Bahnübergang in Mehlem Abkürzung wurde Frau zum Verhängnis

MEHLEM · Offensichtlich Opfer ihres eigenen Leichtsinns ist am Freitag gegen 20 Uhr die 76 Jahre alte Frau geworden, die am Bahnübergang "Drachenburgstraße" am Mehlemer Bahnhof von einem ICE erfasst wurde und dabei ums Leben kam.

Wie der Einsatzleiter der Polizei vor Ort sagte, hatte die Seniorin gemeinsam mit einer Freundin vom Bahnsteig aus den verbotenen Weg über das Gleisbett gewählt, um so zu dem nahe gelegenen Bahnübergang zu gelangen.

Als Grund kommt möglicherweise versuchte Zeitersparnis in Frage. Unglücklicherweise hatte die 76-Jährige dabei laut Einsatzleiter den ICE zu spät bemerkt. Während ihre Freundin sich wohl noch hinter der heruntergelassenen Schranke in Sicherheit bringen konnte, sei die 76-Jährige von dem ICE beziehungsweise von dessen Sog erfasst worden.

Ein Sprecher der Bahn in Berlin bestätigte, dass es sich dabei um den ICE 26 nach Dortmund gehandelt hatte. Der Notarzt konnte der Frau nicht mehr helfen. Wegen der Bergung des schrecklich zugerichteten Leichnams und der Sicherung der Unfallspuren musste der Zugverkehr stundenlang umgeleitet werden. Zahlreiche Schaulustige beobachteten das Geschehen am Bahnübergang.

[kein Linktext vorhanden]Dass viele ankommende Fahrgäste den Mehlemer Bahnhof nicht durch die dafür vorgesehene Unterführung verlassen, sondern als Abkürzung den Weg über die Gleise in Richtung Bahnübergang wählen, "ist hier gang und gäbe", sagte der Einsatzleiter der Polizei am Freitagabend. Bei Zügen, die aus Richtung Bonn in Mehlem ankommen, bliebe das verbotswidrige Verhalten oft ohne gravierende Folgen, "weil viele Verbindungen hier in Mehlem enden", weiß der Polizist. Damit beschrieb der Beamte die Situation am Bahnsteig zur Galileistraße hin.

Frau in Mehlem vom ICE erfasst
11 Bilder

Frau in Mehlem vom ICE erfasst

11 Bilder

Hochgefährlich sei jedoch die Situation auf der anderen Seite des Bahnhofes, am Bahnsteig zur Mainzer Straße/B9 hin: Auf dieser Seite fahren viele Züge aus Koblenz kommend in Richtung Bonn durch. So verhielt es sich auch am Freitag: Der 76-jährigen Frau, die auf dem Gleisbett unterwegs war, wurde besagter ICE zum Verhängnis.

Bei der Gelegenheit wies der Polizeibeamte auch darauf hin, dass ein solches Verhalten nicht nur gefährlich ist, sondern auch scharf geahndet werde. Wer als Fußgänger bei einer geschlossenen Schranke einen Bahnübergang überquere, müsse mit vier Punkten und rund 350 Euro Bußgeld rechnen.

Hinzukommen auch noch die Verwaltungskosten. Exakt 373,50 Euro musste erst kürzlich eine Oberkasselerin berappen, über deren Fall der GA jüngst berichtet hatte: Die Frau hatte eine geschlossene Schranke in der Alsstraße an der Stadtbahnhaltestelle Oberkassel-Nord passiert und war dabei von Streifenbeamten gesehen worden.

Erhebliche Auswirkungen hatte der Unfall auch auf den Zugverkehr, wie ein Sprecher der Bahn in Berlin auf Anfrage mitteilte. Von 20.07 Uhr bis 22.02 Uhr hätte die Strecke komplett gesperrt bleiben müssen, die Züge seien über die rechte Rheinseite umgeleitet worden. Zudem habe die Regionalbahn 26 im Wendebetrieb verkehrt.

Um Fahrgästen, die in Mehlem festsaßen, ein Weiterkommen zu ermöglichen, "wurden drei Busse zu dem Bahnhof geordert", so der Bahnsprecher weiter. Nach einer provisorischer Reparatur habe der Intercity Express seine Fahrt wieder aufnehmen können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort