlungsräume. Städtebaulich sei man in der Vergangenheit „nicht sehr behutsam“ mit dem Objekt umgegangen, denn die benachbarte Bonn International School (BIS) sei sehr nah an den Club ausgeweitet worden. Der Abstand betrage nur acht Meter. Ulrich lobte das Ensemble als „sehr leichtes Gebäude“. Es stünde nur auf wenigen Stützen, sodass man auch nur wenige tragende Wände habe. Deshalb sei man relativ frei in der Gestaltung. „Wir glauben, dass man tolle und auch großzügige Räume insbesondere im Erdgeschoss schaffen kann“, so Ulrich. Beachtet werden muss dabei allerdings der Denkmalschutz. „Wir reden hier von 1000 Quadratmetern Dornröschenschlaf, die geweckt werden müssen“, erklärte er weiter.

Montag-Stiftungen haben genauen Finanzierungsplan

 Allerdings muss das Projekt auch getragen und finanziert werden. Dafür haben die Montag-Stiftungen bereits einen konkreten Plan, der allerdings noch nicht finalisiert ist. Immobilien seien für die Stiftungen „Mittel zum Zweck“, um bürgerschaftlichem und zivilgesellschaftlichem Engagement die Basis für ein dauerhaftes Engagement zu geben, erklärte Stefan Anspach vom Vorstand der Montag-Stiftung „Urbane Räume“, die sich federführend um den Ami-Club kümmern soll. Auf der einen Seite stehe bei dem Projekt eine gGmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft, sodass sichergestellt sei, dass alle Überschüsse und Einkünfte aus der Immobilie heraus reinvestiert werden. Das sei ein ganz wesentlicher Baustein des Konstruktes. Die gGmbH saniert das Gebäude und erwirtschaftet Geld und „Raum für das Gemeinwohl“.

Auf der anderen Seite soll ein Verein oder eine Stiftung entstehen, die sich um die Aktivitäten vor Ort kümmern sollen. Zwischen der gGmbh und dem Verein soll dann eine Kooperationsvereinbarung beziehungsweise ein Mietvertrag geschlossen werden. Der Verein soll durch Aktive gegründet werden. Wichtig sei, dass es eine Kontinuität gebe und der Trägerverein auch eine entsprechend geringe Mietbelastung habe.

Trägerverein soll möglichst geringe Mietbelastung haben

Es sei nun entscheidend, eine gemeinschaftliche Trägerstruktur aufzubauen und zu schauen, wer sich wie einbringen kann. Bis Ende nächsten Jahres sollen nun alle organisatorischen Dinge geklärt werden, wie beispielsweise auch der angestrebte Erbbaurechtsvertrag zwischen der Stiftung, der BIS und der Vebowag als Eigentümerin der Immobilie.

Imhäuser machte dabei deutlich, dass seitens der Montag-Stiftungen kein Interesse daran bestehe, den Club zu kaufen, sondern ihn über das Erbbaurecht zu übernehmen. „Die Erfahrung der vergangenen Projekte hat gezeigt, dass wir darüber zu guten Ergebnissen kommen“, so Imhäuser. Schließlich würde dies auch eine Verbindung der Kommune zu dem Projekt bedeuten. 2023 soll der Ami-Club saniert werden, die Inbetriebnahme vorbereitet werden. Die Eröffnung der „Open Embassy for Democracy @ America Club“ ist für 2024 vorgesehen.

In den ersten zwei Jahren steht das Projekt auf sicheren finanziellen Füßen

In den ersten zwei Jahren stehe das Projekt nun auf sicheren Füßen, so Imhäuser. Es werde eine Projektgesellschaft gegründet, die mit einem Eigenkapital ausgestattet wird und entsprechend handeln kann. Einnahmen sollen später durch die Vermietung der Räume erzielt werden.

Die BIS habe bereits signalisiert, ihre Abschlussfeiern dort auszurichten. Aber auch andere Institutionen sollen die Räume anmieten können. Ausstellungen seien auch denkbar. „Wir haben vielfältige Ideen“, so Imhäuser. Die Mittel würden so lange zur Verfügung stehen, bis es eine entsprechende Trägerstruktur gebe. Selbst für den Fall, dass die Trägerstruktur nicht passe, sei man gerüstet.

Aus Reihen der Politik kam bereits der Wunsch auf, dass die Bezirksvertretung im Club tagen könne. Dies stieß bei der Montags-Stiftung auf Gegenliebe, schließe passe das Gremium zu diesem wichtigen Ort der Demokratie.

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