Jubiläum der Arbeiterwohlfahrt in Bad Godesberg Am Anfang standen Kinderfreizeiten am Stadtrand

Bad Godesberg · Vor 75 Jahren wurde die Awo Bad Godesberg nach dem Krieg erneut gegründet. Else Heinen erinnert sich als eines der ersten Mitglieder.

Das Bild in der Mitte links zeigt Peter und Else Heinen mit Bürgermeister Franz Linz und Ehefrau bei der Einweihung des Hubert-Peter-Hauses 1968.

Foto: privat

75 Jahre ist es nun her, dass sich die Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bad Godesbergs nach der Zeit des Nationalsozialismus in ihrer heutigen eigenständigen Struktur erneut gegründet hat. Die der Sozialdemokratie nahestehende Wohlfahrtsorganisation hatte zwar schon 1925 in Godesberg einen Ortsverband gebildet. Der Gesamtverband war aber dann 1933 vom Nazi-Regime als Teil der SPD verboten worden. 1946, direkt nach Kriegsende, ging es also um einen Neuanfang in Godesberg. „Der Impuls, etwas zu tun, waren die Not und das Elend der Kinder nach dem Krieg“, erinnerte sich Awo-Urgestein Else Heinen in der 70-Jahre-Festschrift an die Wiedergründung. Heinen, Jahrgang 1928, wuchs als Tochter der Godesberger Awo-Aktiven Luise und Hubert Peter schon familiär in die Verbandsarbeit hinein. 1946 wurde sie selbst Mitglied. Nach ihrem Vater, dem Sozialpolitiker, sollte 1968 das Schweinheimer Altenheim der Awo benannt werden.

Else Heinen war 22 Jahre lang Awo-Heimleiterin in Lanzerath

Die von Kriegstraumata gezeichneten Kinder hätten 1946 unbedingt Zuwendung gebraucht, so Else Heinen, die Peter Heinen, den nachmaligen Geschäftsführer der Godesberger Awo, heiratete. Man habe also als erstes Kinderfreizeiten am Stadtrand, dann in Kirchsahr und Lanzerath organisiert, erinnert sie sich. Else Heinen wurde selbst für 22 Jahre Awo-Heimleiterin in Lanzerath. „Gleichzeitig haben wir auch mit einer Nähstube angefangen“, berichtete sie über die Godesberger Jahre ab 1946. Gespendete Kleidungsstücke konnten also von den Awo-Frauen vor Ort in dringend benötigte Kinderkleidung umgearbeitet werden. „Wir haben uns immer bemüht, zeitnah auf besondere soziale Erfordernisse zu reagieren“, kommentierte Else Heinen die Entwicklung, die die Godesberger Awo in den 75 Jahren seit 1946 nahm und an der sie selbst bis heute aktiv beteiligt ist.

Awo bietet in Bad Godesberg viele Angebote an

Elsen Heinen heute. Sie gründete die Awo Godesberg nach dem Krieg neu.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

„Wir tragen mit unseren Angeboten zu einem guten Zusammenleben in Bad Godesberg bei“, erläutert die heutige lokale Awo-Vorsitzende Christine Schmarsow den aktuellen Stand. Und sie berichtet gerne von der Begegnungs-, Beratungs- und Bildungsarbeit, die auch in der Corona-Pandemie im Nachbarschaftszentrum in Friesdorf und im Quartiersmanagement Pennenfeld läuft. Hier ist die Godesberger Awo für die Seniorenarbeit tätig und kooperiert mit der Caritas und der Vebowag. Dazu kommen die Angebote der Awo Pflege+Service gGmbH in Schweinheim mit ihrem Altenpflegeheim Hubert-Peter, mit betreutem Wohnen und dem ambulanten Pflegedienst.

Hilfe auch im aktuellen Corona-Lockdown

„Wir hoffen natürlich auf die Impfungen und darauf, dass der Präsenzbetrieb wieder aufgenommen werden kann“, sagt Schmarsow. Aber etwa im Nachbarschaftszentrum initiiere die Leiterin Anni Merzbach auch im Lockdown Telefonketten, organisiere Projekte, bietet Eins-zu-eins-Spaziergänge und berate telefonisch oder bei Einzelbesuchen in alltagspraktischen und sozialen Fragen. Zukünftig werde man die Verbindung zwischen deutscher und migrantischer Bevölkerung intensivieren, verspricht die Awo-Vorsitzende. Und man werde die interaktiven digitalen Angebote weiter ausbauen. „Das ist kein Gegensatz zu der für unsere Arbeit zentralen Bedeutung von Präsenzangeboten, sondern eine wichtige Ergänzung.“

Kontakt unter Tel. 0228 - 93191-23, http://www.awo-badgodesberg.de