Aufklärer im Missbrauchsskandal Aloisiuskolleg feiert Gedenkgottesdienst für Ex-Rektor Pater Siebner

Bad Godesberg · Die Schulgemeinschaft des Godesberger Aloisiuskollegs würdigt die Rolle des verstorbenen Ex-Rektors Pater Johannes Siebner. Die Opfergruppe findet eher kritische Worte für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.

 Walter Odekerken, Schulleiter des Aloisiuskollegs, während der Trauerfeier für Pater Johannes Siebner in der Jesuitenkirche.

Walter Odekerken, Schulleiter des Aloisiuskollegs, während der Trauerfeier für Pater Johannes Siebner in der Jesuitenkirche.

Foto: Alfred Schmelzeisen

Mit einem feierlichen Gedenkgottesdienst hat am Sonntag das Aloisiuskolleg (Ako) in seiner Kirche an seinen ehemaligen Rektor Pater Johannes Siebner erinnert. Wie berichtet, war der nachmalige Provinzial des Jesuitenordens in Deutschland am 16. Juli 58-jährig an einem Gehirntumor verstorben. Am 30. Juli wurde er in seiner Heimatstadt Berlin beerdigt.

Pater Siebner habe das Ako von 2011 bis 2017 „mit Kompetenz und Leidenschaft“ geleitet, er habe immer für die ihm anvertrauten Kinder und Jugendlichen eingestanden, dankte ihm sein Rektorennachfolger Pater Martin Löwenstein eindringlich. Er erinnerte daran, wie Pater Siebner 2011 ein Jahr nach Ausbruch des Missbrauchsskandals in Godesberg leider auch auf „Anfeindung, Verleumdung und Hass“ getroffen sei. Er sei von denen abgelehnt worden, die die Zeiten der Vorgänger Pater Ludger Stüper und Pater Theo Schneider hätten weiterleben wollen.

Die Ablehnung von Altschülern habe ihn verletzt

„Er wurde bezichtigt, das Kolleg zerstören zu wollen“, sagte Pater Löwenstein. Pater Siebner habe aber auch die Ablehnung von Altschülern tief verletzt. Belastet habe ihn ebenfalls die Wahrnehmung, von einem Teil des Ordens alleingelassen zu werden. „Wir sind Pater Siebner unendlich dankbar für seine Aufarbeitung des Missbrauchs und dafür, dass die Kollegsgemeinschaft mit ihm die entscheidenden Lehren gezogen hat“, betonte Schulleiter Walter Odekerken.

Schmerzlich für Pater Siebner sei jedoch gewesen, dass der von ihm begonnene Dialog mit den Betroffenen schließlich in einer Sackgasse geendet habe. Die Elternschaft des Ako verneige sich in großem Respekt und Dankbarkeit vor dem Verstorbenen, fügte Bettina Eiden als Vorsitzende der Elternpflegschaft hinzu. „Pater Siebner ist der großen Verantwortung am Ako nie aus dem Weg gegangen und hat Brücken für die Zukunft gebaut.“

Ashok Sridharan spricht als Vertreter der Stadt und Ex-Schüler des Ako

Für die Stadt erinnerte Oberbürgermeister Ashok Sridharan, selbst Ako-Absolvent, „an den großartigen Menschen und Seelsorger“ Siebner. Er sei zutiefst vom Unrecht betroffenen gewesen, das ehemaligen Schülern am Kolleg geschehen sei. „Pater Siebner hat Zeichen in der Aufarbeitung gesetzt“, so Sridharan. Für den Orden charakterisierte Pater Axel Bödefeld den Verstorbenen als Menschen, den drei Lebensgrundsätze geleitet hätten: Zum einen immer zu dem zu stehen, was man zu verantworten habe. Zum anderen aber auch nichts zu überstürzen und, wohl aus jesuitischer Nüchternheit, letztlich gelassen zu bleiben und auf Gott zu vertrauen. Der Gottesdienst endete mit der ergreifenden Schlussmelodie aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach „Wir setzen uns mit Tränen nieder“.

Opfergruppe sieht Siebner als „Hüter des Systems“

Von Berlin aus bedauerte der Betroffenenverein Eckiger Tisch Bonn am Sonntag, dass Pater Siebner als Verantwortungsträger im Ako und als Provinzial in Sachen Aufarbeitung dann doch leider nicht bis dahin gegangen sei, wo es beiden Organisationen „wirklich wehgetan hätte“. Wie berichtet, hatten das Kolleg und der Verein bis zum jähen Ende 2017 in Dialogrunden zusammengearbeitet. „Der Umgang mit seinem Rektorenvorgänger am Ako und das Wegsehen bei Machtinseln, die in den Untersuchungsberichten nach 2010 benannt sind, entlarven Pater Siebner als Hüter des Systems“, hielt die Opfergruppe sich nicht mit Kritik zurück.

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