Naturdenkmäler in Bonn Am Langenbergsweg blühen die Bäume

Mehlem · Naturwanderungen in Bad Godesberg und Wachtberg: Die Hohlwege auf der Stadtgrenze und der Obstanbau oberhalb bieten aus Sicht des Naturschutzes viele spannende Aspekte – und eine tolle Aussicht.

 Blick über den Rhein: Der Drachenfels umrahmt von blühenden Pfirsichbäumen.

Blick über den Rhein: Der Drachenfels umrahmt von blühenden Pfirsichbäumen.

Foto: Stefan Knopp

Also hinein in ein einzigartiges Mikroklima, kühl, feucht und windgeschützt mit bis zu zwölf Meter hohen Löss- uns Lösslehmwänden. Monika Hachtel, stellvertretende Leiterin der Biostation in Dransdorf, gerät fast ins Schwärmen: Rund 170 verschiedene Pflanzen- und bis zu 577 Schmetterlingsarten, außerdem an die 30 Wildbienenarten, die in den offenen Erdhängen nisten, die leider so selten geworden sind. In Bonn gibt es drei durch Erosion entstandene Hohlwege. Wasser fräste eine Schneise in den Löss, der während der Eiszeit angeweht wurde und sich dort abgesetzt hat.

Frühblüher wie die Vielblütige Weißwurz sieht man dort. Das Gewächs liebt basische Böden wie den Löss. Weiterhin kann der Kräuterkundige auch das Scharbockskraut finden, reich an Vitamin C, den Giersch, aus dem man Spinat machen kann, für diesen Lebensraum typische Rankpflanzen wie Efeu und Waldrebe sowie den Gefleckten Aaronstab mit seinen spitz zulaufenden, oft schwarz gefärbten Blättern – Achtung: giftig!

Man geht ein Weilchen bergauf, vorbei leider auch an wild abgeladenen Grünabfällen, über die sich Hachtel ärgert, und steht plötzlich auf freiem Feld zwischen Winterweizen und Johannisbeerplantagen mit Blick auf den Rodderberg. Zu Römerzeiten wurde dort Wein angepflanzt, berichtet die Diplom-Biologin, und der Hohlweg wahrscheinlich schon als Wirtschaftsweg genutzt. Später war die Fläche immer Obstanbaugebiet. Sie hofft, dass das so bleibt und diese schönen und momentan in voller Blüte stehenden Flächen nicht der Bebauung zum Opfer fallen.

Wirtschaftlich rentabel seien die meisten Flächen wohl nicht. Aber wertvoll für die Artenvielfalt: Der Steinkauz hat sich dort wieder angesiedelt. „Das ist ein Bodenjäger, er zieht Würmer, Raupen und kleine Mäuse“, so Hachtel. „Dafür braucht er das ganze Jahr über kurzrasige Flächen.“ Weiden mit knorrigen alten Bäumen als Nistorte seien ideal, und die findet man derzeit noch oberhalb des Hohlwegs.

Unter den Bäumen blühen jetzt die Buschwindröschen, die Hainveilchen, Gundermann und Beinwell. Und wenn man einen der Wege hinab Richtung Norden nach Lannesberg nimmt, durchquert man Kirsch- und Pfirsichplantagen von Bauer Peter Schugt, die mit ihren Blüten den tollen Ausblick auf Siebengebirge und Drachenfels einrahmen. Auch Nistkästen für Singvögel sieht man: Sie fressen Schädlinge wie den Apfelwickler. Daneben fördert man auch den Turmfalken mit erhöhten Nistkästen, die sich für die Mäuse interessieren. „Ziel ist es, Nützlinge zu fördern, Schädlinge einzugrenzen und etwas weniger zu spritzen“, erklärt die Biologin.

Cäcilienheidchens Weg und In den Schleiden enden Am Noßbacher Weg, sie bieten sich am Ehesten für einen Rundweg an, der wieder oberhalb des Hohlwegs endet. Einen spannenden Abstecher könnte man machen, indem man hinter der Bushaltestelle Lannesdorfer Straße der Linie 856 dem Trampelpfad folgt: Er führt verwunschen zwischen Schrebergärten, Geflügelhaltung und Obstbäumen hindurch.

Und dann steht man vor einem verschlossenen Tor. Der Pfad ist offiziell Teil des Langenbergsweges und gehörte früher zu einem offiziellen Wanderweg, aber er endet an einer Privatstraße. Weil die Anwohner, wie eine von ihnen bei der Wanderung erklärt, nicht ständig Fremde quasi in ihren Vorgärten haben wollten, stellten sie das Tor auf, zu dem nur sie und der Bauer die Schlüssel haben, versehen mit dem Hinweis „Zutritt verboten“.

2004 und 2005 versuchte die Verwaltung, den Wanderweg wieder zu öffnen. Vergeblich, denn das Tor liegt noch so eben auf dem Privatgrundstück. Und da man auch nicht durch die Obstbaumreihen gehen sollte, muss der Rückweg zur Bushaltestelle eingeplant werden. Dort ist allerdings nicht ausgeschildert, dass der Weg eine Sackgasse ist.

Die Sperrung ist für Spaziergänger ärgerlich, denn von dort aus wäre es nicht mehr weit bis zum Ausgangspunkt der Wanderung. Allerdings gibt es am Langenbergsweg ohnehin kaum Parkmöglichkeiten. Man kann die Obstanbaufläche mit dem tollen Panorama auch vom Parkplatz des Rheinhöhen-Friedhofs aus erwandern. Für Hachtel ist die Fläche auf jeden Fall erhaltenswert, als Landschaftsschutzgebiet, Naherholungsort und den Hauch von Historie: „Das ist ein bisschen das alte Bonn.“

Der GA stellt in den kommenden Wochen in lockerer Folge besondere Naturlandschaften in Bad Godesberg und Wachtberg vor.

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