Bunker im Godesberg 50 Godesberger erhielten Einblick in seine Geschichte

BAD GODESBERG · Dass es unter dem Godesberg einen Luftschutzbunker gibt, ist auch vielen Bad Godesbergern nicht bekannt. Diese Erfahrung machte zumindest Jürgen Schönewald, der in einem Forum im sozialen Netzwerk Facebook aktiv ist. Dort tauschen sich die Teilnehmer über die Badestadt aus - und bei dem Thema Bunker fiel auf, "dass den viele nicht kannten", so Schönewald. Das sollte geändert werden. Und so organisierte Schönewald eine Führung durch den Bunker.

 Bedrückende Atmosphäre: Die Bunkerröhre im Godesberg.

Bedrückende Atmosphäre: Die Bunkerröhre im Godesberg.

Foto: Ronald Friese

Nach viermonatiger Vorbereitungszeit war es am Samstag so weit: Rund 50 Godesberger waren gekommen. Mit dabei war Lokalhistoriker Karl Josef Schwalb, um über die Geschichte des Bunkers zu berichten. "Die Anlage aus den letzten Kriegsjahren übt eine seltsame Faszination aus, obgleich die kahle Röhre den Leuten, die nie darin Schutz gesucht haben, so gut wie keine Erinnerungsstätte bietet", sagte Schwalb.

Das bestätigte auch Jürgen Schönewald, der den Bunker zum vierten Mal besichtigte. "Hier ist ja auch nicht so viel zu sehen wie im ehemaligen Regierungsbunker an der Ahr. Es ist schon sehr ungemütlich hier."

Nachdem die Gruppe nach dem Eintreten durch "Tor 1" einen Fußweg von rund 300 Metern durch eine zubetonierte Röhre hinter sich gebracht hatte, versammelte man sich in einem kleinen Rondell, von dem wiederum weitere röhrenförmige Fußwege abgehen. Der Bunker wurde laut Schwalb gegen Ende 1942 oder Anfang 1943 gebaut. Gefangene des Arbeitserziehungslagers, die in den Garagenanlagen des städtischen Fuhrparks an der Weststraße untergebracht waren, haben die Gänge in den Basaltfelsen des Godesbergs getrieben.

"Das heraus geschlagene Material lagerte man auf dem Moltkeplatz, von wo man es zum Verfüllen von Bombentrichtern abholte. Den Amerikanern diente es später zum Anschütten der Brückenrampe ihrer Hodges-Brücke am Rhein in Plittersdorf." Drei Ein- und Ausgänge - zwei von der Burgstraße und einer von der heutigen Ännchenstraße aus - führten ins Berginnere und mündeten in dem Rondell. Die Anlage war bei Kriegsende noch nicht fertig, die Arbeiten wurden während des Kalten Krieges abgeschlossen. Es galt, geeignete Maßnahmen zum Schutze der Bevölkerung im atomaren Kriegsfall zu treffen.

Die Gänge wurden sauber verputzt, für Wasser und Lüftung gesorgt, drei Chemo-Toiletten bereit gehalten, diverse Abtrennungen gebaut und Neonlicht installiert. Dass der Bunker im atomaren Ernstfall keine wirkliche Rettung für die Bevölkerung darstellt, davon schienen die meisten Teilnehmer überzeugt. Jürgen Bruder, stellvertretender Bezirksbürgermeister, der wie viele andere auch am Samstag das erste Mal im Innern des Godesbergs war, zeigte sich zwar beeindruckt, allerdings räumte er ein, dass dieser Bunker vor allem "Denkmalcharakter" besäße.

Dass die Geschichte des Bunkers aufgearbeitet werden konnte, ist unter anderem Norbert Fasching, der beim Zivil- und Katastrophenschutz der Feuerwehr beschäftigt war, zu verdanken. Fasching, der bei der Samstagsführung dabei war, hatte im Januar 1999 mit dem heutigen Bürgermeister Horst Naaß Gespräche mit Menschen aufgezeichnet, die am 6. Januar 1999 an einer Begehung des Bunkers teilgenommen hatten. Wichtig für die Aufarbeitung der Geschichte des Bunkers wurde außerdem eine zweite Begehung mit Zeitzeugen im Oktober 2005.

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