Restaurierung alter Ott-Orgel in Christuskirche lohnt sich nicht 800 000 Euro für Königin der Instrumente

BAD GODESBERG · Die Entscheidung im Presbyterium der evangelischen Thomas-Kirchengemeinde fiel einstimmig: Die Christuskirche an der Wurzerstraße erhält eine neue Orgel für rund 800.000 Euro.

 Kantorin Barbara Dünne beherrscht die drei Manuale, 44 Register und 3170 Pfeifen der Ott-Orgel. Doch die anstehende Renovierung wird zu teuer. Stattdessen will die Gemeinde eine neue Orgel anschaffen. FOTO: FROMMANN

Kantorin Barbara Dünne beherrscht die drei Manuale, 44 Register und 3170 Pfeifen der Ott-Orgel. Doch die anstehende Renovierung wird zu teuer. Stattdessen will die Gemeinde eine neue Orgel anschaffen. FOTO: FROMMANN

Foto: barbara frommann

Bis sie erklingt, wird es noch einige Jahre dauern. Pfarrer Oliver Ploch, der hofft, dass sich die gesamte Gemeinde auch durch großzügige Spenden an der Finanzierung der neuen Orgel beteiligt, will sich noch nicht auf ein festes Datum für das erste Konzert der neuen Orgel festlegen.

Gründlich haben die Orgelexperten des Düsseldorfer Landeskirchenamtes die Frage geprüft, ob sich nicht eine Restaurierung der jetzigen Orgel aus dem Jahr 1956 lohnt. Doch ein einschlägiges Gutachten belegt: Die Kosten für eine Restaurierung stehen in keinem Verhältnis zum Kauf einer neuen Orgel. Die Entscheidung für eine neue Orgel fiel dem Presbyterium nicht leicht, denn die jetzige stammt von dem früher sehr berühmten Göttinger Orgelbauer Paul Ott mit drei Manualen, 44 klingenden Registern und 3170 Pfeifen. Damaliger Kaufpreis übrigens 51.800 D-Mark.

Auch die Bonner Kreuzkirche verfügt über eine Ott-Orgel. Intensiv geprüft wurde auch die Frage, ob es nicht eine kleinere neue Orgel tun würde. Diese Frage wurde angesichts der Größe der 1953 nach den Plänen des damals berühmten Architekten Otto Bartning in Dienst genommenen Christuskirche verneint, die heute unter Denkmalschutz steht.

Inzwischen hat ein zehnköpfiger Orgelbau-Ausschuss unter Vorsitz von Max Ehlers seine Arbeit aufgenommen. Bereits beim Godesberger Karnevalsumzug 2015 stellte die Gemeinde ihr Orgelprojekt in Form eines kleinen Wagens mit zahlreichen Orgelpfeifen vor. Max Ehlers war überrascht, welches große Echo dieser kleine handgezogene Wagen fand: "Es zeigt sich immer wieder neu, welche Bedeutung eine Orgel auch für die Menschen von heute hat", sagte er. Beim Orgel-Projekt der Christuskirche handelt es sich um ein mehrjähriges Projekt, nicht nur wegen der hohen Kosten. Zunächst einmal muss in Zusammenarbeit mit den landeskirchlichen Orgelexperten festgelegt werden, welche Anforderungen die neue Orgel erfüllen soll.

Sie bilden dann die Grundlage für die Ausschreibung, von der man hofft, dass diese noch in diesem Jahr an vielleicht drei in Frage kommende Orgelbaufirmen verschickt werden kann. Die Orgelbaufirma Ott in Göttingen gibt es inzwischen nicht mehr.

Bis zur Auftragsvergabe vergeht dann wieder eine gewisse Zeit. Aber eben auch, bis die beauftragte Firma mit dem Bau der neuen Orgel beginnen kann. Schließlich gibt es eine solche Orgel nicht "von der Stange." Was aus der alten Orgel wird, ist noch völlig offen.

Pfarrer Ploch hofft, dass sich ein Käufer findet. Denn der Markt für Gebrauchtorgeln sei gegenwärtig gar nicht schlecht. Das würde wiederum auch dem Orgelkonto der Christuskirche gut tun. In der Regel stellt die mit dem Bau der neuen Orgel beauftragte Firma eine kleine Ersatzorgel für den Gottesdienst zur Verfügung. Außerdem verfügt die Christuskirche auch über einen großen Flügel. Kantorin Barbara Dünne kann es schon nicht mehr abwarten, bis sie die neue Orgel spielen kann. Zum Reformations-Jubiläum 2017 wird die Orgel wohl nicht fertig sein, eher 2018.

Gegenwärtig wird in der Gemeinde überlegt, welche besonderen Veranstaltungen angeboten werden können, um das eingerichtete Spendenkonto aufzufüllen. Ob sich auch die Orgelstiftung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an den Kosten beteiligt, ist offen. In der Regel unterstützt diese Stiftung nur die Instandsetzung alter Orgeln in alten Kirchen. Oliver Ploch ist optimistisch. "Das wird eine Aufgabe der gesamten Gemeinde", sagt der Pfarrer. Unausgesprochen setzt man auch auf die vielen Freunde der Kirchenmusik außerhalb der Gemeinde.

Der Vorsitzende des Orgelbau-Ausschusses teilt diesen Optimismus: "Wir schaffen das." Und in der Christuskirche hält man es mit dem früheren Ratsvorsitzenden der EKD, Bischof Wolfgang Huber: "In ihrer die Gemeinde stärkenden kulturellen und missionarischen Bedeutung ist die Königin der Instrumente kaum zu überschätzen."

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