Goldhochzeitspaare feiern 800 Ehejahre in einem Mehlemer Garten
Bad Godesberg · Sie kennen sich aus Studientagen in Bonn, alle haben 1973 geheiratet. Gemeinsam erinnern sich acht Goldhochzeitspaare an dieses besondere Jahr.
Rolf Schmitt hat schon früher alle zusammengetrommelt. Als Hauswart in der katholischen Burschenschaft Rheno-Guestphalia in Bonn war er auch für das Gesellige zuständig. Auch die Partnerinnen der Studenten fühlten sich dort willkommen, es sei immer sehr offen und locker gewesen, berichten sie. Die Freundschaften, die im Verbindungshaus an der Meckenheimer Allee 100 begannen, halten bis heute. Und mehr noch: Acht Paare heirateten im Jahr 1973 und feiern jetzt gemeinsam Goldhochzeit. Aus diesem Anlass hatten Rolf und Gundel Schmitt am Mittwoch alle zu sich nach Mehlem eingeladen. Abends ging das Fest dann in der Godesberger Bastei weiter.
Die Hochzeitswelle im Jahr 1973 war nicht geplant. „Irgendwann ging es los und die Ersten sagten: Wir heiraten im Juni. Dann die Nächsten: Wir wollen auch heiraten“, erinnert sich Gundel Schmitt. „Wir mussten unsere Hochzeitsreise nach Wien abbrechen, damit wir zur nächsten Hochzeit fahren konnten“, ergänzte Rolf Schmitt.
Sonntagsfahrverbote während der Ölkrise
Besonders gut in Erinnerung sind allen die Hochzeiten kurz vor Weihnachten 1973 geblieben, als es Sonntagsfahrverbote wegen der Ölkrise gab. „Wir sind auf dem Rückweg Schleichwege gefahren und waren zwei Stunden unterwegs, bis wir wieder zu Hause waren“, erzählt Monika Freund, die mit Leo Freund verheiratet ist.
Immer wieder hat sich der Kreis in den vergangenen Jahrzehnten getroffen, ob nun zu Veranstaltungen der Rheno-Guestphalia oder bei Familienfesten. Außerdem haben sie gemeinsame Interessen wie Kunst, Musik, Theater und Reisen. Zehn Jahre nach den Hochzeiten haben sich alle zur Rosenhochzeit verabredet, die Frauen trugen damals ihre Brautkleider und es waren etliche Kinder hinzugekommen, wie ein Gruppenfoto zeigt.
Viel Vertrauen und gemeinsame Erlebnisse
Beim Fest in Mehlem waren 800 Ehejahre im Garten versammelt – wenn man die zwei Gastpaare, deren Hochzeiten nicht ins Jahr 1973 fielen, nicht mitzählt. Was ist das Geheimnis einer langen Ehe? Viel Vertrauen, Toleranz, viele gemeinsame Erlebnisse, Erinnerungen an Freud und Leid, zählen die Paare auf. Auch in Krisensituationen konnten sie sich auf Freunde verlassen. So waren Bernd und Doris Schlesiger von der Flut im Ahrtal betroffen, sind aber inzwischen wieder in ihr Haus in Dernau zurückgekehrt.
Nur die Schmitts sind in Bonn geblieben, die anderen Paare wohnen in Wuppertal, Krefeld, Erftstadt, Königswinter und an der Ahr. „Es ist egal, wie lange wir uns nicht gesehen haben, wir knüpfen immer wieder wie gestern an“, sagte Freund. Es gibt viele Themen zu diskutieren, sie reden nicht über Krankheiten, auch wenn es da durchaus welche gäbe, betonen die Jubilare. „Ich finde, wir sehen auch noch genauso aus wie früher“, sagte Claudia Hoerster, die ihren Mann Harald in der Studentenverbindung kennengelernt hat.
„Auch die Frauen haben studiert und wir hatten alle einen Beruf. Bis 1974 durften noch die Männer entscheiden, ob Frauen arbeiten“, erinnert Lehrerin Freund. Im Schuldienst waren gleich mehrere aus der Gruppe, Männer wie Frauen. Gesellschaftlich war in den 1970er Jahren einiges im Umbruch, und so nutzte Dorothee Sprothen-Scheidt die sich kurz zuvor bietende Gelegenheit, einen Doppelnamen zu führen, als sie ihren Mann Otmar Sprothen heiratete. Nach Schicksalsschlägen in der Familie wollte sie damit die Scheidts sichtbar lassen, wodurch auch ihr Name als Künstlerin unverwechselbar ist.
Die acht Paare aus dem Jahr 1973 machten am Mittwoch Hartmut und Christine Krupp, Peter und Hildegard Barwig, Günther und Ingrid Schumpe komplett. Nächstes Ziel ist die Diamantene Hochzeit.
