Tag der offenen Tür zum 175. Jubiläum Alte Apotheke mit neuem Kern

BAD GODESBERG · Drachenblut, allerlei Salze und Wurzeln - die alten, meist bunten Gefäße in den antiken Regalen der "Alten Apotheke" weisen auf Inhalte hin, mit denen Apotheker früher auskommen mussten.

 Außenansicht heute: Die große Doppeltreppe entstand 1937.

Außenansicht heute: Die große Doppeltreppe entstand 1937.

Foto: Ronald Friese

Vielleicht hat sogar Bad Godesbergs zweiter Apotheker überhaupt, Christian Theodor Pfaffenberger, sie vor 175 Jahren genutzt, um Salben und Tinkturen für seine Kundschaft herzustellen. Wahrscheinlicher ist es jedoch, dass sie von einem seiner Nachfolger stammen, vermutet Stefan Fröhling, der die "Alte Apotheke" heute leitet und in den vergangenen Wochen mit seinen Mitarbeitern das 175-jährige Bestehen des Hauses in der Godesberger Innenstadt gefeiert hat.

Fröhlings Arbeit heute hat mit der Pfaffenbergers nur noch wenig zu tun. "Apotheker früher stellten hauptsächlich Medikamente her, entwickelten sie und suchten auch nach neuen Wirkstoffen", erklärt Stefan Fröhling. Die Produktion liege heute bis auf Ausnahmen in Händen der Industrie. Meist seien Herstellungsvorschriften die Ursachen, dass den Pharmazeuten in der Apotheke oft lediglich die kontrollierte Herausgabe der Medikamente, eine Überprüfung der Rezepte und die Beratung der Kunden auf Verträglichkeit bleibe. Kernstück des Medikamentenverkaufs heute ist ein Komissionierautomat, der eine vollautomatische Lagerhaltung betreibt, die Medikamente auf Knopfdruck in den Kassenraum sendet und bei Bedarf neue bestellt.

Die Automatisierung des Verkaufs heißt jedoch nicht, dass Fröhling und seine Kollegen keine Medikamente herstellen könnten. In den Räumen hinter dem stattlichen Nussbaumfurnier der Eingangshalle befinden sich neben Lagerräumen mit Kühlschränken und einem Tresor mit Medikamenten wie Morphinen auch Labore. Das konnten Besucher nun während eines Tages der offenen Tür entdecken.

Hauptsächlich nach Rezepten von Kinder- und Hautärzten werden hier noch Pillen und Salben hergestellt. Dazu stehen ein spezielles Rührgerät und hochempfindliche Waagen bereit. Mit Schokolade haben die Mitarbeiter zum Tag der offenen Tür demonstriert, wie Zäpfchen hergestellt werden. Besucher konnten das auch selbst ausprobieren.

Wie stattdessen in den vergangenen 175 Jahren gearbeitet wurde, zeigen die Schaufenster der Apotheke zum Jubiläum. Glasampullen, Fingerwaagen, Mörser, Klistiere und gefährlich aussehende Spritzen können Besucher dort anschauen. Das Interesse ist groß. "Die Leute haben sich sehr gefreut, mal in die alten Wohnungen meiner Vorgänger blicken zu können", sagte Stefan Fröhling über den Tag der offenen Tür. Denn bis 1997 hätten die Apotheker auch in der "Alten Apotheke" gewohnt. Auch Robert und Clara Schumann sollen zeitweise Mieter eines Apothekers gewesen sein.

Geschichte der Alten Apotheke

Christian Theodor Pfaffenberger aus Remscheid erhielt im August 1838 eine Konzession vom Oberpräsidenten der Rheinprovinz, eine Apotheke in Bad Godesberg zu gründen. Die Konkurrenz in Bonn schrie auf. Doch es nützte nichts: Am 17. Mai 1838 eröffnete Pfaffenberger seine Apotheke, die er 18 Jahre lang führte. Von 1871 bis heute haben, einschließlich des aktuellen Geschäftsführers, elf Inhaber die "Alte Apotheke" betrieben. Sie wurde baulich einige Male verändert. Die große Eingangstreppe zur Koblenzer Straße hin entstand 1937. 1996 stand die Apotheke monatelang leer und musste schließlich zwangsversteigert werden. 1997 wurde sie unter Leitung von Stefan und Beate Fröhling wiedereröffnet.

Die Historie und alte Fotos hat Fröhling in einem Jubiläumsdruck zusammenfassen lassen. Von der kostenlosen Zeitung gibt es noch Restexemplare in der Apotheke.

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