Bad Godesberger Traditionslokal Gaststättenerlaubnis für das Aennchen ist erloschen

Bad Godesberg · Schon seit Jahren steht die einstige Gaststätte der Lindenwirtin Aennchen Schumacher in Bad Godesberg leer. Daran wird sich wohl so schnell nichts ändern.

 Blick auf die Fassade: Die Fenster sind zum Teil verhängt.

Blick auf die Fassade: Die Fenster sind zum Teil verhängt.

Foto: Ayla Jacob

Das Aennchen steht bereits seit mehreren Jahren leer. Wie es aussieht, wird sich daran auch so schnell nichts ändern. Nach Auskunft von Isabel Klotz vom städtischen Presseamt ist die ehemals erteilte Gaststättenerlaubnis mittlerweile erloschen, „weil sie nie – und länger als ein Jahr nicht – ausgeübt worden ist“. Ein neuer Antrag sei bisher nicht eingereicht worden.

Doch das ist nicht das Einzige, was die Bad Godesberger mit Blick auf das einstige Gasthaus der legendären Lindenwirtin umtreibt. Denn, so die Kritik, das Haus verfalle zusehends. Und: „Hinter dem Aennchen verdreckt zurzeit alles“, so ein Bad Godesberger, der anonym bleiben möchte. Die Stadt ist informiert und möchte sich die Situation vor Ort anschauen. Ist das geschehen, werde man entscheiden, „ob hier ordnungsbehördliche Maßnahmen möglich beziehungsweise in der gegebenen Situation angebracht sind“, sagt Klotz auf GA-Anfrage.

Stadt liegt Antrag zur Überdachung des Hofs vor

Der neue Eigentümer des Aennchens, Khaled Hamed, war vor gut zweieinhalb Jahren an die Öffentlichkeit gegangen und hatte seine Pläne vorgestellt. Das Restaurant „à la Aennchen“ sollte italienisch-rheinisch-internationale Küche anbieten. Obwohl das Restaurant noch 2017 eröffnen sollte, hat sich seitdem so gut wie nichts mehr getan. Im März 2019 wurde die Winterlinde im Innenhof des Aennchens gefällt. Die Maßnahme war wegen der „sehr hohen Beeinträchtigung des Innenhofes durch Wurzelhebung“ seitens der Stadt genehmigt worden, so die Verwaltung damals.

Vor einem Jahr gab es Gerüchte, dass der Besitzer plant, das Atrium mit einer Kuppel zu versehen. Das wurde damals indirekt bestätigt: „Ein Antrag zur Überdachung des Hofs liegt der Verwaltung vor“, hieß es.

Doch auch von diesem ist nach wie vor nichts zu sehen – genauso wenig wie von dem vorgesehen Umbau und der Erweiterung der Gaststätte. Was daran liegt, dass die Stadt für die geplanten baulichen Veränderungen nach wie vor kein grünes Licht gegeben hat. „Hier steht eine Genehmigung noch aus, da vom Inhaber noch rechtliche Fragen geklärt werden müssen“, so Klotz.

Nicht unter Denkmalsschutz

Bereits in der Vergangenheit wurde viel über die Zukunft des Bad Godesberger Aennchens diskutiert. Im Zuge dessen stellte sich zum Beispiel heraus, dass die Traditionsgaststätte nicht unter Denkmalschutz steht. Der Grund: Das historische Lokal wurde 1971 bei der so genannten Altstadtsanierung abgerissen und 1974 nur wenige Meter weiter wieder aufgebaut.

Alles geht zurück auf Anna „Aennchen“ (oder auch Ännchen) Schumacher, die im Januar 1860 in Godesberg geboren wurde. Mit 18 Jahren übernahm sie nach dem Tod des Vaters dessen Gasthof zum Godesberg. 1891 gab sie ihm den Namen Zur Lindenwirtin. Das Lokal wurde eines der beliebtesten Studentenlokale im Rheinland. Die zahlreichen Studenten, die sich sonst in verfeindete Burschenschaften und Corps aufteilten, saßen hier friedlich zusammen, weshalb Aennchen auch als „Mutter der Studenten“ bezeichnet wurde. Im Gasthaus herrschte der berühmte „Godesberger Burgfrieden“.

1925 wurde Aennchen Schumacher die Ehrenbürgerschaft der Stadt Godesberg verliehen. Am 26. Februar 1935 starb sie mit 75 Jahren in Godesberg. Aus Anlass ihres 85. Todestages gedachten Mitglieder der Ännchen-Schützen mit Bezirksbürgermeister Christoph Jansen der Ehrenbürgerin. Die Ehrung fand am Mittwoch am Grab der Lindenwirtin auf dem Burgfriedhof statt.

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