Rüngsdorf leuchtet Adventsstimmung auf dem Krippenweg

Rüngsdorf · In Schaufenstern und Kellernischen haben die Rüngsdorfer Krippen aufgestellt. Das gemeinsame Singen, zu dem der Ortsverein sonst einlädt, fällt coronbedingt aus.

 Marla (9) neben ihrer Krippe auf dem Krippenweg in Rüngsdorf.

Marla (9) neben ihrer Krippe auf dem Krippenweg in Rüngsdorf.

Foto: Petra Reuter

Stimmungsvoll weisen kleine Kerzen, Lichterketten oder Spots den Gästen aus ganz Bonn in einem der ältesten Quartiere Bad Godesbergs den Weg. Mit dem „Krippenweg durch Rüngsdorf“ initiierte der Ortsausschuss im Vorjahr erstmals pandemiegerecht besinnliche Stimmung in der Adventszeit. In diesem Jahr beteiligten sich bereits mehr als 30 Bastler und Krippenbauer an der vorweihnachtlichen Aktion. „Wir fanden, das ist eine gute Idee, um trotz Corona eine schöne Weihnachtszeit im Viertel zu haben und Traditionen aufrechtzuerhalten“, sagte Monika Gottmann, Vorsitzende des Ortsausschusses.

Krippen in der Kellernische

Beeindruckend fand Gottmann den Variantenreichtum der Werke und Installationen. „Mancher kann oder möchte seine Krippe nicht vor das Haus oder in den Vorgarten stellen“, berichtete sie. Aber auch dafür gebe es Lösungen. So bewundern Spaziergänger neben Krippen aller Größen, Formen und Stile die Figuren, Advents- und Weihnachtswelten auch auf Balkonen, in Frontfenstern, Schaukästen, Nischen von Kellerfenstern oder einfach auf das Fenster geklebt.

„Besonders schön ist es, wenn die Kinder mit den Eltern vor den Fenstern stehen bleiben und von der Weihnachtsgeschichte erzählen“, fand Beate Eschweiler. Sie hatte im ersten Jahr den Start der Aktion verpasst und erst später die vielen Krippen gesehen. „Da haben wir uns mit unserer Krippe im Fenster zur Straße spontan dazugesellt“, berichtete sie.

In diesem Jahr ereilte ihr altes Familienstück allerdings ein ungünstiges Schicksal. „Als wir die Krippe herausgeholt haben, war sie kaputt, sie löste sich auf“, berichtete die 53-Jährige bedauernd. Weil sie aber in jedem Fall bei der Aktion mitmachen wollten, gestaltete ihr Mann eine zauberhafte, stimmungsvoll beleuchtete Winterwelt. „Dieses Fenster steht in diesem Jahr natürlich mit auf der Liste“, versicherte Gottmann.

Eine Liste findet man nämlich eingeschweißt, seitlich an dem einen oder anderen Standort angehängt. „Damit man auch alle finden kann“, erklärte die Vorsitzende. Manches Kleinod ist nämlich zwar beleuchtet, aber geschützt aufgestellt und nicht auf den ersten Blick zu sehen. „Wir haben unsere in den Absatz vom Kellerfenster gestellt“, sagte Thomas Werth. Da könne ihr Wind und Regen nicht allzu viel anhaben, fand er.

Werth wohnt seit über 20 Jahren im Viertel und fand die Idee gut, „auch wenn die Kinder schon groß sind.“ Am Krippenweg beteilige er sich gern „weil die vielen kleinen Aktionen in Rüngsdorf das Flair des Viertels widerspiegeln“, sagte er. Seine Frau Claudia hatte gleich einen Wunsch für die Zeit nach der Pandemie: „Es wäre schön, wenn sich das auch nach Corona etablieren könnte.“

 Im Kirchturm von Sankt Andreas stimmen große Krippenfiguren auf das Fest ein.

Im Kirchturm von Sankt Andreas stimmen große Krippenfiguren auf das Fest ein.

Foto: Petra Reuter

Gut sichtbar im Eckfenster

Gut sichtbar ist dagegen das Eckfenster von Maria Jonas in der Basteistraße 1. Hier wird es in den nächsten Wochen, angelehnt an die Weihnachtsgeschichte, immer mal wieder kleine Änderungen geben. „Die heiligen drei Könige werden näher an den Stall heranrücken und das Christuskind ist jetzt natürlich auch noch nicht da“, erklärte sie. Damit die Betrachter der schmuck gestalteten Weihnachtswelt alles nachvollziehen können, platzierte die 79-Jährige ein großes Buch mit der Weihnachtsgeschichte gut lesbar neben dem Stallensemble.

Mexikanische Figuren in der Einfahrt

Marla (9) hatte mit ihrer gleichaltrigen Freundin Kathi eine Krippe für das Schaufenster der Boutique She She in der Rheinstraße 9 gebastelt. „Kathi hat gezeichnet, ich habe ausgeschnitten“, erzählte sie von der knapp dreistündigen Bastelaktion. Farblich glichen die Freundinnen ihre Krippe an die Farbgebung in der Boutique an, in deren Schaufenster die Figuren stehen. „Es sollte ja passen“, fand die neunjährige Schülerin der Beethovenschule. Zu Hause hatten ihre elf und 14 Jahre alten Geschwister gemeinsam eine mexikanische Krippe in der Einfahrt aufgestellt.

Der Kirchturm in Rüngsdorf beherbergt als einer der ältesten Zeitzeugen seiner Art in Bad Godesberg zurzeit das Figurenensemble aus der Herz-Jesu-Kirche. „Die heilige Familie wird kurz vor Heiligabend in die Kirche umziehen“, kündigte Günter Gottmann an. Zusammen mit seiner Frau engagiert sich der geborene Rüngsdorfer Schlosser seit Jahren im Ortausschuss und beteiligt sich vielfach an den Aktionen. Das Ortsleben und die Historie Rüngsdorfs liegt den beiden am Herzen. Mit großem Bedauern hatten sie coronabedingt das offene Singen in diesem Jahr absagen müssen. „Das Risiko, dass sich jemand infiziert, ist gerade beim Singen zu hoch“, fand das Paar. Ihre Krippe aber kann man im Fenster der Schlosserei in der Heisterbachstraße 36 sehen.

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