Hochwassergebiet Mehlem Anwohner wollen gegen Neubau klagen

MEHLEM · Das jüngste Hochwasser ist zwar lange abgeflossen, doch braut sich in Mehlem neuer Ärger zusammen. Stein des Anstoßes ist eine Baugenehmigung, die die Stadtverwaltung jüngst für ein Haus an der De-Brezé-Straße erteilt hat.

Das Sträßchen verbindet die Rückseite der Häuser an der Mainzer Straße (Höhe Alte Schmiede) mit der Kriemhildstraße. Die Fläche, um die es geht, war bei dem Starkregen komplett geflutet gewesen. Dass dort nun ein Haus gebaut werden soll, irritiert die Anlieger in höchstem Maße. Denn so, befürchten sie, werde im Falle eines erneuten Hochwasser der Retentionsraum in ihrem Viertel noch geringer.

Diese Sorge brachten rund 20 Anwohner auch am Donnerstagabend vor. In seiner Funktion als Mitglied der Bezirksvertretung hatte Gerhard Lemm von den Grünen dazu eingeladen, die Angelegenheit an Ort und Stelle zu besprechen. Enttäuscht zeigte sich Lemm darüber, dass "trotz ausgesprochener Einladung" kein Vertreter der anderen Parteien hinzugestoßen war. Und auch die Stadtverwaltung, laut Lemm ebenfalls willkommen geheißen, machte von dem Angebot keinen Gebrauch.

Somit blieben die Bürger und der Grünen-Politiker unter sich, sodass auch das Meinungsbild weitgehend einheitlich ausfiel. "Die Stadt hat uns für 220 000 Euro verkauft", wetterte etwa ein Nachbar unter Anspielung auf den kolportierten Preis, zu dem das ehemals städtische Grundstück den Eigentümer wechselte.

Dass sich bei Starkregen das Wasser stets seinen Weg in die Hinterhöfe der Mainzer Straße suche, liege daran, dass dies vor der Begradigung das alte Bachbett gewesen sei. Ausgerechnet dort zu bauen, erscheint ihnen wie ein Schildbürgerstreich.

"Nun gut, auch die bestehenden Häuser, in denen Sie wohnen, sind einst gebaut worden", versuchte Lemm dies ein wenig zu relativieren. Insgesamt aber teilte er die geschilderten Sorgen.

Ein Dorn im Auge der Nachbarschaft ist das vermeintlich unterschiedliche Maß, mit dem seitens der Verwaltung gemessen werde: Einerseits werde seit Neuestem "die ordnungsbehördliche Peitsche rausgeholt, wenn beispielsweise Gartenhäuschen oder die Bepflanzung nicht dem Hochwasserschutz entsprechen; andererseits aber erteile man Baugenehmigungen im Hochwassergebiet, schimpften sie. Aus all diesen Gründen haben sie eine Bürgerinitiative gegründet und wollen gegen die Baugenehmigung klagen.

Gerhard Lemm erhofft sich von der Sitzung der Bezirksvertretung am 11. September Klarheit darüber, welche Art von Neubau überhaupt geplant sei und welche Auflagen dem Bauherrn gegebenenfalls gemacht wurden. Das Baurecht solle so lange ruhen, so fordert es der Grünen-Politiker, bis in Mehlem alle Hochwasserschutzmaßnahmen umgesetzt worden sind.

Eine Sprecherin der Stadtverwaltung unterstrich gestern auf Nachfrage, dass der Bauherr alle Auflagen nachgewiesen habe, die für ein Hochwassergebiet gelten.

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