Lesung in Heimatstadt ZDF-Kommissarin sehnt sich zurück nach Bad Godesberg

Bad Godesberg · Schauspielerin Agnes Kiyomi Decker ist in Bad Godesberg aufgewachsen, hat am Päda ihr Abitur gemacht und ermittelt als Kommissarin im ZDF bei der „Soko Potsdam“. Am Freitag kommt sie für eine besondere Lesung in ihre Heimatstadt.

 Die Schauspielerin Agnes Kiyomi Decker ist in Bad Godesberg aufgewachsen, am Päda machte sie ihr Abitur.

Die Schauspielerin Agnes Kiyomi Decker ist in Bad Godesberg aufgewachsen, am Päda machte sie ihr Abitur.

Foto: Jana Lämmerer

Im Hintergrund hört man Vögel zwitschern, hier und da sind kurz die Tischnachbarn zu hören. Agnes Kiyomi Decker sitzt in einem Café in Potsdam, als sie mit dem GA telefoniert. Normalerweise geht es für die 36-Jährige in der brandenburgischen Landeshauptstadt nicht so ruhig zu: Als Pauline Hobrecht ermittelt die Bad Godesbergerin in der „Soko Potsdam“ und hat gemeinsam mit ihrer Schauspielkollegin Anja Pahl und ihrem Team knifflige Fälle zu lösen. Aktuell lässt das ZDF neue Folgen produzieren, gedreht werden soll noch bis zum 14. Juli. Doch auch dieser Dienstag war für die Schauspielerin schon spannend, denn damit sie ihre Rolle noch realistischer spielen kann, hatte sie bei der Polizei hospitiert.

Agnes Kiyomi Decker hat ihr Abitur am Päda in Bad Godesberg gemacht

Decker, die zwischen ihren beiden Wohnsitzen in München und Berlin pendelt, ist in Bad Godesberg aufgewachsen. Genauer in Rüngsdorf. Am Pädagogium, der Otto-Kühne-Schule, hat sie 2006 ihr Abitur gemacht. Nach dem Abitur absolviert sie Regie-Hospitanzen am Schauspielhaus Düsseldorf und bewirbt sich an Schauspielschulen. Sie geht zur Theaterakademie August Everding nach München. Später folgt ein Festengagement am Zimmertheater Tübingen, um sich weiterzuentwickeln, kündigt sie die Anstellung und ist nun freiberuflich tätig.

Sie freut sich, dass sie durch die Rolle bei der „Soko Potsdam“ nun regelmäßiger vor der Kamera stehen kann, so habe sie viel Aufregung verloren. „Andererseits ist man permanentem, enormen Zeitdruck ausgesetzt, und man muss ein dickes Fell haben, was man aber, sobald die Kamera angeht, natürlich in eine dünne Haut verwandeln muss, damit die Zuschauenden sehen können, was in mir vorgeht“, so die Schauspielerin.

Immer, wenn sie Zeit habe, sei sie in der alten Heimat unterwegs. „Am liebsten hänge ich im elterlichen Haus ab, das ist wie Urlaub für mich. Ich bin aber auch tendenziell ein Drinnen-Kind. Ich sage immer, wenn das Wetter gut ist, ist es auch drinnen schöner“, so Decker. Sie verabrede sich aber auch gern mit Freundinnen, um am nahen Rhein spazieren zu gehen. Besonders toll seien die Spaziergänge dort, wenn die Glyzinien in der Nähe des Godesberger Bachs blühen würden, diese würden „so herrlich“ duften. Decker, die bereits Rollen beim Münsteraner „Tatort“, „München Mord“, „Herzogpark“ oder auch in den Kinofilmen „Die drei Fragezeichen“, „Caveman“ oder „J.G.A“ hatte, kommt zwar viel herum, sieht viele Orte und Städte, dennoch schwärmt sie von Bonn.

Sie spielt mit dem Gedanken, zurück nach Bonn zu ziehen

„Ich verbinde die Offenheit in der Kommunikation mit der Region, was etwas Besonderes und total Schönes ist – auch wenn das so klischeehaft klingt. Nun muss man natürlich sagen, dass ich an die „Tonart“ – so nenne ich die Sprachmelodie, die von Region zu Region variiert und von der ich glaube, dass es vor allem dieser Unterschied ist, der Humor macht oder zu Missverständnissen führen kann – von hier gewöhnt bin, denn die hat mein Ohr am längsten gehört“, so die Schauspielerin. Gern erinnere sie sich an ihre Kindheit zurück, die vielen Fahrradtouren in der Rheinaue, die Fährfahrten rüber auf die Schäl Sick und die „endlos erscheinenden Nachmittage“ am Godesberger Bach oder am Bach in Wachtberg-Pech. Sie spiele immer wieder mit dem Gedanken zurückzuziehen, so wie es viele ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler aus dem Abijahrgang gemacht haben.

Doch bevor es einmal so weit ist, ist die 36-Jährige am Freitag, 2. Juni, wieder einmal auf Stippvisite in der Bundesstadt. Im Rahmen des Kunstsalons liest sie aus dem „Skizzenbuch am Kopfkissen“ von Sei Shonagon.

Lesung in einem Privathaus auf dem Brüser Berg

Das Besondere: die Lesung findet im Privathaus von Maria Radloff, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung Rheinviertel, auf dem Brüser Berg statt. Decker, Tochter einer japanischen Mutter und eines deutschen Vaters, liest aus einem uralten Buch. Auf einem Bündel edlen Papiers schrieb die Hofdame Sei Shonagon Notizen auf, die man sonst nur dem Kopfkissen anvertrauen würde. Nämlich ihre Gedanken, ihre Stimmungen und Erlebnisse. So entstand ein Buch, das über das Leben am japanischen Hof um das Jahr 1000 berichtet. Decker spricht fließend Japanisch, da sie zweisprachig aufgewachsen ist. „Die Besonderheit bei dem Buch, aus dem ich lesen werde, ist allerdings, dass, was nicht verwunderlich ist, auch hier die Sprache sich enorm gewandelt hat“, so die Schauspielerin. In den japanischen Highschools würde es ein eigenes Fach für die Sprache aus dieser Zeit geben. „Darum könnte ich das Original nur bruchstückhaft verstehen. Ein Highlight an dem Abend: es werden ein paar Passagen in der Originalsprache gelesen und so zu hören sein“, so die 36-Jährige. Vom Veranstaltungsort habe sie bereits Fotos erhalten, um sich vorbereiten zu können. „Die spannende Herausforderung ist für mich, vor Ort eine Bühnensituation zu generieren“, so die Schauspielerin. Der Raum biete aber auch die Möglichkeit zum Austausch. Japanisch habe sie damals sehr spielerisch gelernt. Denn direkt gegenüber ihrem Elternhaus habe eine japanische Journalisten-Familie gelebt, mit den Kindern habe sie viel Zeit verbracht und Filme geschaut. Da sie aber kein Deutsch konnten, musste sie mit ihnen Japanisch sprechen – so blieb sie sprachlich im Fluss.

Decker ist begeistert von „Skizzenbuch am Kopfkissen“

Das Buch, aus dem sie lese, habe sie für die Lesung zum ersten Mal in die Hand genommen. Bei vielen Stellen musste sie lachen oder zustimmend nicken, wie sie erzählt. „Die Texte sind über 1000 Jahre alt, und vieles davon liest sich, als wäre es heute geschrieben, als wäre es aus einer heutigen Tratsch-Zeitschrift entnommen oder als hätte Lady Whistledown aus der Netflix-Serie Bridgerton ihre Inspiration aus dem Kopfkissenbuch gezogen“, so Agnes Decker, „Sei Shonagon beschreibt Dinge, die auch wir heute beschreiben würden, die in einem Insta-Feed ihren Platz finden oder auch in einer guten Serie. Das finde ich spannend, dass die Bedürfnisse und Neugierden der Menschen damals und heute, in auf der Erdkugel weit auseinander liegenden Ländern, dieselben zu sein scheinen“.

Agnes Decker, Lesung aus „Skizzenbuch am Kopfkissen“, Freitag, 2. Juni, 19 Uhr. Privathaus Dr. Maria Radloff, Lilienthalstraße 17. Tickets kosten 22 Euro, vergünstigt 15 Euro, zuzüglich Vorverkaufsgebühr. Tickets bei allen bekannten Vorverkaufsstellen.

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